Neuer Thread zu Makedonia/FYROM

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#4
nun, anschliessend zum Thread oben, sind mir noch ein paar Details zum Thema "National" eingefallen.

Als ich hier in GR von 1975 bis 1986 zur Schule ging, haben wir in verschiedenen Fächern Berührung mit dem Wort "National" gehabt. Man hat den Eindruck gewonnen, dass es etwas gutes, etwas positives ist, da es "uns" unsere Freiheit, Unabhängigkeit und Identität gab. Es grenzte uns von unsern Nachbarn (Türken und Italiener) ab, mit denen wir ja jahrtausend anhaltende Probleme hatten. Die "anderen" oben, ach wer kann soch schon an die erinnern, die sind ja eh hinterm "Eisernen Vorhang". Das ist nun der Punkt. Mit denen "rechts" und "links" von GR ist die Sache gegessen und die Grenzen festgelegt (Stichwort 1945 Dodekanese, 1954(? *sorry*) Imbros und Tenedos). An die anderen "oben"
hat man garnicht gedacht !

Dan klam die "Wende" 1989 uaf fuer Grichenland. Da gingen die Grenzen auf, der Vorhang war weg, das standen sie nun : Albaner, Serben, Bulgaren und jene "abtrünige" (Sorry, ich lache dabei, nicht missverstehen !) die sich "Mazedonier" nennen ! Klar nannten die sich so, das durften sie ja unter Tito ja ganz eindeutig !
(Den Reisebericht über Serbien usw. den habe ich oft selbst gemacht, ich weiss von er spricht!) Da sind wir ja damals, in den 60er, 70er und 80er durch ein Land gefahren, wo überall "Macedonja" stand. Nur, wir namen es nicht irgendwie "ernst" (Neee, ganz ehrlich jetzt!). Macedonja Hotel, Macedonja Salat usw. usw. (ich weiss auch nicht mehr, wie auf slavisch Wein heisst).
Nun standen sie aber da, vor den Toren Griechenlands, genauso wie die Serben, die Albaner, die Bulgaren... und viele von den "oben vergessenen".
Wer in GR heute lebt, kennt das zu gut. Die Serben, ach ja, die sind die "guten", es sind ja orthodoxen. Die Albaner, ach die, ja das sind die "boesen". Schliesslich sind sie ja Moslems. Die Bulgaren sind zwar orthodoxen, abr, es sind auch "boese", da sie den "deutschen" (gemeint ist das III.Reich, nicht verwechseln bitte !) geholfen haben.
Also, erst mal die Lage eingestuft.
Nun, was machen wir mit den Südjugoslaven? Die nennen sich "Mazedonier", wollen sogar als Fahne das Symbol des antiken Königs Philipp II. Ein Frevel, sagten viele ! Ein Sakrileg ! (Nur zur Verdeutlichung, ich schmunzle grade) Da ist nun die Sache eskaliert!
Nein! sagten fast alle Griechen 1990-1, als das ganze Brütewarm war. Ob jeder der da schrie auch wusste, wer Philipp II oder das Symbol der Stadt Vergina war, das will ich hier eindeutig bezweiffeln.

Die Debatte ging hin und her, Namen wurden ausgedacht und Namen geändert... Ach, ihr kennt es ja.

Nur zur Vollständigkeit, der Staat wurde mit dem Namen "Demokratie von Mazedonien" gegründet, anerkannt in der UN ist er unter dem Namen FYROM, Akronym für "ehemalige Yugoslawische Republik vom Mazedonien".
Ups, und da haben wir es wieder. Es hiess schon mal "Mazedonien" und zwar ganz offiziell. Zwar paar Titel vornedrann, aber, wer spricht die schon aus.... Macedonja, Macedonien, in jeder Sprache ein bisschen anders.

Sprache. Ja, da kommt die Sache mit der Sprache und der Herkunft. Grad neulich habe ich mich noch mit Carmen privat darüber unterhalten, wie absurd es heute ist, nach zweitausend Jahren einen Nachweis auf Herkunft beweisen zu wollen. Es ist ausgeschlossen, dass irgend ein Volk auf dem Balkan eine *eindeutige* Herkunft hat.
Deswegen hat man die Definition zur Nation ausgebaut, man nimmt noch Sprache und Religion dazu.
Sprache? Welche denn? Glaubt einer im ernst, wir Griechen sprechen heute eine Sprache, die Aristoteles verstehen könnte ? Mit all den *malak* *malaka* zwischendrinn? Der würde nur noch Bahnhof verstehen. Oder, geht mal auf die Strasse und fragt mal auf altgriechisch nach der nächsten Taverne... Grad die blonden unter euch würde man fragen ob ihr aus Norwegen kommt....!
Also, das mit der Sprache ist schon mal eine wacklige Sache.
Das mit der Religion folgt einem einfachen Simplizismus: Bist du Christ, bist du Grieche, bist du Moslem, bist du Türke. Das mag zwar vor 200 Jahren im süden Griechenlands funktioniert haben, aber heute, wo alles global wird, wendet doch mal die Regel an: sie führt zu nichts!
Bulgaren sind Christen, Serben auch, aber keineswegs Griechen. Albaner sind Moslem, aber keineswegs Türken...
Griechen sind Christen, deutsche *teilweise* (!) auch, aber, ups, da funktioniert es auch nicht.
Das Problem ist der Simplizitismus. Es ist sehr einfach, "einfache" Regeln aufzubauen, nur brechen die bald zusammen, da sie NICHT allgemein gültig sind.
Daher sehe ich auch jetzt, es war zu Simpel, eine Behauptung aufzubauen, die "allgemein" gültig sein soll. (@Tobi, weisst schon....)


Bevor das ganze zu lange wird, schliesse ich das nun mit dem "Kehrpunkt" des Themas "National"
Wie oben beschrieben, ist/war unsere Schulausbildung stark an den Begriff "National" gebunden, im Sinn von "gut".
Ganz im Gegenteil, in Deutschland, wo ich eine andere Schule 1989-94 besuchte, war der Begriff "National" ganz meines erwartens eher mit "schlecht" verknüpft. Unterschiedliche Ausgangspunkte bringen unterschiedliche Ergebnisse.

Da ich (D/GR, als halb-deutsch) wischen den beiden Kulturen aufgewachsen bin, hat der Begriff "National" eine ambivallente Bedeutung für mich. Da ich aber oft in BEIDEN Ländern mit dem Begriff "National" eher schlechte Erfahrungen gemacht habe, bin ich mit Sicherheit kein "Nationalist". Bitte nehmt alle diesen Vorwurf zurück, da er nicht auf mich zutrifft, ja ?

Bis gleich, zum letzten Teil...
Andreas

P.S. Ich glaube, die Unterschiede der Ausbildungssysteme D+GR wurde noch nie im Forum unter diesem Aspekt betrachtet, oder ?

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#4
nun, anschliessend zum Thread oben, sind mir noch ein paar Details zum Thema "National" eingefallen.

Als ich hier in GR von 1975 bis 1986 zur Schule ging, haben wir in verschiedenen Fächern Berührung mit dem Wort "National" gehabt. Man hat den Eindruck gewonnen, dass es etwas gutes, etwas positives ist, da es "uns" unsere Freiheit, Unabhängigkeit und Identität gab. Es grenzte uns von unsern Nachbarn (Türken und Italiener) ab, mit denen wir ja jahrtausend anhaltende Probleme hatten. Die "anderen" oben, ach wer kann soch schon an die erinnern, die sind ja eh hinterm "Eisernen Vorhang". Das ist nun der Punkt. Mit denen "rechts" und "links" von GR ist die Sache gegessen und die Grenzen festgelegt (Stichwort 1945 Dodekanese, 1954(? *sorry*) Imbros und Tenedos). An die anderen "oben"
hat man garnicht gedacht !

Dan klam die "Wende" 1989 uaf fuer Grichenland. Da gingen die Grenzen auf, der Vorhang war weg, das standen sie nun : Albaner, Serben, Bulgaren und jene "abtrünige" (Sorry, ich lache dabei, nicht missverstehen !) die sich "Mazedonier" nennen ! Klar nannten die sich so, das durften sie ja unter Tito ja ganz eindeutig !
(Den Reisebericht über Serbien usw. den habe ich oft selbst gemacht, ich weiss von er spricht!) Da sind wir ja damals, in den 60er, 70er und 80er durch ein Land gefahren, wo überall "Macedonja" stand. Nur, wir namen es nicht irgendwie "ernst" (Neee, ganz ehrlich jetzt!). Macedonja Hotel, Macedonja Salat usw. usw. (ich weiss auch nicht mehr, wie auf slavisch Wein heisst).
Nun standen sie aber da, vor den Toren Griechenlands, genauso wie die Serben, die Albaner, die Bulgaren... und viele von den "oben vergessenen".
Wer in GR heute lebt, kennt das zu gut. Die Serben, ach ja, die sind die "guten", es sind ja orthodoxen. Die Albaner, ach die, ja das sind die "boesen". Schliesslich sind sie ja Moslems. Die Bulgaren sind zwar orthodoxen, abr, es sind auch "boese", da sie den "deutschen" (gemeint ist das III.Reich, nicht verwechseln bitte !) geholfen haben.
Also, erst mal die Lage eingestuft.
Nun, was machen wir mit den Südjugoslaven? Die nennen sich "Mazedonier", wollen sogar als Fahne das Symbol des antiken Königs Philipp II. Ein Frevel, sagten viele ! Ein Sakrileg ! (Nur zur Verdeutlichung, ich schmunzle grade) Da ist nun die Sache eskaliert!
Nein! sagten fast alle Griechen 1990-1, als das ganze Brütewarm war. Ob jeder der da schrie auch wusste, wer Philipp II oder das Symbol der Stadt Vergina war, das will ich hier eindeutig bezweiffeln.

Die Debatte ging hin und her, Namen wurden ausgedacht und Namen geändert... Ach, ihr kennt es ja.

Nur zur Vollständigkeit, der Staat wurde mit dem Namen "Demokratie von Mazedonien" gegründet, anerkannt in der UN ist er unter dem Namen FYROM, Akronym für "ehemalige Yugoslawische Republik vom Mazedonien".
Ups, und da haben wir es wieder. Es hiess schon mal "Mazedonien" und zwar ganz offiziell. Zwar paar Titel vornedrann, aber, wer spricht die schon aus.... Macedonja, Macedonien, in jeder Sprache ein bisschen anders.

Sprache. Ja, da kommt die Sache mit der Sprache und der Herkunft. Grad neulich habe ich mich noch mit Carmen privat darüber unterhalten, wie absurd es heute ist, nach zweitausend Jahren einen Nachweis auf Herkunft beweisen zu wollen. Es ist ausgeschlossen, dass irgend ein Volk auf dem Balkan eine *eindeutige* Herkunft hat.
Deswegen hat man die Definition zur Nation ausgebaut, man nimmt noch Sprache und Religion dazu.
Sprache? Welche denn? Glaubt einer im ernst, wir Griechen sprechen heute eine Sprache, die Aristoteles verstehen könnte ? Mit all den *malak* *malaka* zwischendrinn? Der würde nur noch Bahnhof verstehen. Oder, geht mal auf die Strasse und fragt mal auf altgriechisch nach der nächsten Taverne... Grad die blonden unter euch würde man fragen ob ihr aus Norwegen kommt....!
Also, das mit der Sprache ist schon mal eine wacklige Sache.
Das mit der Religion folgt einem einfachen Simplizismus: Bist du Christ, bist du Grieche, bist du Moslem, bist du Türke. Das mag zwar vor 200 Jahren im süden Griechenlands funktioniert haben, aber heute, wo alles global wird, wendet doch mal die Regel an: sie führt zu nichts!
Bulgaren sind Christen, Serben auch, aber keineswegs Griechen. Albaner sind Moslem, aber keineswegs Türken...
Griechen sind Christen, deutsche *teilweise* (!) auch, aber, ups, da funktioniert es auch nicht.
Das Problem ist der Simplizitismus. Es ist sehr einfach, "einfache" Regeln aufzubauen, nur brechen die bald zusammen, da sie NICHT allgemein gültig sind.
Daher sehe ich auch jetzt, es war zu Simpel, eine Behauptung aufzubauen, die "allgemein" gültig sein soll. (@Tobi, weisst schon....)


Bevor das ganze zu lange wird, schliesse ich das nun mit dem "Kehrpunkt" des Themas "National"
Wie oben beschrieben, ist/war unsere Schulausbildung stark an den Begriff "National" gebunden, im Sinn von "gut".
Ganz im Gegenteil, in Deutschland, wo ich eine andere Schule 1989-94 besuchte, war der Begriff "National" ganz meines erwartens eher mit "schlecht" verknüpft. Unterschiedliche Ausgangspunkte bringen unterschiedliche Ergebnisse.

Da ich (D/GR, als halb-deutsch) wischen den beiden Kulturen aufgewachsen bin, hat der Begriff "National" eine ambivallente Bedeutung für mich. Da ich aber oft in BEIDEN Ländern mit dem Begriff "National" eher schlechte Erfahrungen gemacht habe, bin ich mit Sicherheit kein "Nationalist". Bitte nehmt alle diesen Vorwurf zurück, da er nicht auf mich zutrifft, ja ?

Bis gleich, zum letzten Teil...
Andreas

P.S. Ich glaube, die Unterschiede der Ausbildungssysteme D+GR wurde noch nie im Forum unter diesem Aspekt betrachtet, oder ?

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