Ostern in Griechenland

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#6
hallo ihr lieben,

aus meinem immer noch unveröffentlichten griechenlandtagebuch hier eine episode aus 2003:


Gerade aus Griechenland zurück, möchte ich meine Eindrücke zum Osterfest schildern. In einem meiner früheren Beiträge hier bei „gotohellas“ habe ich behauptet, dass es mit dem Marketing in Griechenland noch nicht so weit her ist. Ich widerrufe!!!!!
Hatte ich doch glatt den größten Feiertag, das orthodoxe Osterfest, vergessen!
Hier wird ein Marketingfeuerwerk der Extraklasse abgefeuert – MEGA!
Die Chance auf klingelnde Kassen lässt sich natürlich kein Händler entgehen.
Schön finde ich, dass die Supermärkte in Griechenland alle etwas zu „verschenken“ („doro“) haben. Teilweise hat dieser Marketinggag schon bizarre Ausmaße angenommen.
OK, den Kasten „Warsteiner“ mit königlichen Biergläsern oder die Flasche „Averna“ mit den passenden Stampern kennen wir auch in „D“. Aber eine 1,5 l Flasche Sprite oder Coca Cola mit Messer und Gabel, das ist schon etwas Besonderes. Die Flasche hält natürlich wesentlich länger, wenn man sie mit dem Besteck „verzehrt“. Ob meine Kinder das schon wissen? Oder die Zweierpackung Küchenrollen, eine bezahlen, die zweite ist geschenkt! Frage: wer kennt eine „Einerrolle“ Küchenpapier???
Dann gibt es noch Damenbinden + Tasse (???), Olivenöl + Schneidebrett, Baileys + Teelicht und viele Artikel, bei denen ein fester Bestandteil der Ware als „doro“ dargestellt wird (z.B. Handy mit Fotokamera). Absolutes Highlight sind aber die angebotenen Sets mit den verzierten Kerzen („Lambada“), die man für die Nacht der Auferstehung Christus benötigt.
Es gibt sie in allen Formen und Farben und Kombinationen vorzugsweise mit Spielzeug wie Barbie, Fußball, Eiern, Disneyfiguren, Rennautos, Lego..... oder auch der sympathischen Actionfigur „Rollerboxer“.
Das ist ein knallharter, durchtrainierter, maskierter Boxer in Badeshorts auf Rollerblades mit einem riesigen Samurai- oder Damoklesschwert in der Hand – cool!
Ich kann mir lebhaft die Diskussionen in den Familien vorstellen, nach dem Motto: „Aber Oma wir wollten doch für Jorgos kein Gewaltspielzeug mehr haben, er ist doch schon so aggressiv. Aber Eleni, schau doch nur, die schöne Kerze! Endaxi jaja – Christos Anesti! Alithos Anesti!“
Der Vollständigkeit halber sei noch das Set Damenbinden + „Lambada“ (???) erwähnt.
Nur für uns Männer habe ich nicht passendes gefunden. Wahrscheinlich müssen wir uns mit den riesigen Grills und den archaischen Drehspießen begnügen. Doch halt – da gibt es ja mittlerweile einen passenden Motor! Vorbei mit den Zeiten, in denen wir uns an Ostern einen Tennisarm gekurbelt haben.
Dann endlich war es soweit, die Nacht von Samstag zu Sonntag – 0.00 Uhr.
Wir zogen uns schick an, da wir anschließend zum Essen verabredet waren. Meine Frau mit einem langen Rock, ich im Anzug – ist doch klar, dass man sich für die Kirche zu so einem Feiertag entsprechend anzieht. Umso überraschter waren wir beim Anblick etlicher junger Griechinnen in knappen Röcken und mit hohen Stiefeln, als wären sie auf dem Weg in die Disko. Hätte ich also doch meine Shorts ( + Rollerblades + Maske + Boxhandschuhe ) anziehen können – ach ne es war ja leider relativ kalt in Griechenland. Dass dann während der Zeremonie in der Kirche etliche Handys klingelten, beeindruckte uns dann nicht mehr so sonderlich. Ich ordentlicher Deutscher hatte mir an diesem heiligen Ort extra das Fotografieren verkniffen, obwohl ich sehr gern ein paar Bilder vom Inneren unserer wunderschönen Kirche aufgenommen hätte.
Bei uns im Dorf wird dann erst einmal „Judas“ auf dem Scheiterhaufen verbrannt, danach zünden alle ihre „Lambades“ an, um dann schnell nach Hause zu eilen, wo schon diese leckere Suppe aus Innereien („Maghiritsa“) auf die ausgehungerte „Parea“ wartet, da alle artig gefastet haben die letzten Tage.
Am Sonntag mussten wir dann leider abreisen, so dass wir vom „Schweigen der Lämmer“ nicht mehr all zu viel mitbekommen haben. Über all saßen die Familien um ihre aufgespießten Lämmer und kurbelten fleißig – per Hand! Auf meine Frage an Freunde und Bekannte, warum man denn nicht einfach einen Motor die Sisyphusarbeit machen lässt, erklärten mir alle einstimmig, dass das doch gerade den Spaß beim Grillen ausmacht. Einfach dasitzen, ein Bier oder Glas Wein in der Hand und schauen wie das Lamm sich bräunt und der Arm immer schwerer wird.
Jetzt frage ich mich nur, wer kauft die Motoren?? Vielleicht findet man sie ja im nächsten Jahr als „doro“ zur „Lambada“.

Gruß Stephan
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#6
hallo ihr lieben,

aus meinem immer noch unveröffentlichten griechenlandtagebuch hier eine episode aus 2003:


Gerade aus Griechenland zurück, möchte ich meine Eindrücke zum Osterfest schildern. In einem meiner früheren Beiträge hier bei „gotohellas“ habe ich behauptet, dass es mit dem Marketing in Griechenland noch nicht so weit her ist. Ich widerrufe!!!!!
Hatte ich doch glatt den größten Feiertag, das orthodoxe Osterfest, vergessen!
Hier wird ein Marketingfeuerwerk der Extraklasse abgefeuert – MEGA!
Die Chance auf klingelnde Kassen lässt sich natürlich kein Händler entgehen.
Schön finde ich, dass die Supermärkte in Griechenland alle etwas zu „verschenken“ („doro“) haben. Teilweise hat dieser Marketinggag schon bizarre Ausmaße angenommen.
OK, den Kasten „Warsteiner“ mit königlichen Biergläsern oder die Flasche „Averna“ mit den passenden Stampern kennen wir auch in „D“. Aber eine 1,5 l Flasche Sprite oder Coca Cola mit Messer und Gabel, das ist schon etwas Besonderes. Die Flasche hält natürlich wesentlich länger, wenn man sie mit dem Besteck „verzehrt“. Ob meine Kinder das schon wissen? Oder die Zweierpackung Küchenrollen, eine bezahlen, die zweite ist geschenkt! Frage: wer kennt eine „Einerrolle“ Küchenpapier???
Dann gibt es noch Damenbinden + Tasse (???), Olivenöl + Schneidebrett, Baileys + Teelicht und viele Artikel, bei denen ein fester Bestandteil der Ware als „doro“ dargestellt wird (z.B. Handy mit Fotokamera). Absolutes Highlight sind aber die angebotenen Sets mit den verzierten Kerzen („Lambada“), die man für die Nacht der Auferstehung Christus benötigt.
Es gibt sie in allen Formen und Farben und Kombinationen vorzugsweise mit Spielzeug wie Barbie, Fußball, Eiern, Disneyfiguren, Rennautos, Lego..... oder auch der sympathischen Actionfigur „Rollerboxer“.
Das ist ein knallharter, durchtrainierter, maskierter Boxer in Badeshorts auf Rollerblades mit einem riesigen Samurai- oder Damoklesschwert in der Hand – cool!
Ich kann mir lebhaft die Diskussionen in den Familien vorstellen, nach dem Motto: „Aber Oma wir wollten doch für Jorgos kein Gewaltspielzeug mehr haben, er ist doch schon so aggressiv. Aber Eleni, schau doch nur, die schöne Kerze! Endaxi jaja – Christos Anesti! Alithos Anesti!“
Der Vollständigkeit halber sei noch das Set Damenbinden + „Lambada“ (???) erwähnt.
Nur für uns Männer habe ich nicht passendes gefunden. Wahrscheinlich müssen wir uns mit den riesigen Grills und den archaischen Drehspießen begnügen. Doch halt – da gibt es ja mittlerweile einen passenden Motor! Vorbei mit den Zeiten, in denen wir uns an Ostern einen Tennisarm gekurbelt haben.
Dann endlich war es soweit, die Nacht von Samstag zu Sonntag – 0.00 Uhr.
Wir zogen uns schick an, da wir anschließend zum Essen verabredet waren. Meine Frau mit einem langen Rock, ich im Anzug – ist doch klar, dass man sich für die Kirche zu so einem Feiertag entsprechend anzieht. Umso überraschter waren wir beim Anblick etlicher junger Griechinnen in knappen Röcken und mit hohen Stiefeln, als wären sie auf dem Weg in die Disko. Hätte ich also doch meine Shorts ( + Rollerblades + Maske + Boxhandschuhe ) anziehen können – ach ne es war ja leider relativ kalt in Griechenland. Dass dann während der Zeremonie in der Kirche etliche Handys klingelten, beeindruckte uns dann nicht mehr so sonderlich. Ich ordentlicher Deutscher hatte mir an diesem heiligen Ort extra das Fotografieren verkniffen, obwohl ich sehr gern ein paar Bilder vom Inneren unserer wunderschönen Kirche aufgenommen hätte.
Bei uns im Dorf wird dann erst einmal „Judas“ auf dem Scheiterhaufen verbrannt, danach zünden alle ihre „Lambades“ an, um dann schnell nach Hause zu eilen, wo schon diese leckere Suppe aus Innereien („Maghiritsa“) auf die ausgehungerte „Parea“ wartet, da alle artig gefastet haben die letzten Tage.
Am Sonntag mussten wir dann leider abreisen, so dass wir vom „Schweigen der Lämmer“ nicht mehr all zu viel mitbekommen haben. Über all saßen die Familien um ihre aufgespießten Lämmer und kurbelten fleißig – per Hand! Auf meine Frage an Freunde und Bekannte, warum man denn nicht einfach einen Motor die Sisyphusarbeit machen lässt, erklärten mir alle einstimmig, dass das doch gerade den Spaß beim Grillen ausmacht. Einfach dasitzen, ein Bier oder Glas Wein in der Hand und schauen wie das Lamm sich bräunt und der Arm immer schwerer wird.
Jetzt frage ich mich nur, wer kauft die Motoren?? Vielleicht findet man sie ja im nächsten Jahr als „doro“ zur „Lambada“.

Gruß Stephan
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