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Die erste und zweite Generation... - Druckversion

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Die erste und zweite Generation... - Carmen - 02.05.2003

Als Anhang an die "Umfrage":

Immer wieder hoere ich von Griechen, dass "wir" Auswanderer eben die "erste Generation" sind, die die Griechen mit dem Phaenomen "Fremde im Land" konfrontieren, deshalb den ganzen Mist durchmachen muessen. Aber die zweite wird es leichter haben...

Das Argument ist zwar verfuehrerisch, aber ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich greift.

Interessant finde ich, mal zu schauen, was denn die auswandernden Kinder von nach Deutschland ausgewanderten Griechen in Griechenland sind? In D zweite Generation, in GR erste...oder keine? Oder was? In meiner Umgebung sehe ich, dass diese noch viel groessere Probs haben, als wir "puren" Auslaender: es wird ganz selbstverstaendlich vorausgesetzt, dass sie die Sprache perfekt muttersprachlich beherrschen...was sie aber fast nie tun, sie haben scheint's ein groesseres "Enttaeuschungspotential", denn die waehrend der Kindheit als wunderbar erlebte Familie entpuppt sich als ganz anders im Alltag und mit den speziellen Feinheiten der Kultur kommen sie ebensowenig klar wie andere Auswanderer.

Waer schon mal interessant zu hoeren, was zweit/erst-Generationsmenschen in GR dazu meinen Wink

Liebe Gruesse
Carmen




Die erste und zweite Generation... - antheo - 07.05.2003

Liebe Carmen,

laesst man des Klischee-Denken und die Kasantzidis' Pseudokultur der unterdrueckten Ausgewanderten zu Seite, muss man zugeben dass jeder der aus einem Land in ein anderes auswandert mit der altaeglichen Realitaet weit mehr konfrontiert wird, als in jeglicher Planung sich es vorstellen vermochte.
Die Sprache mag ein wichtiges Werkzeug fuer die Kommunikation sein, welche zur Verstaedigung konstruktiv beitraegt.
Viel wichtiger ist aber das Feingefuehl fuer die kulturellen Eigenarten des Gastgebers zu entwickeln, was fuer heranwachsende Kinder in einem fremden Land offensichtlich einfacher voran geht.
Daher die Empfindung, dass die sog. zweite Generation es einfacher hat, bei der dritten verschwinden sogar fast alle urspruenglichen Erinnerungen an das sog. Heimatland.
Kinder von Ausgewanderten die in das sog. Heimatland zurueckwandern werden es bestimmt schwer haben, weil u.a. alle subtilen Eigenschaften der Kultur weitgehend fehlen. Die Ideale die den griechischen Kindern in Deutschland vermittelt werden, wie Familie, Tradition, Heimattreue usw. werden oft aus der Erinnerung geschaffen, idealisiert und sicherlich uebertrieben. Tatsache ist, das jedes Kind welchens nach GR zuruckkommt, ganuso Stuern zahlen muss, ev. arbeitslos ist und allerlei alltaegliche Probleme haben kann. GR ist eben nicht nur Sonne, Sand und Meer. Wer hier lebt, hat es bestimmt oft gespuert. Wer noch nicht hier lebt, soll gerne davon traeumen, bis ihn die Realitaet einholt.
Auch deutsche die nach GR auswandern bleiben nicht davon verschohnt.

Zusammenfassend, ich glaube, dass jeder der aus einem Land in ein anderes auswandert, eine grosse Kluft ueberspringen muss. Einerseits die Erwartungen die im Ankunftsland gestellt werden, anderseits die Gewohnheiten die er im Ursprungsland zuruecklaesst. Je krasser die Unterschiede -und abhaengig der Aufassung des Betroffenen- kann diese Kluft auch unueberwindbar vorkommen.

Deshalb die Hassliebe, die man in den Beitraegen zum Thema liesst.
Die Unterschiede zwischen D und GR sind nun mal da, in verschieden Ebenen. Andere nehmen sie wahr, an andere gehen sie gerade vorbei.
Es liegt an den Betroffenen selber.

Geanu so gefaehrlich wie die Heimatveredelung der Auslandsgriechen kann die blinde Euphorie jener deutschen sein, in GR das Paradies auf Erden suchen. Offensichtlich, obwohl die Hintergruende gaenzlich verschieden sind, setzt jeder der beiden seine Traumvorstellung in unsere Realitaet voraus. Und die Enttaueschung kommt oft schneller als erwartet.

Gruss,
Andreas




Die erste und zweite Generation... - maritali - 09.05.2003

Als ich nach GR kam war das Neugier, Verliebtsein/Liebe und weil mich in Deutschland nichts hielt.
Ich war 11 Jahre jünger, naiver, dümmer, wie auch immer.
Ich habe mir vorgenommen hier alt zu werden - mit allem drum und dran. Und damals war es mein größtes Problem, die Vorstellung, daß meine Kinder nicht "meine" Straßen gehen und "meine" Spielplätze benutzen würden. Sie würden nicht "meine" Gerüche riechen und "meine" Ängste kennenlernen... Nun habe ich zwei Kinder, die hier leben, hier Freunde und Familie teilen und nur durch mich eine Verbindung zu Deutschland haben, mit all seinen Straßen, Plätzen, Gerüchen und Ängsten. Und das bis sie selbst ihren Weg gehen, wo sie nichts mehr hält. Und wer weiß, vielleicht gehen sie weiter. Auf alle Fälle leben sie IHR leben mit ihren ...s.o... und daß sie einen Umweg "gegangen worden" sind ist doch auf jeden Fall eine Bereicherung.




Die erste und zweite Generation... - Horst - 12.05.2003

braucht es die Eindrücke von Griechen/innen selbst, wie sie auch schon antheo hier einstellte. Weitere Meinungen würden auch mich sehr interessieren und ich hoffe, hier mehr erfahjren zu können. In meiner Umgebung habe ich jedenfalls nicht selten griechische "Rückwanderer" kennengelernt, die nach ein zwei Jahren Hellas wieder verlassen haben. Sie kamen hier nicht so klar, wie sie es sich gewünscht hatten und es ihnen ganz normal erschien (aus der Sicht und gelebten Erfahrung in der anderen, nichthellenischen Heimat).