Wahl 2015

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#76
@doxo

Wir reden überhaupt nicht aneinander vorbei, sondern sind mittendrin. Aber ich darf Dich bitten, meine Argumente auch nachzuvollziehen. Ich habe mich darum bemüht, meine Diskussionsbeiträge als einen unaufgeregten Diskurs zu führen und meine Argumente auch nachvollziehbar zu machen und zusätzlich mit Belegen und unterstützenden Argumenten zu arbeiten. Nicht weil ich irgendjemanden „platt“ reden oder schreiben möchte, sondern weil ich wie Varoufakis eine Anhängerin der sokratischen Dialektik bin, die mit Argument und Gegenargument gerne zu einem neuen Verständnis kommen möchte.

Du fragst: "Wie weit muss sich Griechenland in seiner jetzigen Situation Vorschriften und Kontrolle von außen gefallen lassen?"

Gute Frage. Ich habe absichtlich bei Deinem Häuschen-Beispiel an mehreren Stellen halt gemacht, um sicherzustellen, dass ich hoffentlich auch verstanden werde.

Ich mache mal weiter, und fange wieder bei Deinen Kindern und Erben an. Die können ihr Erbe auch ablehnen. Richtig, und das hat seine Entsprechung auch auf der Ebene der hohen Politik gehabt. Erinnert Ihr Euch an den November 2011 mit den turbulenten Wochen in Athen und Rom rund um den Rücktritt von Papandreou? Papandreou hat damals genau das machen wollen, nämlich seine „Kinder“ fragen. Die hätten sich auch gegen das Memorandum 1 entscheiden können, und das wäre ihr gutes Recht gewesen. Dann hätte man nach Alternativen suchen müssen, wie die Verschuldung abzubauen ist. Und nichts in der Politik ist „alternativlos“.

Bekanntlich ist es anders gekommen. Papandreou hat dieses urdemokratische Verlangen politisch den Kopf gekostet, Venizelos hat ihn skrupellos beiseite geschoben und nicht zuletzt auf Betreiben der Gläubigerstaaten ist übergangsweise die sogenannte Experten-Regierung unter Papademos installiert worden. In wessen Interesse war das wohl? Die Folgen haben wir alle miterlebt, wenn wir Augen hatten, um zu sehen, und Ohren, um zu hören.

Ich halte es mit dem Grundsatz, dass, wenn Du mit dem Finger nach Griechenland zeigst, drei Finger auf Dich zurückweisen. Insofern habe ich auch auf den klugen Zeit-Beitrag von Gesine Schwan verwiesen. Zur Korruption gehört nicht nur derjenige, der korrumpierbar ist, sondern auch derjenige der korrumpiert. Und so verstehe ich auch tripodes, ohne irgendeine persönliche Entgegnung vorweg nehmen zu wollen. Und so verstehe ich Jürgen, der darauf hinweist, dass es nicht nur statistischen Betrug beim Beitritt Griechenlands zur Eurozone gab, sondern auch jene, die diesen Betrug sehenden Auges geschehen ließen. Ich zumindest habe mir damals mächtig die Augen gerieben. Es empfiehlt sich deshalb, sich mit besserwisserischen Ratschlägen an Griechenland zurückzuhalten, ohne vorher die Rolle unserer eigenen Regierung kritisch zu hinterfragen.

Und jetzt komme ich zur Beantwortung Deiner Frage: Griechenland ist ein souveräner und demokratischer Staat und insofern muss er sich gar nichts einfach gefallen lassen! Und wie in jeder Demokratie, und ich bin von den Haarspitzen bis zu den Zehennägeln Demokratin, gilt die Gewaltenteilung.

Diese ist durch die Troika ausgehebelt worden, die bis in Gesetzesvorlagen hinein die Feder geführt hat. Das ist belegbar. Griechenland ist bis zum Kassensturz durch Papandreou bei seinem Amtsantritt für seine Verschuldung selbst verantwortlich. Und zu seiner (Papandroeus) Ehrenrettung muss ich einmal darauf hinweisen, dass er sofort nach Durchstoßung des Nebels die Hand gehoben hat. Alles was danach kam, fällt in die Mitverantwortung der EU-Staaten, und wir verschließen die Augen, wenn wir dabei die Rolle der Bundesregierung unterschlagen. Diese Politik, die wir alle mit angesehen haben, hat Griechenland in eine Situation der Erpressbarkeit geführt. Eine von mehreren Alternativen ist der "Grexxit", von dem niemand genau sagen kann, welche Folgen er hat. Die Volkswirtschaft ist keine Naturwissenschaft. Ich würde ihn aus guten Gründen eher vermeiden wollen. Aber dazu warten wir wohl besser den morgigen Tag ab. Wenn er kommt, wird Griechenland sich danach wieder sein eigenes Geld drucken. Und da sind wir wieder bei Deinem Häuschen, doxo. Das kannst Du nicht!

Und damit mache ich für heute Abend erst einmal Schluss, sonst wird es für einen Online-Beitrag zu lang. Aber ich hätte noch sehr viel mehr zu sagen. Und das soll keine Drohung sein, nur ein Angebot!:Shakehands:
#76
@doxo

Wir reden überhaupt nicht aneinander vorbei, sondern sind mittendrin. Aber ich darf Dich bitten, meine Argumente auch nachzuvollziehen. Ich habe mich darum bemüht, meine Diskussionsbeiträge als einen unaufgeregten Diskurs zu führen und meine Argumente auch nachvollziehbar zu machen und zusätzlich mit Belegen und unterstützenden Argumenten zu arbeiten. Nicht weil ich irgendjemanden „platt“ reden oder schreiben möchte, sondern weil ich wie Varoufakis eine Anhängerin der sokratischen Dialektik bin, die mit Argument und Gegenargument gerne zu einem neuen Verständnis kommen möchte.

Du fragst: "Wie weit muss sich Griechenland in seiner jetzigen Situation Vorschriften und Kontrolle von außen gefallen lassen?"

Gute Frage. Ich habe absichtlich bei Deinem Häuschen-Beispiel an mehreren Stellen halt gemacht, um sicherzustellen, dass ich hoffentlich auch verstanden werde.

Ich mache mal weiter, und fange wieder bei Deinen Kindern und Erben an. Die können ihr Erbe auch ablehnen. Richtig, und das hat seine Entsprechung auch auf der Ebene der hohen Politik gehabt. Erinnert Ihr Euch an den November 2011 mit den turbulenten Wochen in Athen und Rom rund um den Rücktritt von Papandreou? Papandreou hat damals genau das machen wollen, nämlich seine „Kinder“ fragen. Die hätten sich auch gegen das Memorandum 1 entscheiden können, und das wäre ihr gutes Recht gewesen. Dann hätte man nach Alternativen suchen müssen, wie die Verschuldung abzubauen ist. Und nichts in der Politik ist „alternativlos“.

Bekanntlich ist es anders gekommen. Papandreou hat dieses urdemokratische Verlangen politisch den Kopf gekostet, Venizelos hat ihn skrupellos beiseite geschoben und nicht zuletzt auf Betreiben der Gläubigerstaaten ist übergangsweise die sogenannte Experten-Regierung unter Papademos installiert worden. In wessen Interesse war das wohl? Die Folgen haben wir alle miterlebt, wenn wir Augen hatten, um zu sehen, und Ohren, um zu hören.

Ich halte es mit dem Grundsatz, dass, wenn Du mit dem Finger nach Griechenland zeigst, drei Finger auf Dich zurückweisen. Insofern habe ich auch auf den klugen Zeit-Beitrag von Gesine Schwan verwiesen. Zur Korruption gehört nicht nur derjenige, der korrumpierbar ist, sondern auch derjenige der korrumpiert. Und so verstehe ich auch tripodes, ohne irgendeine persönliche Entgegnung vorweg nehmen zu wollen. Und so verstehe ich Jürgen, der darauf hinweist, dass es nicht nur statistischen Betrug beim Beitritt Griechenlands zur Eurozone gab, sondern auch jene, die diesen Betrug sehenden Auges geschehen ließen. Ich zumindest habe mir damals mächtig die Augen gerieben. Es empfiehlt sich deshalb, sich mit besserwisserischen Ratschlägen an Griechenland zurückzuhalten, ohne vorher die Rolle unserer eigenen Regierung kritisch zu hinterfragen.

Und jetzt komme ich zur Beantwortung Deiner Frage: Griechenland ist ein souveräner und demokratischer Staat und insofern muss er sich gar nichts einfach gefallen lassen! Und wie in jeder Demokratie, und ich bin von den Haarspitzen bis zu den Zehennägeln Demokratin, gilt die Gewaltenteilung.

Diese ist durch die Troika ausgehebelt worden, die bis in Gesetzesvorlagen hinein die Feder geführt hat. Das ist belegbar. Griechenland ist bis zum Kassensturz durch Papandreou bei seinem Amtsantritt für seine Verschuldung selbst verantwortlich. Und zu seiner (Papandroeus) Ehrenrettung muss ich einmal darauf hinweisen, dass er sofort nach Durchstoßung des Nebels die Hand gehoben hat. Alles was danach kam, fällt in die Mitverantwortung der EU-Staaten, und wir verschließen die Augen, wenn wir dabei die Rolle der Bundesregierung unterschlagen. Diese Politik, die wir alle mit angesehen haben, hat Griechenland in eine Situation der Erpressbarkeit geführt. Eine von mehreren Alternativen ist der "Grexxit", von dem niemand genau sagen kann, welche Folgen er hat. Die Volkswirtschaft ist keine Naturwissenschaft. Ich würde ihn aus guten Gründen eher vermeiden wollen. Aber dazu warten wir wohl besser den morgigen Tag ab. Wenn er kommt, wird Griechenland sich danach wieder sein eigenes Geld drucken. Und da sind wir wieder bei Deinem Häuschen, doxo. Das kannst Du nicht!

Und damit mache ich für heute Abend erst einmal Schluss, sonst wird es für einen Online-Beitrag zu lang. Aber ich hätte noch sehr viel mehr zu sagen. Und das soll keine Drohung sein, nur ein Angebot!:Shakehands:


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Wahl 2015 - von Rick - 26.01.2015, 11:37:45

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