Integration - warum eigentlich?

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#15
Ein interessantes Thema!

Ich glaube, es kommt dabei aber auch immer darauf an, was man will / oder die Anderen wollen. Es ist auch ein Unterschied, ob man als Arbeitnehmer, Selbstständiger, Schüler, Rentner, Privatier oder Aussteiger wo zuwandert.

Und dabei muss man gar nicht unbedingt an fremde Länder, fremde Sprachen denken:

als ich in Deutschland der Stadt den Rücken kehrte, wollte ich anfangs in meinem Dorf viel machen - sogar politisch. Bald war ich "bekannt", aber längst nicht integriert - vor allem im alten Dorfkern. Schon seit vielen Jahren, auch nach dem ich das politische Engagement aufgegeben hatte, ist mir das deutsche Dorfleben völlig egal. Ich tu denen nix, die mir nix. Wir sagen "Guten Tag", mit einigen besteht ein freundschaftliches Verhältnis, mit anderen das typische anonyme Verhältnis, wie es in einem Hochhaus oder aber eben in den Neubaugebieten außerhalb der Städte, üblich ist. Aber nur weil man nebeneinander wohnt, muss man sich ja nicht lieben und ständig miteinander reden.


Auf Naxos (als regelmäßiger Langzeit-Urlauber) war das (gefühlt) anders. Recht schnell kannten wir einige Leute (auch Deutsche) und hatten regelmäßig Kontakt. Mit der Zeit setzte ich die rosarote Brille ab und verstand manches mehr (vor allem auch die politische Gesinnung). Umso geringer wurde die Lust, die Leute regelmäßig zu treffen.


Der geplante Hellas-Ausstieg wurde dann nix (obwohl bis heute noch nicht 100% abgehakt) und der Beginn auf Sardinien war dann genauso. Wir waren sofort oberflächlich im Dorf akzeptiert. Mit einigen Sarden, wie auch Deutschen, haben wir sehr regen Kontakt - doch "integriert" sind wir nicht und wollen das auch gar nicht mehr sein.


Dann müsste ich auch regelmäßig qualmende Lagerfeuer machen, nur noch Fleisch fressen, meine Hunde zum Teufel jagen oder an die Kette legen, für 100 m Weg das Auto nehmen, italienisches Fernsehen (das noch viiieel schlimmer ist als griechisches) schauen, Berlusconi wählen, meinen Müll in die Pampa schmeißen, Geld verprassen, wenn ich es habe um anschließend wieder leer Taschen zu haben, das Holz erst Hacken, wenn es schon Winter ist und dann zum offenen Kamin hinausheizen, über oberflächliche Themen oberflächliche lästern, Sonntags in die Kirche rennen, auf das Baden verzichten, lange Hosen anziehen, u.s.w.

Dazu habe ich keine Lust. Und unsere türkischen Nachbarn in Deutschland, die 200 m entfernt wohnen, grüße ich - und bin mir sicher, dass die sich in ihrer kleinen Gemeinschaft auch wohl fühlen, ohne dass täglich ein Deutscher im Garten steht und die Tee-Zeremonie bewundert...


Wer von Berlin nach Bayern zieht (und umgekehrt) wird sicherlich auch nicht automatisch integriert sein - trotz (fast) gleicher Sprache:wink:

Und der Gastarbeiter, der nach 30 oder gar 40 Jahren in seine Heimat zurückkehrt, erlebt (oder will) u.U. auch nicht mehr volle Integrierung.

Unter Umständen verliert man seine Heimat, ohne eine Neue zu bekommen. Anderseits ist es auch eine große Bereicherung in unterschiedlichen Kulturen (auch mit all ihren negativ erscheinenden Seiten) zu leben.


Bzgl. Mallorca habe ich mal einen Bericht gesehen, wo "Onkel Jürgen" Drews, trotz alljährlich mind. 6 Monate Aufenthalt und Häusschen, nicht mal einkaufen gehen konnte - kein Brocken spanisch. Peinlich!
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#15
Ein interessantes Thema!

Ich glaube, es kommt dabei aber auch immer darauf an, was man will / oder die Anderen wollen. Es ist auch ein Unterschied, ob man als Arbeitnehmer, Selbstständiger, Schüler, Rentner, Privatier oder Aussteiger wo zuwandert.

Und dabei muss man gar nicht unbedingt an fremde Länder, fremde Sprachen denken:

als ich in Deutschland der Stadt den Rücken kehrte, wollte ich anfangs in meinem Dorf viel machen - sogar politisch. Bald war ich "bekannt", aber längst nicht integriert - vor allem im alten Dorfkern. Schon seit vielen Jahren, auch nach dem ich das politische Engagement aufgegeben hatte, ist mir das deutsche Dorfleben völlig egal. Ich tu denen nix, die mir nix. Wir sagen "Guten Tag", mit einigen besteht ein freundschaftliches Verhältnis, mit anderen das typische anonyme Verhältnis, wie es in einem Hochhaus oder aber eben in den Neubaugebieten außerhalb der Städte, üblich ist. Aber nur weil man nebeneinander wohnt, muss man sich ja nicht lieben und ständig miteinander reden.


Auf Naxos (als regelmäßiger Langzeit-Urlauber) war das (gefühlt) anders. Recht schnell kannten wir einige Leute (auch Deutsche) und hatten regelmäßig Kontakt. Mit der Zeit setzte ich die rosarote Brille ab und verstand manches mehr (vor allem auch die politische Gesinnung). Umso geringer wurde die Lust, die Leute regelmäßig zu treffen.


Der geplante Hellas-Ausstieg wurde dann nix (obwohl bis heute noch nicht 100% abgehakt) und der Beginn auf Sardinien war dann genauso. Wir waren sofort oberflächlich im Dorf akzeptiert. Mit einigen Sarden, wie auch Deutschen, haben wir sehr regen Kontakt - doch "integriert" sind wir nicht und wollen das auch gar nicht mehr sein.


Dann müsste ich auch regelmäßig qualmende Lagerfeuer machen, nur noch Fleisch fressen, meine Hunde zum Teufel jagen oder an die Kette legen, für 100 m Weg das Auto nehmen, italienisches Fernsehen (das noch viiieel schlimmer ist als griechisches) schauen, Berlusconi wählen, meinen Müll in die Pampa schmeißen, Geld verprassen, wenn ich es habe um anschließend wieder leer Taschen zu haben, das Holz erst Hacken, wenn es schon Winter ist und dann zum offenen Kamin hinausheizen, über oberflächliche Themen oberflächliche lästern, Sonntags in die Kirche rennen, auf das Baden verzichten, lange Hosen anziehen, u.s.w.

Dazu habe ich keine Lust. Und unsere türkischen Nachbarn in Deutschland, die 200 m entfernt wohnen, grüße ich - und bin mir sicher, dass die sich in ihrer kleinen Gemeinschaft auch wohl fühlen, ohne dass täglich ein Deutscher im Garten steht und die Tee-Zeremonie bewundert...


Wer von Berlin nach Bayern zieht (und umgekehrt) wird sicherlich auch nicht automatisch integriert sein - trotz (fast) gleicher Sprache:wink:

Und der Gastarbeiter, der nach 30 oder gar 40 Jahren in seine Heimat zurückkehrt, erlebt (oder will) u.U. auch nicht mehr volle Integrierung.

Unter Umständen verliert man seine Heimat, ohne eine Neue zu bekommen. Anderseits ist es auch eine große Bereicherung in unterschiedlichen Kulturen (auch mit all ihren negativ erscheinenden Seiten) zu leben.


Bzgl. Mallorca habe ich mal einen Bericht gesehen, wo "Onkel Jürgen" Drews, trotz alljährlich mind. 6 Monate Aufenthalt und Häusschen, nicht mal einkaufen gehen konnte - kein Brocken spanisch. Peinlich!
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Integration - warum eigentlich? - von twilite - 28.03.2011, 14:52:08

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