17.10.2004, 23:22:47
Hallo Jürgen,
ich wollte hier ja nicht mehr schreiben. So ganz passe ich nun nicht in dieses Auswandererforum, da meine Auswanderung schon so lange zurückliegt.
Aber zur Situation der sog. Auslandsgriechen-Rückkehrer denke ich, doch eine Menge sagen und erklären zu können, sind wir doch schon seit mehr als 20 Jahren hierin involviert.
Jürgen, ich habe mir mal Deine Homepage angeschaut und sehe, dass Ihr Euch mit Euren Vermietungen (finanziell) wohl recht gut in Griechenland etabliert habt. Ich hoffe, ich werde hier ob dieser Aussage nicht in die „Neiderecke“ plaziert. Grund dafür gibt’s keinen, da Vermietungen eher nicht unser Ding sind und wir aufgrund der beruflichen Vorbelastung unsere Chancen in früheren Jahren rein pragmatisch woanders gesehen und unsere Entscheidung eigentlich bis heute nie bereut haben.
Ich persönlich nehme die „emotionalen Ausbrüche“ der Rückkehrer-Griechen hier im Forum sehr ernst, bin mitunter sogar bereit gewesen, hier den Prellbock abzugeben, mal ist mir der Nazistempel verpasst worden, mal wurden wir der linksradikalen Fraktion zugeordnet (Unsere Freunde würden sich wahrscheinlich den Bauch halten vor Lachen, wenn ich ihnen davon berichten würde.).
Anfang der 80er Jahre kamen wir nach Deutschland. Ich nach einiger Zeit Athen-Aufenthalts zusammen mit meinem Mann, gebürtigem Athener, der sich nach Studienabschluss und Militärdienst zwecks beruflicher Weiterbildung für das Ausland entschieden hatte. In den ersten Jahren seines Aufenthalts in Deutschland hat er sich ein Zubrot verdient, indem er an einem staatlichen Integrationsprogramm für ausländische Kinder mitgewirkt hat. Zudem hat er griechische Schulkinder, die vorhatten nach Griechenland zurückzukehren, um dort zu studieren, auf die damals erforderliche Panhellenische Prüfung vorbereitet.
Zu einigen dieser damaligen Kinder und heute jungen Erwachsenen besteht noch enger Kontakt. Und wir haben über die Jahre all die Schwierigkeiten mitbekommen, mit denen Rückkehrer zu kämpfen hatten bzw. heute noch zu kämpfen haben (diejenigen, die erst später zurückgekehrt sind).
Rückkehrer der zweiten Generation haben es doppelt so schwer als in Griechenland aufgewachsene Griechen. Sie sind nicht nur mentalitätsmässig verfremdet, sondern oft fehlt ihnen auch das gewachsene Sozialnetz (mésa), ohne das in Griechenland nichts funktioniert. Hinzu kommt häufig der Druck seitens der Familie, die der eigentliche Auslöser für die Übersiedlung nach Griechenland ist, d.h. die Rückkehr war oft nicht selbstbestimmt, sondern aufgezwungen und unter Zwang tut man sich eben auch schwerer. Aufgrund ihrer „Andersartigkeit“ sind diese Rückkehrer seitens ihrer Landsleute oft auch Ausgrenzungen ausgesetzt.
Ich oder wir (mein Mann), beide übrigens griechische Staatsbürger, können diese emotionalen Ausbrüche nachvollziehen.
Jürgen, es ist sicher leicht, aus einer materiell gesicherten Position heraus zu urteilen.
Hier möchte ich doch gerne Regina aus dem Thread „Was hält mich hier?“ zitieren: „Griechen meinen: wer genug Kohle hat, kann hier auch ganz gut leben“. Was glaubst Du, wie oft ich diesen Satz gehört habe, als ich vor mehr als einem Vierteljahrhundert in Athen angekommen bin. Oft waren das sogar potentielle Vorgesetzte, die mir dringend anrieten, das Land wieder zu verlassen.
Ach, und was Tobi’s Aussage zum Umgang mit Tieren angeht, für uns, auch für den waschechten, gebürtigen Griechen u.a. ein Grund, dem Heimatland den Rücken zu kehren bis auf die familiären Verpflichtungen, sprich gelegentlichen Besuche in Athen.
Wie gesagt, ich gehöre zwar nicht zum Kreis der Auswanderungswilligen bzw. gerade Ausgewanderten, habe allerdings bei Deinen Aussagen das Gefühl, das Du noch lange nicht in die griechische Realität vorgedrungen bist.
Gruss Inge
ich wollte hier ja nicht mehr schreiben. So ganz passe ich nun nicht in dieses Auswandererforum, da meine Auswanderung schon so lange zurückliegt.
Aber zur Situation der sog. Auslandsgriechen-Rückkehrer denke ich, doch eine Menge sagen und erklären zu können, sind wir doch schon seit mehr als 20 Jahren hierin involviert.
Jürgen, ich habe mir mal Deine Homepage angeschaut und sehe, dass Ihr Euch mit Euren Vermietungen (finanziell) wohl recht gut in Griechenland etabliert habt. Ich hoffe, ich werde hier ob dieser Aussage nicht in die „Neiderecke“ plaziert. Grund dafür gibt’s keinen, da Vermietungen eher nicht unser Ding sind und wir aufgrund der beruflichen Vorbelastung unsere Chancen in früheren Jahren rein pragmatisch woanders gesehen und unsere Entscheidung eigentlich bis heute nie bereut haben.
Ich persönlich nehme die „emotionalen Ausbrüche“ der Rückkehrer-Griechen hier im Forum sehr ernst, bin mitunter sogar bereit gewesen, hier den Prellbock abzugeben, mal ist mir der Nazistempel verpasst worden, mal wurden wir der linksradikalen Fraktion zugeordnet (Unsere Freunde würden sich wahrscheinlich den Bauch halten vor Lachen, wenn ich ihnen davon berichten würde.).
Anfang der 80er Jahre kamen wir nach Deutschland. Ich nach einiger Zeit Athen-Aufenthalts zusammen mit meinem Mann, gebürtigem Athener, der sich nach Studienabschluss und Militärdienst zwecks beruflicher Weiterbildung für das Ausland entschieden hatte. In den ersten Jahren seines Aufenthalts in Deutschland hat er sich ein Zubrot verdient, indem er an einem staatlichen Integrationsprogramm für ausländische Kinder mitgewirkt hat. Zudem hat er griechische Schulkinder, die vorhatten nach Griechenland zurückzukehren, um dort zu studieren, auf die damals erforderliche Panhellenische Prüfung vorbereitet.
Zu einigen dieser damaligen Kinder und heute jungen Erwachsenen besteht noch enger Kontakt. Und wir haben über die Jahre all die Schwierigkeiten mitbekommen, mit denen Rückkehrer zu kämpfen hatten bzw. heute noch zu kämpfen haben (diejenigen, die erst später zurückgekehrt sind).
Rückkehrer der zweiten Generation haben es doppelt so schwer als in Griechenland aufgewachsene Griechen. Sie sind nicht nur mentalitätsmässig verfremdet, sondern oft fehlt ihnen auch das gewachsene Sozialnetz (mésa), ohne das in Griechenland nichts funktioniert. Hinzu kommt häufig der Druck seitens der Familie, die der eigentliche Auslöser für die Übersiedlung nach Griechenland ist, d.h. die Rückkehr war oft nicht selbstbestimmt, sondern aufgezwungen und unter Zwang tut man sich eben auch schwerer. Aufgrund ihrer „Andersartigkeit“ sind diese Rückkehrer seitens ihrer Landsleute oft auch Ausgrenzungen ausgesetzt.
Ich oder wir (mein Mann), beide übrigens griechische Staatsbürger, können diese emotionalen Ausbrüche nachvollziehen.
Jürgen, es ist sicher leicht, aus einer materiell gesicherten Position heraus zu urteilen.
Hier möchte ich doch gerne Regina aus dem Thread „Was hält mich hier?“ zitieren: „Griechen meinen: wer genug Kohle hat, kann hier auch ganz gut leben“. Was glaubst Du, wie oft ich diesen Satz gehört habe, als ich vor mehr als einem Vierteljahrhundert in Athen angekommen bin. Oft waren das sogar potentielle Vorgesetzte, die mir dringend anrieten, das Land wieder zu verlassen.
Ach, und was Tobi’s Aussage zum Umgang mit Tieren angeht, für uns, auch für den waschechten, gebürtigen Griechen u.a. ein Grund, dem Heimatland den Rücken zu kehren bis auf die familiären Verpflichtungen, sprich gelegentlichen Besuche in Athen.
Wie gesagt, ich gehöre zwar nicht zum Kreis der Auswanderungswilligen bzw. gerade Ausgewanderten, habe allerdings bei Deinen Aussagen das Gefühl, das Du noch lange nicht in die griechische Realität vorgedrungen bist.
Gruss Inge