02.07.2003, 05:38:52
Hallo Dionysis,
das ist genau die Frage, ueber die wohl schon mein ganzes Leben nachdenke, die Nationalitaeten-Frage.
Ich halte Grenzen fuer Hemmnisse und stoerend. Andererseits sehe ich ein, dass es gewisse organisatorische Rahmen geben muss, sonst endet sicherlich alles im Chaos. Also hat "der Staat" eine gewisse Existenzberechtigung.
> Wenn ein Kind in die Schule kommt kannst Du ihm beibringen, daß alle Menschen gleich sind. Doch läßt Du im Unterricht die Individualität außen vor, die jede „ethnische Gruppe“ für sich beansprucht, dann wird dieses Kind spätestens beim ersten Kontakt mit einem „Andersartigen“ die Orientierung verlieren, und mit Unverständnis und vielleicht auch mit Aggressivität reagieren.
Ich stimme *nicht* zu, Agressivitaet kann nur aus Angst entstehen. Fuer Kinder sind per se alle Menschen gleich. Diese gesunde Haltung wird ihnen ja erst durch Erziehung ausgetrieben. Oder meinstest Du "Hautfarbe"? Selbst das finden Kinder faszinierend, aber nicht aengstigend. Waere der Mensch an sich nicht neugierig und offen, waere er nie so weit gekommen, wie er kam
Sprache: Unterscheidet (ethnische) Gruppen. Dieses Argument hat was fuer sich, doch ich rufe das Leid der Kurden in Erinnerung, denen es bisher von der Tuerkei verboten war, ihre Sprache zu sprechen. Aus naemlich genau dieser Denke heraus: wenn alle tuerkisch sprechen, gaebe es de facto keine Kurden mehr! (Zusaetzliches Argument: "Die Kurden" sprechen selbst 3 verschiedene kurdische Sprachen und nehmen meist tuerkisch oder arabisch als gemeinsame Verstaendigungsgrundlage. Dennoch fuehlen sich alle als "Kurden")
> Ich halte ein gesundes Nationalbewußtsein, im Sinne von Kenntnis der eigenen ethnischen Individualität, für die Voraussetzung, um Menschen „anderer Herkunft“ aus gleicher Höhe in die Augen schauen kann, und ihre ethnische Individualität zu akzeptieren.
Hm und was machst Du mit Menschen wie mir, die ueberhaupt kein "Nationalbewusstsein" haben? Ich kenne in der deutschen Kultur am besten aus, eher gesagt in der Norddeutschen. Dennoch werde ich schnell garantiert als "anders", als ziemlich "undeutsch" kategorisiert. Ich glaube nicht, dass einem wirklich was abgeht, wenn er kein Nationalbewusstsein hat - es geht doch wohl eher um ein kulturelles Zugehoerigkeitsgefuehl. Und das ist bestimmt nicht in Staatsgrenzen festmachbar, auch wenn's einfacher waere.
Gruesse von Carmen
das ist genau die Frage, ueber die wohl schon mein ganzes Leben nachdenke, die Nationalitaeten-Frage.
Ich halte Grenzen fuer Hemmnisse und stoerend. Andererseits sehe ich ein, dass es gewisse organisatorische Rahmen geben muss, sonst endet sicherlich alles im Chaos. Also hat "der Staat" eine gewisse Existenzberechtigung.
> Wenn ein Kind in die Schule kommt kannst Du ihm beibringen, daß alle Menschen gleich sind. Doch läßt Du im Unterricht die Individualität außen vor, die jede „ethnische Gruppe“ für sich beansprucht, dann wird dieses Kind spätestens beim ersten Kontakt mit einem „Andersartigen“ die Orientierung verlieren, und mit Unverständnis und vielleicht auch mit Aggressivität reagieren.
Ich stimme *nicht* zu, Agressivitaet kann nur aus Angst entstehen. Fuer Kinder sind per se alle Menschen gleich. Diese gesunde Haltung wird ihnen ja erst durch Erziehung ausgetrieben. Oder meinstest Du "Hautfarbe"? Selbst das finden Kinder faszinierend, aber nicht aengstigend. Waere der Mensch an sich nicht neugierig und offen, waere er nie so weit gekommen, wie er kam
Sprache: Unterscheidet (ethnische) Gruppen. Dieses Argument hat was fuer sich, doch ich rufe das Leid der Kurden in Erinnerung, denen es bisher von der Tuerkei verboten war, ihre Sprache zu sprechen. Aus naemlich genau dieser Denke heraus: wenn alle tuerkisch sprechen, gaebe es de facto keine Kurden mehr! (Zusaetzliches Argument: "Die Kurden" sprechen selbst 3 verschiedene kurdische Sprachen und nehmen meist tuerkisch oder arabisch als gemeinsame Verstaendigungsgrundlage. Dennoch fuehlen sich alle als "Kurden")
> Ich halte ein gesundes Nationalbewußtsein, im Sinne von Kenntnis der eigenen ethnischen Individualität, für die Voraussetzung, um Menschen „anderer Herkunft“ aus gleicher Höhe in die Augen schauen kann, und ihre ethnische Individualität zu akzeptieren.
Hm und was machst Du mit Menschen wie mir, die ueberhaupt kein "Nationalbewusstsein" haben? Ich kenne in der deutschen Kultur am besten aus, eher gesagt in der Norddeutschen. Dennoch werde ich schnell garantiert als "anders", als ziemlich "undeutsch" kategorisiert. Ich glaube nicht, dass einem wirklich was abgeht, wenn er kein Nationalbewusstsein hat - es geht doch wohl eher um ein kulturelles Zugehoerigkeitsgefuehl. Und das ist bestimmt nicht in Staatsgrenzen festmachbar, auch wenn's einfacher waere.
Gruesse von Carmen