4 Tage als Alien in Deutschland

Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
#1
Ich bin ja nur alle Jubeljahre mal in D, aber vergangene Woche war wieder soweit. 4 Tage Geschaeftsreise, keine persoenlichen Teffen, einfach nur mehrere Staedte mit Flughaefen, Businesshotels, Geschaeftsmeetings, Restaurants - eben ein komplettes Aliendasein.

Beeindruckt haben mich zwei Dinge. Positiv: Wie wunderbar das Land organisiert ist, alles klappt wie am Schnuerchen. Negativ: Wie unpersoenlich bis aggressiv man behandelt wird, wenn man die Details des Ablaufs nicht kennt...

Gerade Duesseldorf fand ich schrecklich. Als ich mit einer Hand die Tuer des Parkhauses am Schliessen hinderte und zeitgleich den Menschen dort drin fragte, wo es zum Terminal ginge (die Beschilderung in dieser Stadt ist absolut katastrophal), blaffte der mich furchtbar an, was mir einfiele, den Fahrstuhl aufzuhalten, er haette es eilig... als das Gate geaendert wurde, musste ich mich zweimal von Flughafenuniformtraegern anblaffen lassen, bis man mir endlich sehr aggressiv und widerwillig das Geheimnis anvertraute, wo ich das andere finde, beim Handgepaeckcheck aehnliche Erlebnisse... nur Hotelangestellte, Apotheker, Restaurantbedienungen waren freundlich, aber offensichtlich gegen ihr Gefuehl, schleimiges "ich-muss-ja-Kundenfreundlichkeit-zeigen".

Schrecklich. Also, da sind die Griechen wirklich anders drauf. Oder aber ich habe mir unbewusst irgendwas griechisches angewoehnt, mit dem ich meine Fragen beantwortet bekomme, was in D nicht funktioniert. Keine Ahnung.

Am Flughafen gab es fuer die verschiedenen griechischen Rueckflieger mit den verschiedenen Fluegen eine griechische "Betreuung". Vorbildlich. Sie hat sich um alle gekuemmert, auch die verwirrteste Giagia geduldig zu ihrem Gate nach Kavala geleitet, immer froehlich. Sie war echt eine Lichtgestalt und man konnte die rumblaffenden Deutschen endlich vergessen.

Aufgefallen ist mir demzufolge auch wieder, wie "leise" Deutschland ist. Und anders herum, wo immer man war, das einzig hoerbare eine Ansammlung von Griechen war. Komisch, dass Griechen IMMER laut sein muessen, oder? Jedenfalls ist mir auch wieder aufgefallen, dass Griechen viel mehr Worte machen als Deutsche. Um alles. Aber irgendwie wird es dadurch persoenlicher.

Genau an der Stelle, wo mir das auffiel, erinnerte ich mich, dass mir dies vor Jahren furchtbar auf den Zeiger gegangen war. Erstens war mein griechisch nicht ausreichend gewesen, alles zu verstehen oder gar mithalten zu koennen, andererseits fand ich es unhoeflich, mich so lange vollzuschwallen.

Heute, nach ein paar Jahren in GR hat sich das genau umgekehrt und ich bin davon beeindruckt.

Was mich gnadenlos genervt hat, war die Tatsache, dass es kein Wasser gibt. Stinknormales Mineralwasser, so wie wir es taeglich literweise trinken. Nur mit Kohlensaeure, aerggs oder suendhaft teuer. Im Hotel kostete der halbe Liter Vittel stolze 3,90 !!!!! und am Flughafen 2,80 Euro. Was die anwesenden diskutierenden Griechen zu dem Standpunkt hinriss, dass die griechische staatliche Kontrolle staerker und besser ist und dass es gegen die Menschenrechte (!) verstoesst, ein notwendiges Gut zu Luxuspreisen zu verkaufen. Ueber den Kaffee zu drei Euro haben sich dann auch nicht die Athener aufgeregt, die sind die Preise gewohnt.

Die Fahrweise auf den Autobahnen ist etwas besser als auf der Attiki Odos, und noch etwas besser als auf der Ethniki, aber soooooooooooooo viel gesitteter fahren sie nun wirklich nicht. OK, sie blinken und sie blinken auch innerhalb der Stadt. Klarer Vorteil. Sie hupen NIE. Sie fahren nicht bei rot und Fussgaenger schauen nicht mal, ob vielleicht ein Grieche angerauscht kommt, wenn sie grad die Ampel ueberqueren. Insgesamt fliesst der Verkehr ruhiger. Aber sooooooo dramatisch fand ich den Unterschied nun wirklich nicht.

Insgesamt fand ich alles "kuenstlich". So ruhig, so langsam und gesittet - aber wehe man unterbrach die Ruhe, dann gab's nen dicken Schwall Aggression. Nee, nee, ich koennt da nicht mehr leben. Man hat staendig das Gefuehl, man muss die Luft anhalten und irgendwelche strengen Regeln beachten, die ich scheinbar inzwischen zum Grossteil vergessen habe...

Ich bin insofern schwer beeindruckt, als dass ich frueher, noch in D lebend, viele Jahre staendig zu Geschaeftsreisen unterwegs gewesen war und deshalb mit der Erwartung hingeflogen war, ein "Heimspiel" zu haben. Und ich erinnere mich noch sehr, sehr gut an das schreckliche erste Jahr in GR. Wir sagen ja immer, das erste Jahr ist das schlimmste und dann wird's immer besser. Aber dass ich mich sooo sehr angepasst haette, dass ich nur noch aus D weg wollen wuerde, hatte ich wirklich nicht erwartet.

Wie geht's Euch, wenn Ihr mal zurueck nach D fahrt? Ist es eher Erleichterung oder nervig?

Immer noch nachdenklich-vergleichend
Carmen
Zitieren
#1
Ich bin ja nur alle Jubeljahre mal in D, aber vergangene Woche war wieder soweit. 4 Tage Geschaeftsreise, keine persoenlichen Teffen, einfach nur mehrere Staedte mit Flughaefen, Businesshotels, Geschaeftsmeetings, Restaurants - eben ein komplettes Aliendasein.

Beeindruckt haben mich zwei Dinge. Positiv: Wie wunderbar das Land organisiert ist, alles klappt wie am Schnuerchen. Negativ: Wie unpersoenlich bis aggressiv man behandelt wird, wenn man die Details des Ablaufs nicht kennt...

Gerade Duesseldorf fand ich schrecklich. Als ich mit einer Hand die Tuer des Parkhauses am Schliessen hinderte und zeitgleich den Menschen dort drin fragte, wo es zum Terminal ginge (die Beschilderung in dieser Stadt ist absolut katastrophal), blaffte der mich furchtbar an, was mir einfiele, den Fahrstuhl aufzuhalten, er haette es eilig... als das Gate geaendert wurde, musste ich mich zweimal von Flughafenuniformtraegern anblaffen lassen, bis man mir endlich sehr aggressiv und widerwillig das Geheimnis anvertraute, wo ich das andere finde, beim Handgepaeckcheck aehnliche Erlebnisse... nur Hotelangestellte, Apotheker, Restaurantbedienungen waren freundlich, aber offensichtlich gegen ihr Gefuehl, schleimiges "ich-muss-ja-Kundenfreundlichkeit-zeigen".

Schrecklich. Also, da sind die Griechen wirklich anders drauf. Oder aber ich habe mir unbewusst irgendwas griechisches angewoehnt, mit dem ich meine Fragen beantwortet bekomme, was in D nicht funktioniert. Keine Ahnung.

Am Flughafen gab es fuer die verschiedenen griechischen Rueckflieger mit den verschiedenen Fluegen eine griechische "Betreuung". Vorbildlich. Sie hat sich um alle gekuemmert, auch die verwirrteste Giagia geduldig zu ihrem Gate nach Kavala geleitet, immer froehlich. Sie war echt eine Lichtgestalt und man konnte die rumblaffenden Deutschen endlich vergessen.

Aufgefallen ist mir demzufolge auch wieder, wie "leise" Deutschland ist. Und anders herum, wo immer man war, das einzig hoerbare eine Ansammlung von Griechen war. Komisch, dass Griechen IMMER laut sein muessen, oder? Jedenfalls ist mir auch wieder aufgefallen, dass Griechen viel mehr Worte machen als Deutsche. Um alles. Aber irgendwie wird es dadurch persoenlicher.

Genau an der Stelle, wo mir das auffiel, erinnerte ich mich, dass mir dies vor Jahren furchtbar auf den Zeiger gegangen war. Erstens war mein griechisch nicht ausreichend gewesen, alles zu verstehen oder gar mithalten zu koennen, andererseits fand ich es unhoeflich, mich so lange vollzuschwallen.

Heute, nach ein paar Jahren in GR hat sich das genau umgekehrt und ich bin davon beeindruckt.

Was mich gnadenlos genervt hat, war die Tatsache, dass es kein Wasser gibt. Stinknormales Mineralwasser, so wie wir es taeglich literweise trinken. Nur mit Kohlensaeure, aerggs oder suendhaft teuer. Im Hotel kostete der halbe Liter Vittel stolze 3,90 !!!!! und am Flughafen 2,80 Euro. Was die anwesenden diskutierenden Griechen zu dem Standpunkt hinriss, dass die griechische staatliche Kontrolle staerker und besser ist und dass es gegen die Menschenrechte (!) verstoesst, ein notwendiges Gut zu Luxuspreisen zu verkaufen. Ueber den Kaffee zu drei Euro haben sich dann auch nicht die Athener aufgeregt, die sind die Preise gewohnt.

Die Fahrweise auf den Autobahnen ist etwas besser als auf der Attiki Odos, und noch etwas besser als auf der Ethniki, aber soooooooooooooo viel gesitteter fahren sie nun wirklich nicht. OK, sie blinken und sie blinken auch innerhalb der Stadt. Klarer Vorteil. Sie hupen NIE. Sie fahren nicht bei rot und Fussgaenger schauen nicht mal, ob vielleicht ein Grieche angerauscht kommt, wenn sie grad die Ampel ueberqueren. Insgesamt fliesst der Verkehr ruhiger. Aber sooooooo dramatisch fand ich den Unterschied nun wirklich nicht.

Insgesamt fand ich alles "kuenstlich". So ruhig, so langsam und gesittet - aber wehe man unterbrach die Ruhe, dann gab's nen dicken Schwall Aggression. Nee, nee, ich koennt da nicht mehr leben. Man hat staendig das Gefuehl, man muss die Luft anhalten und irgendwelche strengen Regeln beachten, die ich scheinbar inzwischen zum Grossteil vergessen habe...

Ich bin insofern schwer beeindruckt, als dass ich frueher, noch in D lebend, viele Jahre staendig zu Geschaeftsreisen unterwegs gewesen war und deshalb mit der Erwartung hingeflogen war, ein "Heimspiel" zu haben. Und ich erinnere mich noch sehr, sehr gut an das schreckliche erste Jahr in GR. Wir sagen ja immer, das erste Jahr ist das schlimmste und dann wird's immer besser. Aber dass ich mich sooo sehr angepasst haette, dass ich nur noch aus D weg wollen wuerde, hatte ich wirklich nicht erwartet.

Wie geht's Euch, wenn Ihr mal zurueck nach D fahrt? Ist es eher Erleichterung oder nervig?

Immer noch nachdenklich-vergleichend
Carmen
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
4 Tage als Alien in Deutschland - von Carmen - 28.11.2005, 09:08:55
4 Tage als Alien in Deutschland - von Tobi - 28.11.2005, 10:53:02
4 Tage als Alien in Deutschland - von Martina - 28.11.2005, 15:52:05
4 Tage als Alien in Deutschland - von Psilojannakis - 29.11.2005, 13:23:18
4 Tage als Alien in Deutschland - von Carmen - 29.11.2005, 14:02:09
4 Tage als Alien in Deutschland - von stefan - 30.11.2005, 11:15:35
4 Tage als Alien in Deutschland - von gaboula - 01.12.2005, 12:16:30
4 Tage als Alien in Deutschland - von Carmen - 01.12.2005, 13:05:22
4 Tage als Alien in Deutschland - von Tobi - 01.12.2005, 13:28:56
4 Tage als Alien in Deutschland - von Carmen - 01.12.2005, 13:33:11
4 Tage als Alien in Deutschland - von Tobi - 01.12.2005, 13:37:06
4 Tage als Alien in Deutschland - von estherako - 01.12.2005, 15:37:04
4 Tage als Alien in Deutschland - von Doreen - 01.12.2005, 18:28:55
4 Tage als Alien in Deutschland - von Carmen - 01.12.2005, 19:19:53
4 Tage als Alien in Deutschland - von gaboula - 02.12.2005, 07:57:12
4 Tage als Alien in Deutschland - von Doreen - 02.12.2005, 20:22:13
4 Tage als Alien in Deutschland - von Martina - 03.12.2005, 16:13:30
4 Tage als Alien in Deutschland - von Tobi - 03.12.2005, 16:21:20
4 Tage als Alien in Deutschland - von Doreen - 04.12.2005, 15:18:48
4 Tage als Alien in Deutschland - von Tobi - 04.12.2005, 15:43:54
4 Tage als Alien in Deutschland - von Doreen - 04.12.2005, 16:30:17
4 Tage als Alien in Deutschland - von Carmen - 04.12.2005, 16:35:26
4 Tage als Alien in Deutschland - von Gina - 05.12.2005, 22:07:25
4 Tage als Alien in Deutschland - von Tobi - 06.12.2005, 00:04:41
4 Tage als Alien in Deutschland - von Carmen - 06.12.2005, 11:30:30
4 Tage als Alien in Deutschland - von stefan - 06.12.2005, 12:14:19
4 Tage als Alien in Deutschland - von Tobi - 06.12.2005, 12:23:51
4 Tage als Alien in Deutschland - von Rominoula - 07.12.2005, 11:20:08
4 Tage als Alien in Deutschland - von Carmen - 07.12.2005, 12:01:44
4 Tage als Alien in Deutschland - von Gerhard - 07.12.2005, 19:20:21
4 Tage als Alien in Deutschland - von erotokritos - 23.12.2005, 20:01:59

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 5 Gast/Gäste