20.02.2015, 17:55:01
Dann schreibe ich kurz noch einmal etwas selber. Hat gestern Abend jemand Maybrit Illner gesehen? Die Sendung war ausgesprochen lehrreich. Anwesend waren zwei Politiker (Markus Söder und Oskar Lafontaine), zwei Volkswirtschaftler und eine griechische Publizistin, die in Deutschland lebt. Interessant wird’s immer dann, wenn Fach- und Sachverstand in eine solche Diskussionsrunde einzieht. Beide Volkswirtschaftler vertreten grundsätzlich unterschiedliche Positionen. Der eine, Marc Friedrich, ist ein Eurokritiker, der andere, Henrik Ederlein, ein Euro-Befürworter. Trotzdem waren sich beide sehr schnell darin einig, dass der Euro in seiner jetzigen Form eine Fehlkonstruktion ist, und während der eine für die Auflösung der EWU plädiert (Friedrich), votiert der andere für eine Transfer-Union zum Ausgleich des wirtschaftlichen Ungleichgewichts. Beides sind diskussionswürdige Ansätze, wenn es mit der selbstmörderischen Verarmungspolitik in Europa ein Ende haben soll. Beide waren sich mit Frau Tsomou und Oskar Lafontaine blitzschnell darin einig, dass die deutsche Rettungspolitik in Griechenland gnadenlos gescheitert ist, Griechenland in ein wirtschaftliches und soziales Desaster geführt und dem ganzen Land nur Perspektivlosigkeit hinterlassen hat. Frau Tsomou wies zudem auf den Demokratieverlust hin, den die Troika-„Rettungspolitik“ verursacht hat. Es blieb „Dampfwalze“ Söder überlassen, diese Schuldendebatte in eine Schulddebatte zu verwandeln, allen anderen immer wieder ins Wort zu fallen und sie schlicht „platt“ zu quatschen. An seiner Person aber wurde eines sehr deutlich: Die deutsche Politik hat einen Tunnelblick entwickelt, der blind und taub gegenüber der eigenen Rolle in Europa ist und die Augen und Ohren vor der Wirklichkeit fest verschließt. Ich finde das ziemlich beängstigend.