24.02.2016, 19:56:36
so, ich hatte es ja angedroht, einen Ausschnitt aus einem meiner Bücher über Halkidiki hier zu posten. Also mein letzter Reiseführer "Sithonia, die Perle Halkidikis" beginnt folgendermaßen:
(Leseproben aus allen Büchern: www.halkidiki.jimdo.com)
Die meisten Urlauber lassen sich schon seit Jahren hier einfliegen, nein, nicht direkt nach Sarti, das fehlt uns noch, dass irgendein Krösus auf die Idee kommt, hier ne Landepiste in unsere traumhafte Landschaft hinein zu betonieren. Hatte ich eigentlich schon ein Wort über die Halbinsel überhaupt verloren? Ich setze einfach ohne große Überlegung voraus, dass Sie zu den berühmten Wiederholungstätern gehören, die Jahr für Jahr unsere Gegend heimsuchen. „Einmal Sarti, immer Sarti“ Dieser „Schlachtruf“ wurde von den Rufis geboren, liebliche Teenager, die auch jedes Jahr von einem großen deutschen Reiseveranstalter hier angekarrt wurden. Schließlich bin ich ja selber hier hängen geblieben, nachdem ich zehn Jahre lang jeden Mai Sarti unsicher gemacht hatte. Warum aber genau an diesem Flecken, der doch im Hochsommer manchmal versucht, wie Mallorca zu wirken? Zum Glück ist das Dorf meilenweit von der spanischen Insel entfernt, nicht nur geographisch, meine ich. Die Ballermänner fehlen hier gänzlich, mir allerdings überhaupt nicht.
Was hat mich also bewogen, hier meine Zelte aufzuschlagen? Es war tatsächlich mein Zelt, was ich im Frühjahr 1980 in Portocalli aufschlug, damals war ich noch nahezu allein in dieser schönsten Bucht, die ich in weitem Umkreis kenne. Und wenn ich mich bemühe genau nachzuforschen, dann fällt mir ein zerfurchter Greis ein, der mich, den damals einzigen Fremden im Ort, überraschend mit Obst aus seinem Garten bewarf, seine Art, mir gegenüber zu bekunden, dass er sich freue. Ich als Nordländer musste das zunächst als fremdenfeindlich einstufen. Erst als er mir die unvermeidliche Plastiktüte über den Zaun reichte – nein, mir fällt grad ein, dass es keinerlei Zäune gab zu der Zeit, ebenso wenig wie auf dem Land, wo alle Tiere noch total frei herumliefen – und mich aufforderte, so viel Obst einzusacken, wie ich wollte. Es heißt tatsächlich Plastiksack statt -tüte in Griechisch. Danach musste ich mich neben ihn in seinem Garten auf die obligatorische Bank setzen, einen „elliniko“ (kleinen griechischen Kaffee) trinken und natürlich nahm er mich danach an die Hand, führte mich wie eine Trophäe, die ich ja wohl für ihn auch war, durchs Dorf, um mich allen, denen er in der kurzen Zeit habhaft werden konnte, voller Stolz zu präsentieren. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass ich den gesamten Tag in diesem gastfreundlichen Dorf verweilte, verweilen musste, weil ich ja auch noch bei Despina, bei Athanasio, bei Dimitri und wer weiß noch wo einen Kaffee trinken musste. Der Abend nahte und damit das Essen. Ich lernte die Parea kennen und den Tsipouro. Erstere nennt sich so, wenn Freunde zwanglos, das heißt ohne Einladung und ohne ersichtlichen Grund zusammenfinden und das zweite wurde von da an mein Lebenselixier. Wer mich kennt, kann das nur bestätigen: Hatte ich bis dahin das griechische Nationalgetränk Ouzo kennen und lieben gelernt, ab diesem Datum trank ich es nie wieder, so bin ich diesem Tresterschnaps, der aus dem Restwein im späten September gewonnen wird, ähnlich dem Grappa in Italien, verfallen. Tsipouro hat einige Umdrehungen mehr als sein harmloser Kollege Ouzo: zwischen 55 und fast 70 Prozent. Einem Deutschen, und nicht nur ihm, der sich also daran mal versuchen möchte, sei empfohlen, ihn anfangs höchstens mal zu nippen, denn das teutonisch mutige Ex- und Hopp-Gebaren ist hier irgendwie fehl am Platze. Überhaupt genießt der Grieche seine Mahlzeiten gänzlich anders: Er dehnt sie aus, man lässt sich Zeit, es gibt keine festen Zeiten, von Zeit zu Zeit kommen Freunde vorbei und nehmen sowohl am Schmaus als auch an der Unterhaltung teil. Überdies hat man den Eindruck, es gehe gar nicht ums Sattwerden, die Parea steht im Mittelpunkt, man tauscht die neuesten Nachrichten aus, auch der Klatsch kommt nicht zu kurz, es ist also eine kurzweilige und äußerst familiäre Art, seinen Tag zu verbringen. Und da es, wenigstens im Sommer, am Tag einfach zu heiß zum Essen ist, trifft man sich abends, am liebsten nicht vor halb elf...
(Leseproben aus allen Büchern: www.halkidiki.jimdo.com)
Die meisten Urlauber lassen sich schon seit Jahren hier einfliegen, nein, nicht direkt nach Sarti, das fehlt uns noch, dass irgendein Krösus auf die Idee kommt, hier ne Landepiste in unsere traumhafte Landschaft hinein zu betonieren. Hatte ich eigentlich schon ein Wort über die Halbinsel überhaupt verloren? Ich setze einfach ohne große Überlegung voraus, dass Sie zu den berühmten Wiederholungstätern gehören, die Jahr für Jahr unsere Gegend heimsuchen. „Einmal Sarti, immer Sarti“ Dieser „Schlachtruf“ wurde von den Rufis geboren, liebliche Teenager, die auch jedes Jahr von einem großen deutschen Reiseveranstalter hier angekarrt wurden. Schließlich bin ich ja selber hier hängen geblieben, nachdem ich zehn Jahre lang jeden Mai Sarti unsicher gemacht hatte. Warum aber genau an diesem Flecken, der doch im Hochsommer manchmal versucht, wie Mallorca zu wirken? Zum Glück ist das Dorf meilenweit von der spanischen Insel entfernt, nicht nur geographisch, meine ich. Die Ballermänner fehlen hier gänzlich, mir allerdings überhaupt nicht.
Was hat mich also bewogen, hier meine Zelte aufzuschlagen? Es war tatsächlich mein Zelt, was ich im Frühjahr 1980 in Portocalli aufschlug, damals war ich noch nahezu allein in dieser schönsten Bucht, die ich in weitem Umkreis kenne. Und wenn ich mich bemühe genau nachzuforschen, dann fällt mir ein zerfurchter Greis ein, der mich, den damals einzigen Fremden im Ort, überraschend mit Obst aus seinem Garten bewarf, seine Art, mir gegenüber zu bekunden, dass er sich freue. Ich als Nordländer musste das zunächst als fremdenfeindlich einstufen. Erst als er mir die unvermeidliche Plastiktüte über den Zaun reichte – nein, mir fällt grad ein, dass es keinerlei Zäune gab zu der Zeit, ebenso wenig wie auf dem Land, wo alle Tiere noch total frei herumliefen – und mich aufforderte, so viel Obst einzusacken, wie ich wollte. Es heißt tatsächlich Plastiksack statt -tüte in Griechisch. Danach musste ich mich neben ihn in seinem Garten auf die obligatorische Bank setzen, einen „elliniko“ (kleinen griechischen Kaffee) trinken und natürlich nahm er mich danach an die Hand, führte mich wie eine Trophäe, die ich ja wohl für ihn auch war, durchs Dorf, um mich allen, denen er in der kurzen Zeit habhaft werden konnte, voller Stolz zu präsentieren. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass ich den gesamten Tag in diesem gastfreundlichen Dorf verweilte, verweilen musste, weil ich ja auch noch bei Despina, bei Athanasio, bei Dimitri und wer weiß noch wo einen Kaffee trinken musste. Der Abend nahte und damit das Essen. Ich lernte die Parea kennen und den Tsipouro. Erstere nennt sich so, wenn Freunde zwanglos, das heißt ohne Einladung und ohne ersichtlichen Grund zusammenfinden und das zweite wurde von da an mein Lebenselixier. Wer mich kennt, kann das nur bestätigen: Hatte ich bis dahin das griechische Nationalgetränk Ouzo kennen und lieben gelernt, ab diesem Datum trank ich es nie wieder, so bin ich diesem Tresterschnaps, der aus dem Restwein im späten September gewonnen wird, ähnlich dem Grappa in Italien, verfallen. Tsipouro hat einige Umdrehungen mehr als sein harmloser Kollege Ouzo: zwischen 55 und fast 70 Prozent. Einem Deutschen, und nicht nur ihm, der sich also daran mal versuchen möchte, sei empfohlen, ihn anfangs höchstens mal zu nippen, denn das teutonisch mutige Ex- und Hopp-Gebaren ist hier irgendwie fehl am Platze. Überhaupt genießt der Grieche seine Mahlzeiten gänzlich anders: Er dehnt sie aus, man lässt sich Zeit, es gibt keine festen Zeiten, von Zeit zu Zeit kommen Freunde vorbei und nehmen sowohl am Schmaus als auch an der Unterhaltung teil. Überdies hat man den Eindruck, es gehe gar nicht ums Sattwerden, die Parea steht im Mittelpunkt, man tauscht die neuesten Nachrichten aus, auch der Klatsch kommt nicht zu kurz, es ist also eine kurzweilige und äußerst familiäre Art, seinen Tag zu verbringen. Und da es, wenigstens im Sommer, am Tag einfach zu heiß zum Essen ist, trifft man sich abends, am liebsten nicht vor halb elf...
Die ganze Welt ist ein Irrenhaus, wers nicht glaubt, sollte sich nur sorgfältig umschauen!