Ist Griechenland 20 Jahre zurueck?

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#7
Hallo Christina, Chania, Wotan,

bevor die Diskussion auseinander fleddert, versuche ich mich mal an einer Sammelantwort Wink

Ich stimme Christina zu, dass es das Wesen des Kapitalismus ist, das uns grad mal wieder entgegenschlaegt, obwohl vielleicht nicht "in seiner schlimmsten Auspraegung". Da fand ich doch die Entwicklung in den oestlichen deutschen Bundeslaendern noch krasser...und kann mir auch im Moment kaum vorstellen, dass die Griechen derartig naiv den "Segnungen" hinterherlaufen werden wie die Bewohner der ehemaligen DDR.

Schon wegen ihres eingebauten Misstrauens aller Administration gegenueber Wink

Chania kann ich auch nur zustimmen, der Egoismus raubt einem die Atemluft. Irgendwer sagte kuerzlich zu mir, in der Familie gelte "Deines gehoert uns allen und meines ist meines"... ich habe kuerzlich bemerkt, dass es kein Wort fuer "jemandem etwas goennen" gibt, man sagt "dhen zilevo", ich neide nicht. Also, wenn Sprache ausdrueckt, wie die Volksseele tickt, sagt das doch alles.

Die Fernsehbilder waehrend der Flut, die tausenden von freiwilligen Helfern etc. haben die Griechen beeindruckt (Zitat: Alle lieben die Deutschen, wie sie zusammenarbeiten) und von jedem juengeren Griechen wird man hoeren: Mein Ideal waere, beides zu haben, eine Familie, die mich unterstuetzt und Freunde, wir ihr sie im Norden habt.

Nur, dass sie gar nicht wissen, was "Freunde" sind und eben "bedingungslose Unterstuetzer fuer meine persoenliche Sache" meinen...

Nun, Wotan, die Familie ist in den allermeisten Faellen nicht so, wie es ideal waere oder von aussen aussieht. Ideal ist sie nur fuer den Egoisten, denn er kann sich ohne Gegenleistung die "Vorteile" rausziehen, soweit ich das hoere, erlebe und lese, ist gerade die Familie fuer viele junge Griechen ein sehr grosses Problem.

Soweit ich das ueberblicken kann, gibt es kein Sozialwesen, weil man ueberhaupt nicht "sozial" ist. Da hat Chania schon recht, es geht einzig und allein um den persoenlichen Vorteil und es geht darum, auf keinen Fall anderen Vorteile zu verschaffen. Wir leben hier in einem Land, wo "zilevo", ich neide, ich bin eifersuechtig, ein Kompliment ist!

Es ist schwierig, zu beschreiben, was man mit dem Begriff "sozial" verbindet. Sagen wir mal "Hilfsbereitschaft". Erstens gibt es die so gut wie nicht und wenn doch, dann meist mit Kalkuel (auch dies ein Zitat): man moechte, dass andere einem was "schulden". Sogar innerhalb von Familien, nicht Kernfamilien, sondern auch im soi (Sippe). Da ziehen sich Brueder gegenseitig das Hemd aus und halten sich fuer "clever". Man zieht keine Freude aus dem Helfen...

Bisher hatte das ja auch keinen Sinn gemacht und wenn man ganz extrem denkt, war es nicht noetig und nicht erwuenscht gewesen. Es ist erst die heranwachsende Staedter-Generation, die merkt, dass ihnen irgendwas zutiefst Menschliches abgeht.

Sie wissen bloss nicht, was Wink

Sie ziehen ihre Kinder gross mit der Angst: ohne Familie wirst Du Dein Leben in der Gosse verbringen...und leben selbst vor, dass es so stimmt. Ein in sich geschlossenes System.

Liebe Gruesse
Carmen

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#7
Hallo Christina, Chania, Wotan,

bevor die Diskussion auseinander fleddert, versuche ich mich mal an einer Sammelantwort Wink

Ich stimme Christina zu, dass es das Wesen des Kapitalismus ist, das uns grad mal wieder entgegenschlaegt, obwohl vielleicht nicht "in seiner schlimmsten Auspraegung". Da fand ich doch die Entwicklung in den oestlichen deutschen Bundeslaendern noch krasser...und kann mir auch im Moment kaum vorstellen, dass die Griechen derartig naiv den "Segnungen" hinterherlaufen werden wie die Bewohner der ehemaligen DDR.

Schon wegen ihres eingebauten Misstrauens aller Administration gegenueber Wink

Chania kann ich auch nur zustimmen, der Egoismus raubt einem die Atemluft. Irgendwer sagte kuerzlich zu mir, in der Familie gelte "Deines gehoert uns allen und meines ist meines"... ich habe kuerzlich bemerkt, dass es kein Wort fuer "jemandem etwas goennen" gibt, man sagt "dhen zilevo", ich neide nicht. Also, wenn Sprache ausdrueckt, wie die Volksseele tickt, sagt das doch alles.

Die Fernsehbilder waehrend der Flut, die tausenden von freiwilligen Helfern etc. haben die Griechen beeindruckt (Zitat: Alle lieben die Deutschen, wie sie zusammenarbeiten) und von jedem juengeren Griechen wird man hoeren: Mein Ideal waere, beides zu haben, eine Familie, die mich unterstuetzt und Freunde, wir ihr sie im Norden habt.

Nur, dass sie gar nicht wissen, was "Freunde" sind und eben "bedingungslose Unterstuetzer fuer meine persoenliche Sache" meinen...

Nun, Wotan, die Familie ist in den allermeisten Faellen nicht so, wie es ideal waere oder von aussen aussieht. Ideal ist sie nur fuer den Egoisten, denn er kann sich ohne Gegenleistung die "Vorteile" rausziehen, soweit ich das hoere, erlebe und lese, ist gerade die Familie fuer viele junge Griechen ein sehr grosses Problem.

Soweit ich das ueberblicken kann, gibt es kein Sozialwesen, weil man ueberhaupt nicht "sozial" ist. Da hat Chania schon recht, es geht einzig und allein um den persoenlichen Vorteil und es geht darum, auf keinen Fall anderen Vorteile zu verschaffen. Wir leben hier in einem Land, wo "zilevo", ich neide, ich bin eifersuechtig, ein Kompliment ist!

Es ist schwierig, zu beschreiben, was man mit dem Begriff "sozial" verbindet. Sagen wir mal "Hilfsbereitschaft". Erstens gibt es die so gut wie nicht und wenn doch, dann meist mit Kalkuel (auch dies ein Zitat): man moechte, dass andere einem was "schulden". Sogar innerhalb von Familien, nicht Kernfamilien, sondern auch im soi (Sippe). Da ziehen sich Brueder gegenseitig das Hemd aus und halten sich fuer "clever". Man zieht keine Freude aus dem Helfen...

Bisher hatte das ja auch keinen Sinn gemacht und wenn man ganz extrem denkt, war es nicht noetig und nicht erwuenscht gewesen. Es ist erst die heranwachsende Staedter-Generation, die merkt, dass ihnen irgendwas zutiefst Menschliches abgeht.

Sie wissen bloss nicht, was Wink

Sie ziehen ihre Kinder gross mit der Angst: ohne Familie wirst Du Dein Leben in der Gosse verbringen...und leben selbst vor, dass es so stimmt. Ein in sich geschlossenes System.

Liebe Gruesse
Carmen

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Ist Griechenland 20 Jahre zurueck? - von Carmen - 07.09.2002, 09:46:47
Ist Griechenland 20 Jahre zurueck? - von Christina - 07.09.2002, 12:54:23
Ist Griechenland 20 Jahre zurueck? - von Wotan - 07.09.2002, 15:57:06
Ist Griechenland 20 Jahre zurueck? - von Carmen - 07.09.2002, 16:52:30
Ist Griechenland 20 Jahre zurueck? - von Chania - 07.09.2002, 17:08:54
Ist Griechenland 20 Jahre zurueck? - von Wotan - 08.09.2002, 10:26:27
Ist Griechenland 20 Jahre zurueck? - von Carmen - 08.09.2002, 11:15:31
Ist Griechenland 20 Jahre zurueck? - von Carmen - 08.09.2002, 11:39:35
Ist Griechenland 20 Jahre zurueck? - von Wotan - 08.09.2002, 12:45:59
Ist Griechenland 20 Jahre zurueck? - von Carmen - 08.09.2002, 16:02:05
Ist Griechenland 20 Jahre zurueck? - von Tobi - 08.09.2002, 17:53:59

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