11.09.2004, 13:28:04
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Gerade dieser Umstand (dass es in der deutschen Sprache beim Verb nichts Gleichartiges gibt) macht die richtige Verwendung der Formen im Griechischen so schwer. Nach entsprechender Erläuterung leuchtet einem die Unterscheidung ja ein. Aber die Hürde besteht darin, dass man diese Feinheiten (eben z.B.: einmaliges Einhängen, danach ständiges Bemühen, den Schritt anzupassen) ja in Sekundenbruchteilen realisieren muss, wenn man einen solchen Sachverhalt (mündlich) richtig wiedergeben will. (Beim Schreiben hat man etwas mehr Zeit darüber nachzudenken, ob jetzt Aorist oder Paratatikos stehen muss.)
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*** Wenn du überhaupt eine Sekunde darüber nachdenken musst, hast du die Unterscheidung Aorist/Paratatikos eigentlich noch nicht erlernt. Du solltest NICHT versuchen, zu analysieren, ob das Verb SELBST, das du verwenden willst, "logischerweise" im Aorist bzw. Paratatikó stehen muss. Statt dessen musst du das besondere Feeling assimilieren, das in den folgenden Sätzen ausgedrückt wird:
Er machte das gerade.
Er war gerade dabei, das zu machen.
Verstehst du nicht perfekt den Unterschied zwischen:
1. I went to Athens.
2. I was going to Athens.
??
1. ---> Ich bin nach Athen gegangen.
2. ---> Ich ging gerade nach Athen.
1 ist im Griechischen jeweils Aorist, 2 Paratatikos.
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Und das Frustrierende ist, dass schon bei derartig simplen Sätzen dieses Problem des Aspekts auftritt. Man kann also nicht einmal ganz einfache Dinge erzählen, ohne Gefahr zu laufen, eine grammatikalisch falsche Form zu verwenden.
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Doch. Man kann "ganz einfach Dinge erzählen", und zwar im Aorist. Und von diesem "Normalzustand", also "und dann hab' ich das und das gemacht, und dann bin ich da hingegangen, und dann hab' ich xyz genommen und..." (>--- alles Aorist), von diesem "Normalzustand" weichen dann also ganz bestimmte Fälle ab, die meistens auch im Deutschen mit zusätzlichen Adverbien o.ä. stark markiert werden, d.h. so:
... und dann STAND ich da GERADE...
... und dann WOLLTE ich GERADE um die Ecke gehen als...
... der hat dann aber IMMER gegen die Tür geklopft
... der hat dann aber DIE GANZE ZEIT gegen die Tür geklopft
... hör doch mal auf, STÄNDIG mit den Beinen zu schaukeln!
... früher GING ich IMMER in diese Kneipe hier
... früher bin ich IMMER in diese Kneipe hier gegangen
... ich hatte da GERADE den Niko gesucht
Hier habe ich auch die Verben im (deutschen) Präteritum hervorgehoben, da das ich solchen Fällen ebenfalls typisch ist.
Dann noch diese "Spezialverben", die den kontinuierlichen Aspekt auch im Deutschen quasi in sich tragen und daher auch im Deutschen sehr häufig im Präteritum gebraucht werden, statt wie beim Erzählen sonst üblich im Perfekt:
... ich dachte, dass...
... ich wollte ...
Ein "Vorschlag"...: Statt "logische" Überlegungen zu unternehmen, versuche den Aspekt "... STAND da GERADE ..." mit bestimmten lautlichen Erscheinungen "psychisch" zu verknüpfen: MEISTENS (nicht immer) gilt folgende Beziehung zwischen Aspekt und letztem Laut des Verbstamms:
+++ beim Aorist ("... bin ich gegangen"): Letzter Konsonant des Verbstamms phonetisch ein STIMMLOSES ("harter") "s", wie in "lassen" also (in der AUSSPRACHE; egal, was auf dem Papier steht).
+++ beim Paratatikos ("... ich GING da GERADE..."): ein STIMMHAFTER Konsonant, wie z.B. "s" wie in "Sahne" oder "w".
Mit diesen "stimmhaften" Konsonanten kann man kleine Melodien summen, mit stimmlosen nicht. Bei stimmlosen hört man nur Zischen, Hauchen usw. (nur noch mal zur Verdeutlichung).
Diese "weichen / stimmhaften" Endkonsonanten des Verbstamms stehen also meist für den durativen Aspekt ("... ich KAM da GERADE um die Ecke", "... hab' DIE GANZE ZEIT probiert zu ..."):
άνοιγα
έπαιζα
έκοβα
άφηνα
... während ein "hartes/scharfes/stimmloses" "-s-" für den "perfektiven Aspekt" (-> Aorist) ("... bin ich nach Athen gefahren...") steht:
άνοιξα ("anikS-a")
έπαιξα ("epekS-a")
έκοψα ("ekopS-a")
άφησα ("afiS-a")
Grüße...
Dimtri
PS: Der deutsche Originalsatz aus dem Roman verdeutlicht die Deutsche "Präteritumitis" in der erzählenden Literatur. NORMAL SPRECHEN tut ja so niemand. Wenn man alles im Präteritum erzählt, neutralisiert man natürlich sehr stark diese Aspekte. Der Übersetzer entscheidet da sozusagen nach eigenem Gefühl, wie er es übersetzt. Ich hätte z.B. in diesem Satz für "...und versuchte, ihren Schritt..." im Griechischen den Aorist verwendet.
Gerade dieser Umstand (dass es in der deutschen Sprache beim Verb nichts Gleichartiges gibt) macht die richtige Verwendung der Formen im Griechischen so schwer. Nach entsprechender Erläuterung leuchtet einem die Unterscheidung ja ein. Aber die Hürde besteht darin, dass man diese Feinheiten (eben z.B.: einmaliges Einhängen, danach ständiges Bemühen, den Schritt anzupassen) ja in Sekundenbruchteilen realisieren muss, wenn man einen solchen Sachverhalt (mündlich) richtig wiedergeben will. (Beim Schreiben hat man etwas mehr Zeit darüber nachzudenken, ob jetzt Aorist oder Paratatikos stehen muss.)
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*** Wenn du überhaupt eine Sekunde darüber nachdenken musst, hast du die Unterscheidung Aorist/Paratatikos eigentlich noch nicht erlernt. Du solltest NICHT versuchen, zu analysieren, ob das Verb SELBST, das du verwenden willst, "logischerweise" im Aorist bzw. Paratatikó stehen muss. Statt dessen musst du das besondere Feeling assimilieren, das in den folgenden Sätzen ausgedrückt wird:
Er machte das gerade.
Er war gerade dabei, das zu machen.
Verstehst du nicht perfekt den Unterschied zwischen:
1. I went to Athens.
2. I was going to Athens.
??
1. ---> Ich bin nach Athen gegangen.
2. ---> Ich ging gerade nach Athen.
1 ist im Griechischen jeweils Aorist, 2 Paratatikos.
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Und das Frustrierende ist, dass schon bei derartig simplen Sätzen dieses Problem des Aspekts auftritt. Man kann also nicht einmal ganz einfache Dinge erzählen, ohne Gefahr zu laufen, eine grammatikalisch falsche Form zu verwenden.
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Doch. Man kann "ganz einfach Dinge erzählen", und zwar im Aorist. Und von diesem "Normalzustand", also "und dann hab' ich das und das gemacht, und dann bin ich da hingegangen, und dann hab' ich xyz genommen und..." (>--- alles Aorist), von diesem "Normalzustand" weichen dann also ganz bestimmte Fälle ab, die meistens auch im Deutschen mit zusätzlichen Adverbien o.ä. stark markiert werden, d.h. so:
... und dann STAND ich da GERADE...
... und dann WOLLTE ich GERADE um die Ecke gehen als...
... der hat dann aber IMMER gegen die Tür geklopft
... der hat dann aber DIE GANZE ZEIT gegen die Tür geklopft
... hör doch mal auf, STÄNDIG mit den Beinen zu schaukeln!
... früher GING ich IMMER in diese Kneipe hier
... früher bin ich IMMER in diese Kneipe hier gegangen
... ich hatte da GERADE den Niko gesucht
Hier habe ich auch die Verben im (deutschen) Präteritum hervorgehoben, da das ich solchen Fällen ebenfalls typisch ist.
Dann noch diese "Spezialverben", die den kontinuierlichen Aspekt auch im Deutschen quasi in sich tragen und daher auch im Deutschen sehr häufig im Präteritum gebraucht werden, statt wie beim Erzählen sonst üblich im Perfekt:
... ich dachte, dass...
... ich wollte ...
Ein "Vorschlag"...: Statt "logische" Überlegungen zu unternehmen, versuche den Aspekt "... STAND da GERADE ..." mit bestimmten lautlichen Erscheinungen "psychisch" zu verknüpfen: MEISTENS (nicht immer) gilt folgende Beziehung zwischen Aspekt und letztem Laut des Verbstamms:
+++ beim Aorist ("... bin ich gegangen"): Letzter Konsonant des Verbstamms phonetisch ein STIMMLOSES ("harter") "s", wie in "lassen" also (in der AUSSPRACHE; egal, was auf dem Papier steht).
+++ beim Paratatikos ("... ich GING da GERADE..."): ein STIMMHAFTER Konsonant, wie z.B. "s" wie in "Sahne" oder "w".
Mit diesen "stimmhaften" Konsonanten kann man kleine Melodien summen, mit stimmlosen nicht. Bei stimmlosen hört man nur Zischen, Hauchen usw. (nur noch mal zur Verdeutlichung).
Diese "weichen / stimmhaften" Endkonsonanten des Verbstamms stehen also meist für den durativen Aspekt ("... ich KAM da GERADE um die Ecke", "... hab' DIE GANZE ZEIT probiert zu ..."):
άνοιγα
έπαιζα
έκοβα
άφηνα
... während ein "hartes/scharfes/stimmloses" "-s-" für den "perfektiven Aspekt" (-> Aorist) ("... bin ich nach Athen gefahren...") steht:
άνοιξα ("anikS-a")
έπαιξα ("epekS-a")
έκοψα ("ekopS-a")
άφησα ("afiS-a")
Grüße...
Dimtri
PS: Der deutsche Originalsatz aus dem Roman verdeutlicht die Deutsche "Präteritumitis" in der erzählenden Literatur. NORMAL SPRECHEN tut ja so niemand. Wenn man alles im Präteritum erzählt, neutralisiert man natürlich sehr stark diese Aspekte. Der Übersetzer entscheidet da sozusagen nach eigenem Gefühl, wie er es übersetzt. Ich hätte z.B. in diesem Satz für "...und versuchte, ihren Schritt..." im Griechischen den Aorist verwendet.