02.03.2012, 08:04:52
(01.03.2012, 19:03:24)doxo schrieb: In Griechenland gab es von 2000 bis 2008 einen Kaufrausch. Und wie das nach einem heftigen Rausch so ist, es folgt unweigerlich ein schlimmer Kater.
Finanzmenschen wie Papademos haben das mit Sicherheit schon lange vorausgesehen und nichts für ihr Land unternommen. Nachdem nun kräftig abgesahnt und die Kohle in Sicherheit gebracht wurde, lässt er die Kleinen die Rechnung bezahlen und mimt den Retter. Pfui Deibel!
Hallo Doxo,
sonst bin ich ja immer Deiner Meinung und was den ersten Teil Deiner Ausführung angeht, bin ich das nach wie vor.
Was aber den guten Herrn Papademos betrifft, da kann ich Dir nicht zustimmen.
Er hat diese Lage mit Sicherheit schon lange gekannt, ich übrigens auch, aber selbst wenn er seine Mitbürger gewarnt hätte, dann hätte ihn mit Sicherheit niemand erhört. Es wussten in den 15 Jahren, die ich in Griechenland gelebt habe ja immer schon alle "Alles", vom Politiker angefangen und beim kleinen Angestellten aufgehört.
Ich habe mich viele Jahre gewundert, wie die teils einfachen Menschen, die ich auf Samos kennengelernt habe, sich so einen Lebensstandard leisten konnten, wie in den, von Dir angesprochenen, Zeiten. Jetzt weiß ich es. Mit einer Luftblase.
Wir nehmen im Winter einen Kredit auf, den wir dann im Sommer zurückzahlen. Wir bezahlen keine Wasserkosten an die Stadt und ebenfalls keine Sonderabgaben (2%) wie es für die tourismusabhängigen Geschäfte vorgeschrieben ist. Auf die Mehrwertsteuerhinterziehung will ich mal gar nicht eingehen. Die Politiker und auch die Polizei tun einfach mal gar nichts, denn sie wollen ja ihre Wähler nicht vergraulen.
Ich nenne das Anarchie und das ist genau das, was mir in den 15 Jahren tagtäglich begegnet ist.
So und nun ist diese wunderbare Luftblase, in der sich die meisten Menschen auf Samos(denn nur von dort kann ich es beurteilen) bewegten einfach so geplatzt und man ist ganz unsanft auf dem Hosenboden gelandet. Das ist bitter.
Jetzt kommt noch dazu, dass sich die restlichen Europäer anfangs eine Griechenlandpleite nicht leisten konnten, weil sie ja auch ihre Gelder dort investiert hatten. Es gab ja hohe Zinsen. Somit "retteten" die Europäer das "Luftblasengriechenland" indem sie einfach mal ihre eigenen Einlagen sicherten und dem Ganzen etwas Zeit zur Abschreibung gaben. Als Gegenleistung für diese "Selbstrettung" verlang Europa natürlich von Griechenland, sie müssten sparen.
Ein sehr guter Einwand, wie ich finde.
Leider ist diese "Rettung" aber völlig fehlgeschlagen, was man selbstredend als Europäer nicht zugeben kann und Griechenland wird trotz mangelnder Sparerfolge zum 2. Mal gerettet.
Bezahlt haben bis dahin nur die Kleinen. An die Großen will man ja nicht gehen, denn die brauchen noch ein paar Jährchen Aufschub, damit ihre Straftaten auch Zeit haben, zu verjähren. Außerdem möchten die Politiker ja nicht sich selbst anzeigen, das würde sich zu einem Großbrand ausweiten.:Stop:
Der große Retter Europa hat es inzwischen geschaft eine schon schlechte griechische Wirtschaft zu gar keiner existierenden Wirtschaft umzuwandeln. Ein absoluter "Achtungserfolg" in meinen Augen. Das war für mich durchaus vorhersehbar, somit gehe ich mal davon aus, dass es auch Europa vorher wusste.
Und nun soll der Herr Papademos daran Schuld sein? Das sehe ich anders.:fragesmiley:
Der hat doch gar nichts zu sagen und ist nur eine Figur, die von vielen anderen gelenkt wird und durch jede beliebige andere Figur austauschbar ist.
Ich bin sehr traurig über diese ganze Entwicklung und habe ein absoltutes Unverständniss für die Situation an sich. Aber mich fragt ja niemand und euch leider auch nicht.
Liebe Grüße
Susi
Das musste jetzt mal raus, dieser ganze Frust über die Vergangenheit und auch die Gegenwart. Ich betone noch einmal, dass es meine ganz persönliche Meinung über die Griechenlandpleite ist und ich natürlich nicht weiß, ob meine Samoserfahrungen dazu ausreichen, das gesammte Bild von Griechenland zu beschreiben.