31.01.2005, 11:14:48
Hallo Alexandra,
Gabriela und Udo haben ja schon zu Einzelaspekten geantwortet. Ich kann nur ueber Athen reden und dort hechelt man tatsaechlich dem Geld hinterher: die Lebenshaltungskosten sind genauso hoch, wenn nicht hoeher als in D, die Gehaelter aber deutlich niedriger.
Wenn *mich* jemand fragt, weshalb ich dann nicht nach D zurueckgehe - wo dieser Aspekt des Lebens tatsaechlich viel leichter ist, dann ist mein Argument auch immer das bessere Wetter und die Strandnaehe.
Wenn Du Deinen Plan gut informiert und zielstrebig (und ohne Flausen im Kopf) angehst, kannst Du mit einer guten Ausbildung auf jeden Fall ein Bein auf den Boden kriegen. Sieh deshalb zu, dass Du auch die Sprache lernst, ohne Sprachkenntnisse bist Du verloren.
Ob Alleinerziehende schief angeschaut werden? Das ist wohl nicht das Hauptproblem. Man ist eher der Meinung, eine Alleinerziehende kann hier nicht ueberleben. Aus diesem Grunde wollte mir sogar der zustaendige Beamte die Aufenthaltserlaubnis verweigern
In Athen ist es weniger ein Stigma, alleinerziehend zu sein, sondern eine Geld- und Zeitfrage. Von einem Gehalt allein kann man hier nur schwer ueberleben, weshalb ja fast alle in Grossfamilien leben - zumindest aber bei den Eltern, bis man heiratet. Und selbst dann leben die Eltern und Kinder oft zusammen. Eine Alleinerziehende kann aber keine 2 Gehaelter produzieren, wie auch?
Dann sind Kinder richtig teuer. Entweder, man schickt sie auf eine Privatschule oder gibt das gleiche Geld fuer Frontistiria aus. Staatliche Kindergaerten sind fast nicht vorhanden und wenn, dann Verwahranstalten - private Kindergaerten ebenfalls selten und grottenteuer. Also muss man (so ist's ueblich) eine Betreuung einstellen. Schulbusse und Schulmaterialien nicht vergessen...
Das sind also schon mal nur fuer Schule und Betreuung schlappe 1000 Euro (moegen auch 800 sein). Im Monat!
Kinderkleidung ist wahnwitzig teuer, ebenso Spielzeug, wie auch jedes Freizeitvergnuegen (Kinokarte inzwischen 8.40 Euro!)
Arbeitet man selbstaendig, kommt die Pflichtkrankenversicherung hinzu, die bei rund 170 Euro anfaengt und jeden Monat etwas teurer wird. Natuerlich braucht man ein Auto, sonst sind Einkaeufe etc. nicht zu bewaeltigen.
Wie gesagt, zumindest in Athen wird man nicht schief angeschaut, aber jeder hat diese Zahlen im Hinterkopf und weiss, dass es meistens die Alleinerziehende ist, die an der Armutsgrenze rumkrebst.
Was auch, wenn sie ihren Job verliert? Hier herrscht hire-and-fire-Mentalitaet. Die offizielle Durchschnittsarbeitszeit in GR liegt bei 48 Stunden (plus Fahrwege!!!!) Eine Alleinerziehende ist oft gehandicapt: da sind Kinder krank, haben Probleme, sie muss zum monatlichen Elterngespraech, sie muss sich um dieses und jenes und das andere kuemmern und ist nicht so flexibel einsetzbar wie jemand, der eben unabhaengiger ist. Die alleinerziehende ist nicht wie in D sozial geschuetzt, sondern im Gegenteil, staendig auf der Abschussliste.
Und wenn sie ihren Job verliert, gibt es hoechstens 300 Euro Arbeitslosenhilfe und keine Sozialhilfe.
*Das* sind die wirklichen Probleme, sie sind ganz handfest und real. Und haben nichts mit irgendwelchen "Schiefanguckereien" zu tun. Als Alleinerziehende in GR zu leben heisst, staendig auf den Rand des Vulkans zu tanzen. Und entweder aus Ueberforderung und Erscoepfung zusammenzubrechen oder ganz einfach in Armut unterzugehen.
Nicht angesprochen habe ich alle moeglichen rein organisatorischen Probleme, denen man in GR dauernd ausgesetzt ist und fuer die man Sprachkenntnisse braucht. Eine Alleinerziehende ohne Sprachkenntnisse bringt sich in eine fatale Situation, sie ist naemlich ueber alle oben genannten Schcwierigkeiten hinaus, total hilflos und braucht staendig jemanden, der ihr beisteht - zumindest einen bezahlten Uebersetzer. Oder Behoerden-Go-For. Es ist absoluter Selbstmord, das zu ignorieren.
Man kann das alles schaffen, natuerlich kann man das. Man kann immer alles schaffen, was man will. Nur dazu muss man das erstmal wollen, aus tiefstem Herzen. Und deshalb sagte ich vorher: wer in D schon ueberfordert ist, der geht in GR garantiert unter.
Denn neben allen erwaehnten ganz praktischen Dingen muss man sich schnellstmoeglichst ein Network aufbauen, dazu muss man halt positiv sein Hier hat jeder genug eigene Probleme, keiner bindet sich freiwillig auch noch die Probleme anderer ans Bein, der vor lauter Traeumerei mit offenen Augen ins Messer gerannt ist.
Tja, wir sagen es ja immer wieder: Es moege keiner nach GR auswandern, der nicht einen sicheren Arbeitsvertrag in der Tasche hat oder das Geld, mindestens (!) 1 Jahr zu ueberleben. Sprachkenntnisse sollte man sich moeglichst vorher schon aneignen, damit wenigstens an der Front den Ruecken frei hat.
Uebrigens: ich uebertreibe *nicht*. Und "schaffen" kann das jede/r - aber sie/er muss eine gehoerige Portion Kraft, Durchhaltevermoegen und den festen Willen mitbringen, sich gegen alle Widerstaende ein angenehmes Leben mit Strandzugang aufzubauen.
Gruss, Carmen
Strandurlaube in GR finde ich auch immer wieder schoen, sie haben bloss absolut nichts mit der griechischen Wirklichkeit zu tun, glaub's mir
Gruss, Carmen
Gabriela und Udo haben ja schon zu Einzelaspekten geantwortet. Ich kann nur ueber Athen reden und dort hechelt man tatsaechlich dem Geld hinterher: die Lebenshaltungskosten sind genauso hoch, wenn nicht hoeher als in D, die Gehaelter aber deutlich niedriger.
Wenn *mich* jemand fragt, weshalb ich dann nicht nach D zurueckgehe - wo dieser Aspekt des Lebens tatsaechlich viel leichter ist, dann ist mein Argument auch immer das bessere Wetter und die Strandnaehe.
Wenn Du Deinen Plan gut informiert und zielstrebig (und ohne Flausen im Kopf) angehst, kannst Du mit einer guten Ausbildung auf jeden Fall ein Bein auf den Boden kriegen. Sieh deshalb zu, dass Du auch die Sprache lernst, ohne Sprachkenntnisse bist Du verloren.
Ob Alleinerziehende schief angeschaut werden? Das ist wohl nicht das Hauptproblem. Man ist eher der Meinung, eine Alleinerziehende kann hier nicht ueberleben. Aus diesem Grunde wollte mir sogar der zustaendige Beamte die Aufenthaltserlaubnis verweigern
In Athen ist es weniger ein Stigma, alleinerziehend zu sein, sondern eine Geld- und Zeitfrage. Von einem Gehalt allein kann man hier nur schwer ueberleben, weshalb ja fast alle in Grossfamilien leben - zumindest aber bei den Eltern, bis man heiratet. Und selbst dann leben die Eltern und Kinder oft zusammen. Eine Alleinerziehende kann aber keine 2 Gehaelter produzieren, wie auch?
Dann sind Kinder richtig teuer. Entweder, man schickt sie auf eine Privatschule oder gibt das gleiche Geld fuer Frontistiria aus. Staatliche Kindergaerten sind fast nicht vorhanden und wenn, dann Verwahranstalten - private Kindergaerten ebenfalls selten und grottenteuer. Also muss man (so ist's ueblich) eine Betreuung einstellen. Schulbusse und Schulmaterialien nicht vergessen...
Das sind also schon mal nur fuer Schule und Betreuung schlappe 1000 Euro (moegen auch 800 sein). Im Monat!
Kinderkleidung ist wahnwitzig teuer, ebenso Spielzeug, wie auch jedes Freizeitvergnuegen (Kinokarte inzwischen 8.40 Euro!)
Arbeitet man selbstaendig, kommt die Pflichtkrankenversicherung hinzu, die bei rund 170 Euro anfaengt und jeden Monat etwas teurer wird. Natuerlich braucht man ein Auto, sonst sind Einkaeufe etc. nicht zu bewaeltigen.
Wie gesagt, zumindest in Athen wird man nicht schief angeschaut, aber jeder hat diese Zahlen im Hinterkopf und weiss, dass es meistens die Alleinerziehende ist, die an der Armutsgrenze rumkrebst.
Was auch, wenn sie ihren Job verliert? Hier herrscht hire-and-fire-Mentalitaet. Die offizielle Durchschnittsarbeitszeit in GR liegt bei 48 Stunden (plus Fahrwege!!!!) Eine Alleinerziehende ist oft gehandicapt: da sind Kinder krank, haben Probleme, sie muss zum monatlichen Elterngespraech, sie muss sich um dieses und jenes und das andere kuemmern und ist nicht so flexibel einsetzbar wie jemand, der eben unabhaengiger ist. Die alleinerziehende ist nicht wie in D sozial geschuetzt, sondern im Gegenteil, staendig auf der Abschussliste.
Und wenn sie ihren Job verliert, gibt es hoechstens 300 Euro Arbeitslosenhilfe und keine Sozialhilfe.
*Das* sind die wirklichen Probleme, sie sind ganz handfest und real. Und haben nichts mit irgendwelchen "Schiefanguckereien" zu tun. Als Alleinerziehende in GR zu leben heisst, staendig auf den Rand des Vulkans zu tanzen. Und entweder aus Ueberforderung und Erscoepfung zusammenzubrechen oder ganz einfach in Armut unterzugehen.
Nicht angesprochen habe ich alle moeglichen rein organisatorischen Probleme, denen man in GR dauernd ausgesetzt ist und fuer die man Sprachkenntnisse braucht. Eine Alleinerziehende ohne Sprachkenntnisse bringt sich in eine fatale Situation, sie ist naemlich ueber alle oben genannten Schcwierigkeiten hinaus, total hilflos und braucht staendig jemanden, der ihr beisteht - zumindest einen bezahlten Uebersetzer. Oder Behoerden-Go-For. Es ist absoluter Selbstmord, das zu ignorieren.
Man kann das alles schaffen, natuerlich kann man das. Man kann immer alles schaffen, was man will. Nur dazu muss man das erstmal wollen, aus tiefstem Herzen. Und deshalb sagte ich vorher: wer in D schon ueberfordert ist, der geht in GR garantiert unter.
Denn neben allen erwaehnten ganz praktischen Dingen muss man sich schnellstmoeglichst ein Network aufbauen, dazu muss man halt positiv sein Hier hat jeder genug eigene Probleme, keiner bindet sich freiwillig auch noch die Probleme anderer ans Bein, der vor lauter Traeumerei mit offenen Augen ins Messer gerannt ist.
Tja, wir sagen es ja immer wieder: Es moege keiner nach GR auswandern, der nicht einen sicheren Arbeitsvertrag in der Tasche hat oder das Geld, mindestens (!) 1 Jahr zu ueberleben. Sprachkenntnisse sollte man sich moeglichst vorher schon aneignen, damit wenigstens an der Front den Ruecken frei hat.
Uebrigens: ich uebertreibe *nicht*. Und "schaffen" kann das jede/r - aber sie/er muss eine gehoerige Portion Kraft, Durchhaltevermoegen und den festen Willen mitbringen, sich gegen alle Widerstaende ein angenehmes Leben mit Strandzugang aufzubauen.
Gruss, Carmen
Strandurlaube in GR finde ich auch immer wieder schoen, sie haben bloss absolut nichts mit der griechischen Wirklichkeit zu tun, glaub's mir
Gruss, Carmen