Warum seid ihr nach GR gezogen?

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#13
wer nicht provinziell sein kann oder will, ist nirgendwo zuhause, ist überall fremd.

als fremder unter deutschen zu leben, ist bestenfalls unangenehm. ganz besonders, wenn deine muttersprache deutsch ist und die DDR deine kindheit geprägt hat.
das eine jahr in jamaika war ein augenöffner. daß spätestens das zweite auto den anhalter mitgenommen hat. daß familie nur ein europäisches konzept ist. daß ein überleben ohne infrastruktur möglich ist. daß fremdsein nicht argwohn provoziert.

und in GR haben ungezählte besuche und 18 monate bewiesen, daß ein leben als fremder trotz aller widrigkeiten des alltags, trotz durchaus vorhandener individueller antipathien
frei sein kann von xenophobie, latenter feindseligkeit, ausgrenzungsorgien, sprüchen wie "geh doch nach drüben", "dich hat der adolf vergessen zu vergasen", "wer hat das gesagt?"-autoritätshörigkeit nebst dem unerbittlichen schatten der vergangenheit
und unerhörterweise stattdessen dank einer atmosphärischen dichte aus historischer bedeutung, musikalischer universalität und nicht nur sprachlicher relevanz in der kultur immer mal wieder sogar glücklich machen kann.

es ist nicht die muttersprache, die uns definiert. es ist die geistige welt. sie kann dich gefangenhalten, wie in wittgensteins wort von den grenzen deiner sprache, die die grenzen deiner welt bestimmen. oder sie kann dich aus der enge deiner muttersprache befreien.
die geistige welt der griechischen sprache befreit von allen grenzen, löst die grenzen der kleingeisterei (wie sie in einem sehr deutschen forum namens "freigeisterhaus" manifest werden) auf. die deutsche sprache zieht grenzen in der geistigen welt; unterscheidet zwischen "ihr" und "wir", zwischen gebildet und ungebildet, zwischen wilden und zivilisierten, zwischen reich und arm und hinkt seit jahrtausenden nur hinterher bei der unterscheidung zwischen etikett und gehalt.

und dann war da natürlich diese vom dezemberregen durchnässte frau an der tankstelle, mit einer meterlangen telephonnummer auf dem zettel in der hand, ohne ein deutsches wort, von der man nicht sagen konnte, ob sie 20 war oder 40 ...
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#13
wer nicht provinziell sein kann oder will, ist nirgendwo zuhause, ist überall fremd.

als fremder unter deutschen zu leben, ist bestenfalls unangenehm. ganz besonders, wenn deine muttersprache deutsch ist und die DDR deine kindheit geprägt hat.
das eine jahr in jamaika war ein augenöffner. daß spätestens das zweite auto den anhalter mitgenommen hat. daß familie nur ein europäisches konzept ist. daß ein überleben ohne infrastruktur möglich ist. daß fremdsein nicht argwohn provoziert.

und in GR haben ungezählte besuche und 18 monate bewiesen, daß ein leben als fremder trotz aller widrigkeiten des alltags, trotz durchaus vorhandener individueller antipathien
frei sein kann von xenophobie, latenter feindseligkeit, ausgrenzungsorgien, sprüchen wie "geh doch nach drüben", "dich hat der adolf vergessen zu vergasen", "wer hat das gesagt?"-autoritätshörigkeit nebst dem unerbittlichen schatten der vergangenheit
und unerhörterweise stattdessen dank einer atmosphärischen dichte aus historischer bedeutung, musikalischer universalität und nicht nur sprachlicher relevanz in der kultur immer mal wieder sogar glücklich machen kann.

es ist nicht die muttersprache, die uns definiert. es ist die geistige welt. sie kann dich gefangenhalten, wie in wittgensteins wort von den grenzen deiner sprache, die die grenzen deiner welt bestimmen. oder sie kann dich aus der enge deiner muttersprache befreien.
die geistige welt der griechischen sprache befreit von allen grenzen, löst die grenzen der kleingeisterei (wie sie in einem sehr deutschen forum namens "freigeisterhaus" manifest werden) auf. die deutsche sprache zieht grenzen in der geistigen welt; unterscheidet zwischen "ihr" und "wir", zwischen gebildet und ungebildet, zwischen wilden und zivilisierten, zwischen reich und arm und hinkt seit jahrtausenden nur hinterher bei der unterscheidung zwischen etikett und gehalt.

und dann war da natürlich diese vom dezemberregen durchnässte frau an der tankstelle, mit einer meterlangen telephonnummer auf dem zettel in der hand, ohne ein deutsches wort, von der man nicht sagen konnte, ob sie 20 war oder 40 ...
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Warum seid ihr nach GR gezogen? - von Carsten - 31.03.2011, 18:50:39
RE: Warum seid ihr nach GR gezogen? - von pilion2 - 10.06.2022, 20:17:03
RE: Warum seid ihr nach GR gezogen? - von Lothar - 17.06.2022, 07:23:17

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