Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Druckversion +- Go2Hellas (http://www.gotohellas.gr) +-- Forum: Auswandern nach und Leben in GR (http://www.gotohellas.gr/forum-3.html) +--- Forum: Allgemeines (http://www.gotohellas.gr/forum-9.html) +--- Thema: Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? (/thread-2714.html) |
Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Carmen - 22.03.2002 Soweit ich das sehe, faellt der allergroesste Teil der Griechenland-Einwanderer nach einer gewissen Zeit in genau dieses Depri-Loch, die einen nach einem Jahr, andere nach 3, aber fallen tun sie (fast) alle... Am haertesten scheint es diejenigen zu treffen, die im Ausland einen Griechen kennen und lieben gelernt haben und dann voller Blumen im Kopf nach GR "folgen", in das Land, in dem alles viel leichter ist, weil man alles viel lockerer angehen laesst, die Sonne immer scheint und die Familie immer im Hintergrund ist., um zu helfen... Vorort aber kriegt man ganz schnell das Gefuehl vermittelt, man ist zu bloed fuer alles, man muss sich "hinten anstellen", fuehlt sich ausgeliefert und versteht im wahrsten Sinne die Welt nicht mehr. Und muss sich dann auch noch sagen und vormachen lassen, dass andere viiiieeellll erfolgreicher sind, dass man ein Versager ist und eh lebensunfaehig Warum eigentlich? Nun, wenn man wirklich Gefrusteten zuhoert, dann sind die Griechen eben per se feige und verlogen. Die Vokabel, die man sehr schnell lernt, ist "Ypokrissia". Uebersetzt wird dieses Phaenomen mit "er handelt anders, als er sagt", der harmloseste Auswuchs dessen ist dann die Unpuenktlichkeit oder die "Ungenauigkeit", man kann eigentlich nie "was richtig machen" und sich auf nichts und niemanden verlassen Aber mit der Zeit kann man schon seinen Frieden damit machen und wirklich entspannt hier leben, wenngleich das auch bedeutet, dass man sich von bestimmten nordeuropaeischen Werten ein fuer alle Mal verabschieden muss und es ertragen kann, dass man eben fuer immer und ewig ein "Alien" bleiben wird Damit das hier nicht zu lang wird, schreibe ich in einem naechsten Posting zu dem Phaenomen "Ypokrissia" ein paar Gedanken, ich wuerde mich freuen, wenn dazu ein paar Replies kaemen, denn ich kann ja auch nur so widergeben, wie ich es um mich herum erlebe! Liebe Gruesse Carmen Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Carmen - 22.03.2002 Ja, ja, das, warueber sich alle Griechen aufregen, begreifen Nordeuropaeer erst gar nicht...was ist denn das eigentlich? Ganze Talkshows werden dem Thema gewidmet, jeder Grieche regt sich staendig darueber auf...und wir stehen mit dem Fragezeichen im Gesicht daneben und fragen uns, wer zur Hoelle war den bloss Ypokrates...? Keine Ahnung. Und weshalb er diesen Ruf hat, auch nicht. Jedenfalls meint dieses Phaenomen "anders handeln, als man sagt". Das bedeutet, dass Dir ins Gesicht gelaechelt wird, dass Dir was bei der Panagia hoch und heilig zugesagt wird und es wird nie, nie geschehen....oder wenn, dann nur gegen viiiieeelll Geld oder sonstige Gegenleistungen (aber da kommt man erst spaeter drauf) Es bedeutet, dass Du tausendmal eingeladen wirst, eine super Zeit verbringst, wirklich, wirklich das Gefuehl hast, verstanden und unterstuetzt zu werden, dass der Handwerker wirklich kommt usw. Aber wenn Du wirklich mal was brauchst, Du ploetzlich gaenzlich unbekannt bist. Das kann wehtun. Das kommt uns verlogen und falsch vor und tatsaechlich ist fuer Griechen "Ypokrat" ein ganz, ganz, ganz schlimmes Schimpfwort. Aber warum zur Hoelle machen sie es denn alle so??? Ganz einfach. Griechenland ist ein Land, in dem es nie soziale Absicherung gab, bis heute nicht. Und auch nie geben wird. In dem man dem Staat nicht traut und sich nicht mal als "Gemeinschaft" fuehlt (Griechenland als "Nation" wurde ja auch erst vor weniger als 200 Jahren von anderen Staaten "erfunden"). Das einzige Absicherungs- und damit Ueberlebenssystem bildet die Familie. Die Familie ist daher mit allen Mitteln von allen Mitgliedern zu "erhalten", es muss dort Frieden herrschen, in jedem Fall. Als "Gegenleistung" wird Arbeitslosigkeit, Krankheit, Alter etc. niemals ein Problem sein, auf jeden Fall aber immer ein wesentlich kleineres als in Nordeuropa! Aber das kostet seinen Preis...Frieden auf jeden Fall zu halten, ist ganz schoen schwer. Es geht auf die Kritikfaehigkeit und es geht vor allem auf: Die Ehrlichkeit. Das sind harte Worte. Ich weiss. Und Griechen selbst empfinden es nicht so, dass sie "unehrlich" sind, wenn sie laecheln, unterstuetzen, niemals (Uebertreibung!) an einem Familienmitglied Kritik ueben, niemals sagen: Du fauler Sack, such Dir endlich Arbeit...sie empfinden es bestenfalls als "Pflicht" der Familie gegenueber, nicht zu fraktionieren, keine Auseinandersetzung zu provozieren....sondern immer und koste es, was es wolle, jedes auch antisoziale und ausbeuterische Verhalten eines Familienmitgliedes oder ganzer Familienteile zu stuetzen. Es grummelt dann zwar heimlich auch in ihnen, aber das verursacht dann "Schuldgefuehle" und damit ist man "schlecht" der Familie gegenueber...und laechelt so gut es geht. Nach aussen hin bedeutet das, dass man nicht nur nichts ist, sondern auch die anderen sind nichts. Was aussen zaehlt, ist man selbst in einer Gesellschaft, die keine ist, sondern jede Familie eine abgeschlossene Luftblase in einem unuebersichtlichen Wasserbassin voller abgeschlossener Luftblasen ... wozu denn zuverlaessig und ehrlich sein, wenn man selbst oder die Familie davon keinen Vorteil hat? So, dass waren krasse Worte, das Phaenomen reduziert auf ein paar eisbergspitzenartige Auswuechse...und ohne ein Wort, wie die doch sehr auffaellige Auslaenderfeindlichkeit zu einem solchen Gesellschaftssystem gehoert, ein sehr vielschichtiges Problem in GR. Ist Euch die Ypokrissia auch aufgefallen? Wie seht ihr das, welche Auswirkungen hat das auf Euch? Seht und erklaert ihr das anders als ich? Wuerde mich schon interessieren.... Gespannte Gruesse Carmen Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Martina - 23.03.2002 Hi Carmen, du stellst mal wieder so hochkomplizierte Fragen *gggggg*. Ich antworte jetzt aber nicht wissenschaftlich-kompetent (z.B. habe ich keine Ahnung von Ypokrates... ), sondern frei nach Gefühl. Mein Haupt-"Problem" zu diesem Thema ist, dass die Griechen meiner Meinung nach nicht "Nein" sagen. Also werden sie dir, anstatt dir die Wahrheit zu sagen, bei irgend einer "unangenehmen" Sache eher eine "angenehme" Lüge unterbreiten. Ich finde das dumm, denn irgendwann merkt man sowieso, dass man angelogen worden ist, und ob das besser ist (oder den anderen besser aussehen lässt?), als eine unangenehme Wahrheit akzeptieren zu müssen???? Und wenn einer eine Antwort nicht weiß, sagt er z.B. nie, "weiß ich nicht", sondern denkt sich dann eben spontan-kreativ was aus. Hm, finde ich auch nicht so dolle, ehrlich. Aber die Mentalitäten sind halt anders, und *irgend* einen Ursprung (vielleicht für uns nachvollziehbar) wird dieses Verhalten wohl haben. Jemand hat mir mal erzählt, "der Überbringer einer schlechten Nachricht wurde umgebracht", aber leider habe ich vergessen, in welchem Zusammenhang das war. Vielleicht aus der griechischen Mythologie oder so? Ich lese auch gerade ein Buch über die griechische Philosophie (Ypokrates kommt da allerdings nicht vor), und mir ist aufgefallen, dass fast alle Philosophen zum Tode verurteilt oder bestenfalls ins Exil geschickt wurden, weil sie irgend etwas aussprachen bzw. behaupteten, was jemandem nicht gefiel (bin z.B. gerade bei Sokrates angekommen, der wurde zum Tode veruteilt). Vielleicht steckt das noch so in der griechischen Seele drin? Jedenfalls macht es uns Ausländern das Leben nicht gerade leichter. Man muss immer herausfinden, was nun gerade wahr ist und was nicht, und bestimmte Dinge herauszufinden oder zu erreichen können in eine richtige Odyssee ausarten. Oder man will Dinge ausdiskutieren und stellt fest, dass es den anderen viel lieber ist, wenn "Harmonie" herrscht und alles unter den Teppich gekehrt wird. Ein ganz kleines Beispiel für Letzteres: Mittwoch früh wird meine geliebte Katze eingeschläfert, zwei Stunden später ruft Schwägerin in spe an und hört von meinem lieben Verlobten "óla kalá" (alles in Ordnung), kein Wort von unserer Trauer oder dem Ereignis. Das ärgert mich maßlos. Da brauche ich doch mit niemandem zu telefonieren, wenn ich eh nur belanglose Höflichkeiten austausche, oder? Tja, verstehe einer, wer will.... <img src="icons/icon9.gif" alt=":-(" border=0 align=absmiddle>. So geht mir das immer wieder. Da bist du nicht allein. Vielleicht kann uns ja mal jemand erklären, *warum* die Griechen so reagieren? In diesem Sinne, liebe Grüße von der Insel Paros Martina http://www.paros-online.de/ingriechenlandleben.htm Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Conni - 24.03.2002 Liebe Carmen, das Thema finde ich wirklich spannend. Letztes Jahr habe ich in der Saison auf Kreta gearbeitet und das Phänomen Ypokrissia hat mir wirklich zu schaffen gemacht. Ich kann Deine Ausführungen nur bestätigen: viele "GastarbeiterInnen" sprachen von den Griechen mit den zwei Gesichtern. Ypokrisie heisst übrigens Heuchelei. Ich habe das Wort schon auf Kreta im Lexikon nachgeschlagen, weil mein Chef diesen Ausdruck ständig benutzte - und das nicht nur in Bezug auf Griechen, sondern in Bezug auf alle und jeden. Was mit diesem Grundgefühl, alle seien Heuchler, einhergeht, ist ein unglaubliches Misstrauen - dem Staat, den Nachbarn, den Fremden gegenüber etc. Ich empfand dieses Misstrauen als sehr irritierend, es hat mir mein Leben dort sehr erschwert. Ständig hatte ich das Gefühl, beweisen zu müssen, dass man mir ruhig vertrauen kann (in der Arbeit z.B.) und ich habe aber genau das nicht erreicht. Natürlich konnte ich es auch gar nicht erreichen, siehe Ypokrissia. Ich hatte aber auch das Gefühl, das diese Ypokrissia nicht vor der Familie halt macht: auch innerhalb der Familie traut keiner keinem, spricht es aber natürlich nicht aus. Andererseits habe ich die Griechen auch als sehr vertrauensselig erlebt, viele Vorsichtsmassnahmen Fremden gegenüber, die hier gang und gäbe sind, fielen dort komplett weg. Ich denke, für die Griechen ist es sehr schwierig, die verschiedenen Verhaltensanforderungen ihrer Kultur - z.B. Familienzusammenhalt und Gastfreundlichkeit - unter einen Hut zu bringen und gleichzeitig den "Modernisierungschub" (die Grossfamilie ist auch in Griechenland auf dem Rückzug) auszuhalten. Nach wie vor frag ich mich allerdings, wann es gelingt, von Griechen als "Nichtheuchler" akzeptiert zu werden und nach welchen Kriterien ich feststellen kann, wann Griechen nun wirklich meinen, was sie sagen. Oder vielleicht ist der Satz (von wem noch mal?): "Alle Kreter lügen. Ich bin ein Kreter" auch so zu verstehen, dass ein solcher Nachweis nie gelingen kann. Lieben Gruss Conni Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Carmen - 24.03.2002 Moin Martina, nach meinen neuesten Recherchen hat das Wort wohl nix mit einem Menschen mit schlechtem Ruf zu tun, sondern kommt vom Verb ypokrinomai, was wohl wiederrum "heucheln" heisst und krino selbst heisst "urteilen". Hm. Die Wortherkunft hilft uns demnach nicht weiter, dieses Phaenomen zu verstehen Solche Geschichten wie mit Deiner Katze hab ich auch schon oft gesehen, oftmals ist das aber als "Schutz" gemeint, naemlich Dich vor falschem Mitgefuehl (und damit Ypokrisia!) zu bewahren, dadurch, dass man erst gar nicht offenlegt, wo das Herz blutet...ist ein scheinbar in sich geschlossenes System. Mir wird auch gern, wenn ich dieses Thema mit Griechen (verschiedenen Alters und Herkunft) diskutiere, gesagt: Die Gruende dafuer liegen a) in der Geschichte (die Tuerkenherrschaft *seufz) b) im Umstand, dass seit 40 Jahren ausschliesslich "Entwurzelung" durch den Umzug in die Staedte stattfindet. Gerade gestern sagte jemand, es sei ein "Stresseffekt", denn man haette ja niemanden anderen als die Familie, seit es die gewohnte Dorfgemeinschaft nicht mehr gibt...na, ich weiss nicht. Zumal mir das jemand sagte, der vor 40 Jahren in Athen geboren wurde und die Dorfgemeinschaft gar nicht kennt...fuer meine Ohren klingt es echt strange, wenn so einer sagt, Freunde sind zum ausgehen da, der Familie vertraut man und deshalb muss man halt fuer den Frieden "freundlich" sein. Fuer mich ist das ein Dilemma, konsequenterweise muesste man jetzt schliessen: Der Grieche an sich ist ein Luegner und das geht mir ganz gewaltig gegen den Strich!!!! Ich moechte vielmehr Moeglichkeiten finden, damit umzugehen und die Menschen in meiner Umgebung ermutigen (mutig machen!), ehrlich mit mir umzugehen und das als erleichternd und lohnenswert zu erleben. Liebe Gruesse Carmen Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Carmen - 24.03.2002 Hallo Conni, da haben wir gleichzeitig geschrieben Ich glaube, unser Erstproblem faengt damit an, dass wir dieses "Misstrauen" persoenlich nehmen, denn wir werden ja genau zum Gegenteil erzogen: Wer einmal luegt, dem glaubt man nimmermehr. Wir werden ermutigt, die Wahrheit zu sagen und kriegen dafuer Straferlass, waehrend in GR die Wahrheit sehr hart bestraft wird... und schon nehmen wir es persoenlich, wenn uns einer unterstellt, dass wir unehrlich (also strafwuerdig) sind. Und dann ist der Schock gross, wenn man feststellt, dass man nicht nur als Luegner behandelt wird, sondern andersherum belogen wird...auch das nimmt dann persoenlich. Ich habe eine franzoesische Freundin, die derartig ehrlich und aufrichtig ist, dass es sogar mir manchmal wehtut: ich komme mit einer Flasche Wein und sie sagt: "oh, ich glaub, den mag ich nicht, ich schenk den dann meinem Schwiegervater, ok?" Ups. das haette ich nie gesagt, das fand ich unfreundlich Aber sie geht aufrechten Hauptes durch die Strassen und sagt: Was soll ich anderes tun, als die Wahrheit sagen? Wir hatten eine intensive Diskussion, denn irgendwo wird die Aufrichtigkeit einfach Unhoeflichkeit...nur die griechischen Grenzen scheinen da ganz wo anders zu liegen. Ich glaube, man muss einfach aufhoeren, Ypokrisia persoenlich zu nehmen. Und auf sich selbst vertrauen, dass man schon gut erzogen wurde Ich habe wirklich aufreibende Zeiten hinter mir, es war furchtbar viel "Arbeit" und Nervenstaerke noetig, immer wieder deutlich zu machen, dass ich aufrichtig bin und bleibe. Und Aufrichtigkeit erwarte! Ich glaube, viele Griechen haben ANGST vor Aufrichtigkeit, vor ihrer eigenen und vor der der anderen.... Aber das ist eine blanke Unterstellung! Liebe Gruesse Carmen Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Carmen - 24.03.2002 Hallo Conni, >Ständig hatte ich das Gefühl, beweisen zu müssen, dass man mir ruhig vertrauen kann (in der Arbeit z.B.) und ich habe aber genau das nicht erreicht. Natürlich konnte ich es auch gar nicht erreichen, siehe Ypokrissia. Das ist ein "Catch 22", das kenne ich allzu gut. Nach meinen Erfahrungen geht das auch nur mit der Zeit, mit viel Willem, auch zu dem Preis, Kontakte zu verlieren. Und da man seine Arbeit nicht verlieren will, muss man dann oft einfach hinnehmen, dass man als Heuchler behandelt wird.... > Ich hatte aber auch das Gefühl, das diese Ypokrissia nicht vor der Familie halt macht: auch innerhalb der Familie traut keiner keinem, spricht es aber natürlich nicht aus. wow, das kenne ich auch, es hat mich 3 Jahre gekostet, "im Vertrauen" zu erfahren, dass die beiden Cousins, die immer so froehlich auf Familienfeiern zusammen lachen, saufen, tanzen, sich in Wirklichkeit nicht leiden koennen, aber dieses Spiel spielen, um den Familienzusammenhalt nicht zu "zerstoeren" (!!!!) Ich war geschockt. Echt. Stell Dir mal vor, was damit fuer eine "Verantwortung" einhergeht: Wenn Du "ehrlich" bist, dann zerstoerst Du! Und da das Prinzip der Konfliktloesung durch offene, klaerende Gespraeche absolut nicht vorhanden ist, scheint es fuer Griechen tatsaechlich keinen Ausweg zu geben... > Andererseits habe ich die Griechen auch als sehr vertrauensselig erlebt, viele Vorsichtsmassnahmen Fremden gegenüber, die hier gang und gäbe sind, fielen dort komplett weg. Hm, was meinst Du zB? > Nach wie vor frag ich mich allerdings, wann es gelingt, von Griechen als "Nichtheuchler" akzeptiert zu werden und nach welchen Kriterien ich feststellen kann, wann Griechen nun wirklich meinen, was sie sagen. Also zu ersterem kann ich was sagen: wenn sie das einmal "begriffen" haben, dass Du aufrichtig bleibst und ihre Unaufrichtigkeit nicht mitmachst, wirst Du wie ein Schaf mit zwei Koepfen mit Reisszaehnen behandelt. Eine lange Zeit giltst Du als "gefaehrlich", aber irgendwann fassen sie Zutrauen. Und zum zweiten Teil, wie man erkennt, ob ein Grieche aufrichtig ist: Keine Ahnung. ich glaube, es haengt stark davon ab, wie nahe er/sie Dir ist und wie wichtig ihr/ihm ist, wie Du ihn/sie siehst. Haben andere dazu Erfahrungen gemacht? Oder nehmt ihr es einfach so hin, dass man "einem Griechen eh nicht glauben kann"? Gespannte Gruesse Carmen Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Martina - 24.03.2002 Ich glaube, wir müssen einfach hinnehmen, dass die Griechen anders sind als wir und uns a) damit abfinden, dass es vielleicht 10 Jahre dauert, bis man einen Freund/ eine Freundin findet, wie wir sie für uns definieren oder sich b) mit ausländischen Freunden "abfinden" . Ich habe jedenfalls null Bock auf Heuchelei, dann bleibe ich lieber allein. Ich habe ähnlich wie Conni auch erlebt, dass es auch unter "besten Freunden" sowie Familienmitgliedern Momente gibt, in denen man sich "anlügt" - für mich auch in Fällen, wo es absolut nicht nachvollziehbar ist bzw. meiner Meinung nach nicht nötig, zu lügen! Ich habe oft das Gefühl, die Griechen achten übertrieben darauf, ja nicht "das Gesicht zu verlieren". Mir fallen gerade zwei Beispiele ein, wo ich nur mit dem Kopf schütteln kann. Z.B. unter den Zimmer-/ Pensionsvermietern ist es Gang und Gäbe, sich gegenseitig zu fragen "wieviele Zimmer hast du noch frei?". Bis ich dahintergekommen bin, dass "man" in so einem Falle niemals die Wahrheit sagt, hat es eine Weile gedauert. Was nützt es jemandem aber die Information, wenn sowieso jeder weiß, dass er nie die ehrliche und richtige Antwort bekommen wird? Für mich wirklich komplett unverständlich. Oder: wieder das Beispiel, meine Katze muss eingeschläfert werden. Da traut sich der Tierarzt doch tatsächlich nicht, mir reinen Wein einzuschenken und unterhält sich hinter meinem Rücken mit meinem Verlobten darüber, was man denn machen könne. Da kommen sie dann auf Dinge wie "Katze heimlich einschläfern und mir sagen, sie sei sanft und friedlich "von allein" entschlafen"!!!! Da mein Verlobter mich aber kennt, würde er sowas natürlich nicht mitmachen. Ich weiß auch nicht. Sie sind schon komisch die Griechen. Denke, man kann dann eben nur hier leben, sich an den schönen Dingen im Land erfreuen und gewisse Sachen so gut als möglich akzeptieren. Eins finde ich aber wiederum komisch: Die Griechen sind Weltmeister im einander verklagen (haben ja auch den Anwaltberuf erfunden ). Das passt doch wieder hinten und vorn nicht zusammen. Oder liegt es daran, dass sie "den Anwalt die Wahrheit sagen lassen" und es nicht selbst tun müssen? In diesem Sinne grübelnd liebe Grüße Martina http://www.paros-online.de/ingriechenlandleben.htm Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Carmen - 24.03.2002 So einfach lass ich mich nicht frustrieren Ich weiss, die Griechen meinen es "gut", was wir einfach nur schrecklich finden....und "abfinden" ist fuer mich persoenlich keine geeignete Strategie. Wie machen es die anderen? Liebe Gruesse Carmen Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Tobi - 24.03.2002 Ich habe ein Problem: Mir passiert das kaum. Was mache ich falsch? Im Ernst:: Mir ist aufgefallen, dass das ständige Vorheucheln von Freundlicheit und das bewusste Anlügen unter Leuten auftritt, die sich zwar als Freunde bezeichnen, aber im Grunden bestenfalls Bekannte sind. Meistens dient das dazu, den anderen schnell loszuwerden, oft passiert es, weil der andere auch gar nichts anderes erwartet. Was passiert mir denn in Deutschland, wenn mich ein Bekannter nach meinem Befinden fragt, ich erwidere, bis auf den Krebs wäre alles OK, und er mit einem freudestrahlenden 'Prima' weiterschlendert? (Ich habs probiert, das ist so...) Der Unterschied liegt darin, dass ich Leute, die mir nicht zuhören, nicht als Freunde bezeichne, während dieser Begriff in Griechenland *sehr* weit gefasst wird. Dass es mir gelungen ist, tatsächlich Freunde in Griechenland zu finden, halte ich in diesem zusammenhang für ein Wunder (ich meine Leute, die mich in Deutschland! anrufen, wenn ich dort bin, nur um zu fragen, ob alles in Ordnung ist und die das tatsächlich interessiert). Aber auch hier war es ein Kampf, klarzumachen, dass ich nichts gegen schlechte Neuigkeiten habe.. wie schon gesagt wurde, das Aufrechterhalten der heilen Welt nach aussen ist wichtiger als die Wahrheit. Warum man angelogen wird, obwohl klar ist, dass man das irgendwann durchschaut? Na, weil man nicht mit einer Beschwerde deswegen rechnet, denn das machen doch alle, und für den Moment hat man Ruhe. Und das ist erstmal wichtig. Das heucheln als Allgemeinzustand kann dann aber prima abstrahiert und beklagt werden, weil es eben ein algemeiner zustand *ist*, an dem man selber ja nichts ändern kann... ein Mechanismus, den man an jedem Platz der erde auf irgendeinem Gebiet beobachten kann: Ich kann den täglichen feierabendstau bejammern, wie ich will - solange mir nicht klar ist, dass ich der Stau *bin* und daraus meine Konsequenzen ziehe, ist das nihct sehr ergiebig Was die Famile angeht: Ich habe ja selbst keine in GR. mir ist aber aufgefallen, dass dort, selbst in Anwesenheit von fremden (mir), durchaus offen über Probleme geredet wird. Irgendwer von uns hat nun die ganzen Ausnahmen erwischt.... aber wer??? Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Martina - 24.03.2002 *gggggggg* Ich seh gar keine andere Lösung . Oder willst du den Griechen etwa *unsere* Denkweise beibringen?!? Das wäre aber ein *großes* Projekt.... Ciaoi Martina Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - su - 24.03.2002 test.......bin neu hier und wollte mal schauen ob alles geklappt hat mit dem anmelden.grins Tolle Seite Carmen!Habe lange danach gesucht. lieben Gruss von suse aus Kreta Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Martina - 24.03.2002 ... habe ich das hier diskutierte Wort gleich 2x gehört. Einmal im Zusammenhang mit einem griechischen Fotomodell, das es wagt, trotz des anrüchigen Jobs ihr Theologie-Studium *nicht* an den Nagel zu hängen *ggggg*. Das fand ich sehr amüsant, Bischöfe usw. regen sich da sehr drüber auf. Wer aber nun wen der Heuchelei bezichtigt ist eine andere Frage..... .... und das zweite Mal ging es um Fußball; da ich selbst aber Fußball für sowas von *uninteressant* halte, konnte ich leider nicht weiter zuhören um herauszufinden, worum es genau ging *g*. Es scheint also tatsächlich allgegenwärtig zu sein, das Thema "Heuchelei" . Schöne Grüße aus dem wintereingebrochenen Griechenland *frier* Martina http://www.paros-online.de Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Carmen - 25.03.2002 ah naja, so einfach lass ich mich nicht stressen Mich wuerde ja jetzt echt mal interessieren, wie diejenigen, die schon 10, 20, 30 Jahre hier sind , das sehen und wie sie ihren Frieden mit der allgegenwaertigen Ypokrisia gemacht haben? Aufmerksame und wirklich auf Insiderinfos hoffende Gruesse Carmen Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Carmen - 25.03.2002 suse schrieb: > test.......bin neu hier und wollte mal schauen ob alles geklappt hat mit dem anmelden.grins > > Tolle Seite Carmen!Habe lange danach gesucht. herzlch willkommen! Wie hat es dich denn nach kreta verschlagen? Und wie geht es Dir da so? Ausser dickbaeuchig, meine ich,,, Liebe Gruesse aus Athen Carmen Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Wotan - 27.04.2002 Hi Carmen, Ich hatte gestern ein Erlebnis in der Firma wo ich arbeite (in Deutschland), das zum Thema paßt. Ich habe als meinen Nachfolger, aufgrund seiner Qualifikation und Fähigkeiten, einen Mann aus Ghana vorgeschlagen. Was für eine Welle der Entrüstung ging durch den Laden! Offen und unverschämt wurden aus den sonst so adretten Wissenschaftlern, Stammtischparolen kloppender Rassisten! (Der Neger kommt uns hier nicht rein!). Die Sekretärin würde sogar eine CS-Pistole kaufen, um sich der Vergewaltigung zu entziehen! Eine halbe Stunde später haben die weltoffenen, politisch korrekten Kollegen mit souveräner Freundlichkeit den Schwarzen Mann empfangen und den 2 Stunden lang schwitzen lassen, obwohl es sonnenklar war, das er nicht angestellt wird. DAS ist Hypokrisie. Nicht der arme Schlucker in Griechenland, der einem Volk angehört, das bis vor kurzem (historisch gesehen) von den Türken besetzt war. Freundlich etwas vorgaukeln, war und ist in Griechenland, eine evolutionsbedingte Überlebensstrategie. Zu meiner Firma noch mal: Die haben mir meinen Abgang von Deutschland, aber so was von leicht gemacht... Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Tobi - 27.04.2002 Ich glaube, das ist nicht ganz dasselbe. Dein Beispiel ist doch eher ein Fall von versteckten Vorurteilen. Das spezifisch griechische liegt glaube ich eher darin, dass es in allen Lebenslagen so gemacht wird. Nicht zugeben zu wollen, dass man ein verkappter nazi ist, ist eine Sache. Aber als klempner jemandem erzählen, dass man garentiert morgen käme und dann wäre alles kein problem, wohl wissend, dass das einfach gelogen ist und man sich auchselbst damit letztendlich das Leben nicht einfacher macht, ist eine ganz andere. Hier werden Dir fast immer verbale Beruhigungspillen verabreicht, und rauszufinden, was wirklich gemeint wird, ist fast immer schwierig. In *allen* Lebenslagen, nicht nur beim munteren Ausländerhassen (da allerdings auch.. <img src="icons/icon9.gif" alt=":-(" border=0 align=absmiddle> ) Und die Türkenherrschaft ist nun in fast allen Landesteilen um die 100 - 150 Jahre vorbei. Inwieweit das nun immer noch als Erklärung für alles eigenartige herhalten darf, sei dahingestellt. Ich glaube, es alleine darauf zu schieben, ist zu einfach. leztztendlich ist es aber auch wurscht; wichtiger ist die Frage. Wie lebt man damit? Hast Du eine Idee? Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Wotan - 28.04.2002 Hi Tobi, wenn es Dir selbst nicht geläufig ist, frag mal einen Griechen Deines Vertrauens nach der Bedeutung des Wortes "Rayiadismos". Dann wird Dir klar was ich meine. Du mußt erst das "warum" verstehen, bevor Du Dich auf der Suche nach Lösungen machst. Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Tobi - 28.04.2002 Stanley Thissorg schrieb: > Hi Tobi, > wenn es Dir selbst nicht geläufig ist, frag mal einen Griechen Deines Vertrauens nach der Bedeutung des Wortes "Rayiadismos". > Dann wird Dir klar was ich meine. Du mußt erst das "warum" verstehen, bevor Du Dich auf der Suche nach Lösungen machst. Naja.... ich frage eigentlich nicht, warum das so ist, sondern erst einmal, wie ich damit klarkomme. Klar ist, dass ichs nicht ändern kann, also woill ich auch keine Lösung. ich will einfach nur meinen Frieden damit machen. Oder anders gesagt: Erklärungsversuche, die ich bis dahin gehört habe, fand ich durchweg nicht besonders stichhaltig, und es hat nichts an meiner Verwunderung geändert. Wobei Du natürlich vom Grundsatz her Recht hast, allerdings eben nur dann, wenn es um *Lösungen* ginge. Und *lösen* kann und will ich das nicht. Ich bin ja eben nicht der deutsche Oberlehrer... und verstehen will ich es eigentlich auch nicht bis in alle Tiefen - davon wirds ja nicht besser Ich will - wie Carmen schon eingangs geschrieben hat - eine Strategie zum Umgang damit finden. Und da würde es mir einfach nicht helfen zu wissen, dass das historisch bedingt ist und warum. Wobei es mich schon rein akademisch doch interessiert.... Wieso klappt das nicht mit mir in Griechenland? - Wotan - 28.04.2002 Tja Tobi, Wie soll man damit klarkommen? Ich schaetze so wie man mit Allem sonst klarkommt, oder auch nicht. Don’t pay the ferryman, before he gets you to the other side. |