06.06.2003, 09:23:49
Hallo Ulli,
"ich erwarte auch kein paradies, aber frage mich wie millionen griechen ohne euren damaligen spitzenlohn leben"
Genau das habe ich mich von Anfang an auch gefragt, und daher sehr genau die griechischen Kollegen / Kolleginnen und Nachbarn "beobachtet" und, wo es möglich war, befragt.
Die Familien wohnten in für meine Verhältnisse in sehr kleinen Häusern / Wohnungen, teilweise ohne Zentralheizung, was im Winter sehr, sehr unangenehm war. Sie wohnten vor allem sehr oft mit Eltern bzw. abhjängig von der Familie, damit von den Eltern / Schwiegereltern.
Da wo wir wohnten, haben fast alle jungen Frauen und Mütter gearbeitet, die Großeltern erzogen die Kinder.
Einzig zwei Kolleginnen waren einmal sehr ehrlich uns gegenüber, es fielen Sätze wie: "in Deutschland kann man sich Freunde aussuchen, hier müssen wir leben, wie unsere Eltern es wollen. Ohne Familie bist Du aufgeschmissen."
Dieser Familienzusammenhalt wird ja gerade hier in Deutschland so oft als fehlend beklagt, allerdings bin ich halt auch nicht mehr bereit, mir mein Leben im Sinne meiner Eltern oder Schwiegereltern auszurichten.
Wenn Du sagst, Du brauchst keinen materiellen Luxus: durch die vielen Häuser und Wohnungen ohne Zentralheizung wurden die Kamine bei uns im Dorf im Winter mit allem beheizt, was brannte. Es stank an manchen Tagen so unerträglich nach verbrannten Kunststoffen, dass ich meinen Sohn in der Wohnung behielt. Im Kindergarten kamen Kinder ohne Schuhe an, es wurden sehr gerne Spenden angenommen.
Das sind die Dinge, die ich meinte, als ich schrieb, ich lernte vieles neu zu schätzen: auch fließend Wasser war nicht in allen Häusern vorhanden, oder die Toilette im Garten (wir hatten auch Minustemperaturen und Schnee in dem Winter).
Deine Frage hieß ja auch, ob nur "reiche" Deutsche auswandern, für uns bedeutete das: in Griechenland waren wir in der Lage, einen für uns normalen Lebensstil in einer für uns normalen 3 Zimmer Wohnung mit warmen Wasser und Heizung zu führen.
In Deutschland wären wir mit dem Geld fast wohlhabend gewesen (mir kommt hier immer noch alles so billig vor, richtig schön <img src="icons/icon12.gif" alt=")" border=0 align=absmiddle>
Und nochwas: WIE einige Tausend Griechen ohne "unseren Spitzenlohn" leben, kannst Du sehr gut sehen, wenn Du einmal wachen Auges in den Städten, gerade Thessaloniki, durch die entsprechenden Bezirke gehst.
Diese Armut hat mich sehr oft bedrückt.
Liebe Grüße nach Hamburg
Birgit
"ich erwarte auch kein paradies, aber frage mich wie millionen griechen ohne euren damaligen spitzenlohn leben"
Genau das habe ich mich von Anfang an auch gefragt, und daher sehr genau die griechischen Kollegen / Kolleginnen und Nachbarn "beobachtet" und, wo es möglich war, befragt.
Die Familien wohnten in für meine Verhältnisse in sehr kleinen Häusern / Wohnungen, teilweise ohne Zentralheizung, was im Winter sehr, sehr unangenehm war. Sie wohnten vor allem sehr oft mit Eltern bzw. abhjängig von der Familie, damit von den Eltern / Schwiegereltern.
Da wo wir wohnten, haben fast alle jungen Frauen und Mütter gearbeitet, die Großeltern erzogen die Kinder.
Einzig zwei Kolleginnen waren einmal sehr ehrlich uns gegenüber, es fielen Sätze wie: "in Deutschland kann man sich Freunde aussuchen, hier müssen wir leben, wie unsere Eltern es wollen. Ohne Familie bist Du aufgeschmissen."
Dieser Familienzusammenhalt wird ja gerade hier in Deutschland so oft als fehlend beklagt, allerdings bin ich halt auch nicht mehr bereit, mir mein Leben im Sinne meiner Eltern oder Schwiegereltern auszurichten.
Wenn Du sagst, Du brauchst keinen materiellen Luxus: durch die vielen Häuser und Wohnungen ohne Zentralheizung wurden die Kamine bei uns im Dorf im Winter mit allem beheizt, was brannte. Es stank an manchen Tagen so unerträglich nach verbrannten Kunststoffen, dass ich meinen Sohn in der Wohnung behielt. Im Kindergarten kamen Kinder ohne Schuhe an, es wurden sehr gerne Spenden angenommen.
Das sind die Dinge, die ich meinte, als ich schrieb, ich lernte vieles neu zu schätzen: auch fließend Wasser war nicht in allen Häusern vorhanden, oder die Toilette im Garten (wir hatten auch Minustemperaturen und Schnee in dem Winter).
Deine Frage hieß ja auch, ob nur "reiche" Deutsche auswandern, für uns bedeutete das: in Griechenland waren wir in der Lage, einen für uns normalen Lebensstil in einer für uns normalen 3 Zimmer Wohnung mit warmen Wasser und Heizung zu führen.
In Deutschland wären wir mit dem Geld fast wohlhabend gewesen (mir kommt hier immer noch alles so billig vor, richtig schön <img src="icons/icon12.gif" alt=")" border=0 align=absmiddle>
Und nochwas: WIE einige Tausend Griechen ohne "unseren Spitzenlohn" leben, kannst Du sehr gut sehen, wenn Du einmal wachen Auges in den Städten, gerade Thessaloniki, durch die entsprechenden Bezirke gehst.
Diese Armut hat mich sehr oft bedrückt.
Liebe Grüße nach Hamburg
Birgit