02.07.2003, 09:51:08
Ich denke, das man die Existenz ethnischer Unterschiede hinnehmen muss.
Insoweit stimme ich Dir zu.
Allerdings mus man sie nicht feiern, denn eigentlich waren sie immer Hemmnisse auf dem Weg zu wirklicher Voelkerverstaendigung.
Da sind die Deutschen wirklich mal wieder ein gutes Beispiel, wie man es *nicht* macht:
Nach dem zweiten Weltkrieg war Deutsch sein, Du hast es gesagt, Megaout.
tatsaechlich entstand bei vielen das Gefuehl, sich dafuer schaemen zu muessne und auch mir ging das in meiner spaeteren Schulzeit nicht anders.
Wenn ich ins Ausland fuhr, dachte ich immer, egal wo ich in Europa war, meine Eltern, Grosseltern oder deren Freunde haben auch hier sicher gehaust wie die Vandalen - dabei entsteht kein Feiergefuehl.
Was aber die meinungsbildende Mehrheit nicht erkannt hat, war, dass Deutschland eben dadurch die historische Chance hatte, abseits von Nationaldenken eine gemeinschaft von *Menschen* aufzubauen, die den ganzen Humbug mit Fahnengruessen und Parademaerschen nicht brauchen, die sich nicht ueberlegen fuehlen muessen, um eine Identitaet aufzubauen.
Man war noch ein ganzes Stueck davon entfernt, aber die Grundlage waere da gewesen.
Und was ist passiert?
Dicke Staatstraeger entbloeden sich nicht, zu erklaeren, nach 50 Jahren waere es an der Zeit, als Deutscher mal wieder stolz zu sein.
Das kam in der Wendezeit ja auch irre gut an, und seither ist Deutschland wieder voll der ueblichen Denkverweigerer, die zu hunderttausenden besoffen im Stadion SIEG bruellen, dass einem schlecht wird und stolz auf etwas sind, von dem sie selbst aber auch nicht die allergeringste Ahnung und wozu sie auch rein gar nichts beigetragen haben. Klasse, *gut* gemacht.
Was ich eigentlich meine ist, dass man am beispiel Deutschlands der letzten 60 Jahre sehr gut sehen kann, was es so an Moeglichkeiten des Umgangs gibt:
Nationalminderwertigkeitskomplexe sind Naehrboden fuer Frustrationen und sorgen fuer schlechte Stimmung im Volk, aber mus man gleich ins gegenteil verfallen? Der aufgepfropfte Mitmach- Gratisnationalstolz erst macht aus den Deutschen wieder die international anerkannte Gemeinde von Lautsprechern und Besserwissern, die sie eigentlich nie mehr sein wollten.
Mitten in diesem ganzen Durcheinander sagte dann die ueberfluessigste Erscheinung in der bezahlten Politik, unser Bundespraesident, was die Leute denn wollten, man koenne doch nicht stolz darauf sein, wo man geboren waee, sondern nur auf etwas selbst erreichtes.
Das sollte eigentlich in jedem intelligenten Hirn selbstverstaendlich sein, aber ich hatte gehofft, wenn Bruder Johannes es sagte, hoert vielleicht jemand zu.
Weit gefehlt - gesteinigt haben sie ihn in den Zeitungen, er beschmutze die Nation und nehme den Deutschen den Spass an ihrem Nationalstolz.
Was macht man nun daraus?
Ich fuer meinen Teil weigere mich nach wie vor, auf einen absoluten Zufall stolz zu sein.
Das ist einfach das falsche Wort: Froh vielleicht, aber nicht *stolz*.
Da wir in den letzten beiden Threads schon dabei waren, hier Wortklauberei zu betreiben, sollte mir diese Trennung erlaubt sein. Sie ist naemlich *sehr* wichtig.
Nur wer auf etwas *stolz* ist, kann beleidigt sein, wenn darueber abwertend (oder manchmal auch nur relativierend) gesprochen wird.
Ausgemachter Schwachsinn ist es, auf die Geschichte seines Landes *stolz* zu sein. Ich habe mich weder beim Verfassen von Goethes Werken noch in der Paulskirche, am allerwenigsten aber leider im Widerstand des 3. Reiches wirklich persoenlich mit Ruhm bekleckert, ebenso wie die meisten heute lebenden Griechen bei der Schlacht um Troja durch Abwesenheit geglaenzt haben.
Das ist ja nun wahrlich kein Grund fuer *Stolz*.
Ich nehme zur Kenntnis, dass in dem Land, in dem ich geboren wurde, Leute gewohnt haben, die schwer intelligent waren und auch viele, die eien echten Sprung in der Schuessel hatten, aber von den geschichtsbuechern gut besprochen wurden, weil jeder Roman seine Helden braucht. daraus versuche ich zu lernen und es so gut es geht besser zu machen.
kann man so nicht auch gut leben?
Ein weiterer Aspekt:
Nationalstolz oder -freude basiert in der Masse immer darauf, aus unerfindlichen Gruenden das gefuehl zu haben, das eigene Land waere das beste.
Das bedeutet aber doch, dass alle anderen irgendwie nicht so toll sind, man steckt also ein Nationenranking auf, in dem man immer automatisch jedes jahr wieder meister wird und freut sich, auf alle anderen herrabsehen zu koennen, denn das ergibt sich automatisch daraus.
Was soll daran gut sein?
Schlussendlich: Keine fixe Volksseelenidee ist so oft missbraucht worden wie das *Nationalgefuehl*. Man kann diese Waffe nur entschaerfen, indem man sie wegwirft oder ihrem Besitzer beibringt, wie man damit umgeht.
Leider bin ich soweit Kulturpessimist, dass ich nicht sehe, dass es irgendeine Entwicklung in diese Richtung gaebe.
Insoweit stimme ich Dir zu.
Allerdings mus man sie nicht feiern, denn eigentlich waren sie immer Hemmnisse auf dem Weg zu wirklicher Voelkerverstaendigung.
Da sind die Deutschen wirklich mal wieder ein gutes Beispiel, wie man es *nicht* macht:
Nach dem zweiten Weltkrieg war Deutsch sein, Du hast es gesagt, Megaout.
tatsaechlich entstand bei vielen das Gefuehl, sich dafuer schaemen zu muessne und auch mir ging das in meiner spaeteren Schulzeit nicht anders.
Wenn ich ins Ausland fuhr, dachte ich immer, egal wo ich in Europa war, meine Eltern, Grosseltern oder deren Freunde haben auch hier sicher gehaust wie die Vandalen - dabei entsteht kein Feiergefuehl.
Was aber die meinungsbildende Mehrheit nicht erkannt hat, war, dass Deutschland eben dadurch die historische Chance hatte, abseits von Nationaldenken eine gemeinschaft von *Menschen* aufzubauen, die den ganzen Humbug mit Fahnengruessen und Parademaerschen nicht brauchen, die sich nicht ueberlegen fuehlen muessen, um eine Identitaet aufzubauen.
Man war noch ein ganzes Stueck davon entfernt, aber die Grundlage waere da gewesen.
Und was ist passiert?
Dicke Staatstraeger entbloeden sich nicht, zu erklaeren, nach 50 Jahren waere es an der Zeit, als Deutscher mal wieder stolz zu sein.
Das kam in der Wendezeit ja auch irre gut an, und seither ist Deutschland wieder voll der ueblichen Denkverweigerer, die zu hunderttausenden besoffen im Stadion SIEG bruellen, dass einem schlecht wird und stolz auf etwas sind, von dem sie selbst aber auch nicht die allergeringste Ahnung und wozu sie auch rein gar nichts beigetragen haben. Klasse, *gut* gemacht.
Was ich eigentlich meine ist, dass man am beispiel Deutschlands der letzten 60 Jahre sehr gut sehen kann, was es so an Moeglichkeiten des Umgangs gibt:
Nationalminderwertigkeitskomplexe sind Naehrboden fuer Frustrationen und sorgen fuer schlechte Stimmung im Volk, aber mus man gleich ins gegenteil verfallen? Der aufgepfropfte Mitmach- Gratisnationalstolz erst macht aus den Deutschen wieder die international anerkannte Gemeinde von Lautsprechern und Besserwissern, die sie eigentlich nie mehr sein wollten.
Mitten in diesem ganzen Durcheinander sagte dann die ueberfluessigste Erscheinung in der bezahlten Politik, unser Bundespraesident, was die Leute denn wollten, man koenne doch nicht stolz darauf sein, wo man geboren waee, sondern nur auf etwas selbst erreichtes.
Das sollte eigentlich in jedem intelligenten Hirn selbstverstaendlich sein, aber ich hatte gehofft, wenn Bruder Johannes es sagte, hoert vielleicht jemand zu.
Weit gefehlt - gesteinigt haben sie ihn in den Zeitungen, er beschmutze die Nation und nehme den Deutschen den Spass an ihrem Nationalstolz.
Was macht man nun daraus?
Ich fuer meinen Teil weigere mich nach wie vor, auf einen absoluten Zufall stolz zu sein.
Das ist einfach das falsche Wort: Froh vielleicht, aber nicht *stolz*.
Da wir in den letzten beiden Threads schon dabei waren, hier Wortklauberei zu betreiben, sollte mir diese Trennung erlaubt sein. Sie ist naemlich *sehr* wichtig.
Nur wer auf etwas *stolz* ist, kann beleidigt sein, wenn darueber abwertend (oder manchmal auch nur relativierend) gesprochen wird.
Ausgemachter Schwachsinn ist es, auf die Geschichte seines Landes *stolz* zu sein. Ich habe mich weder beim Verfassen von Goethes Werken noch in der Paulskirche, am allerwenigsten aber leider im Widerstand des 3. Reiches wirklich persoenlich mit Ruhm bekleckert, ebenso wie die meisten heute lebenden Griechen bei der Schlacht um Troja durch Abwesenheit geglaenzt haben.
Das ist ja nun wahrlich kein Grund fuer *Stolz*.
Ich nehme zur Kenntnis, dass in dem Land, in dem ich geboren wurde, Leute gewohnt haben, die schwer intelligent waren und auch viele, die eien echten Sprung in der Schuessel hatten, aber von den geschichtsbuechern gut besprochen wurden, weil jeder Roman seine Helden braucht. daraus versuche ich zu lernen und es so gut es geht besser zu machen.
kann man so nicht auch gut leben?
Ein weiterer Aspekt:
Nationalstolz oder -freude basiert in der Masse immer darauf, aus unerfindlichen Gruenden das gefuehl zu haben, das eigene Land waere das beste.
Das bedeutet aber doch, dass alle anderen irgendwie nicht so toll sind, man steckt also ein Nationenranking auf, in dem man immer automatisch jedes jahr wieder meister wird und freut sich, auf alle anderen herrabsehen zu koennen, denn das ergibt sich automatisch daraus.
Was soll daran gut sein?
Schlussendlich: Keine fixe Volksseelenidee ist so oft missbraucht worden wie das *Nationalgefuehl*. Man kann diese Waffe nur entschaerfen, indem man sie wegwirft oder ihrem Besitzer beibringt, wie man damit umgeht.
Leider bin ich soweit Kulturpessimist, dass ich nicht sehe, dass es irgendeine Entwicklung in diese Richtung gaebe.
Freedom is just another word for people finding out you're useless.
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-Wally-
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-Wally-