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Bitte um 'Geschichtsunterricht' - David2004 - 10.09.2004 Hallo alle zusammen, in einem ausgiebig diskutierten Beitrag ging es ja vor kurzem um die scheinbar häufig anzutreffende Abneigung der Griechen gegenüber Ausländern. Dabei viel der Begriff 'Junta' und man sollte doch die Griechen, die einen mit 'Heil H.' oder ähnliches ansprechen, mit der Junta konfontieren. Meine Frage: würde mir jemand erklären, was es damit genau auf sich hat? Sollte ich es irgendwann mal anwenden müssen, würd ich gerne wissen, wovon ich da eigentlich spreche. Dank und Gruss, David Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Inge - 10.09.2004 Das Wort Junta ist spanischen Ursprungs und bedeutet (Militär-) Diktatur. Wenn in dem Thread von Junta die Rede war, ging es um die Diktatur in Griechenland von 1967 bis 1974. Davor, 1936, gab es in Griechenland schon einmal eine Diktatur, die Metaxas-Diktatur. Auf die Schnelle mal ein Link zum Nachlesen: http://www.uni-marburg.de/geographie/HPGeo/personal/Brueckner/EX_Griechenland_2003/landeskunde/koukouraki/referat.htm>http://www.uni-marburg.de/geographie/HPGeo/personal/Brueckner/EX_Griechenland_2003/landeskunde/koukouraki/referat.htm</A> Gruss Inge Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Inge - 10.09.2004 Um es mal etwas salopper zu verdeutlichen, was „Junta“ für die Menschen in Griechenland von 1967 – 1974 bedeutete, hier ein Spruch, den ich von meinem in Griechenland geborenen und dort bis Anfang 80 lebenden Mann häufiger zu hören bekomme, auch heute noch: „Während bei euch „die Post abging…“ (ich stamm noch aus der Flower Power Zeit), „…haben wir hier unseren Mund halten müssen, nur zensierte Musik und Literatur lesen dürfen …“ und noch viel Schlimmeres. Gruss Inge Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Inge - 10.09.2004 Wen es interessiert, etwas mehr über die griechische Junta im Romanstil zu erfahren, dem empfehle ich das Buch : Ein Mann, von Oriana Falaci, ein Buch über Alekos Panagoulis, griechischer Dichter und Widerstandskämpfer während des Obristen-Regimes (67-74). Hier der Amazon-Link mit Rezension: http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3462025929/028-8946786-9447715>http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3462025929/028-8946786-9447715</A> Im übrigen bin ich der Meinung, dass man, wenn man in ein fremdes Land übersiedelt, sich gründlichst mit dessen Geschichte auseinandersetzen sollte. Nur so wird man in der Lage sein, die Menschen dort verstehen zu können, sich einfühlsam und diplomatisch zu arrangieren, ohne seine eigene Identität aufgeben zu müssen. In unserer turbokapitalistischen, globalisierten Zeit kann man leicht den oberflächlichen Eindruck gewinnen, überall sei es gleich. Ist es aber nicht. Die (wirtschaftliche) Globalisierung hat den Globus zwar überrannt, aber wir sind noch lange nicht alle gleich. Wir alle tragen nach wie vor unser Bündel jüngster Geschichte und Tradition mit uns herum. Gruss Inge Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Apostat - 11.09.2004 Inge schrieb: >Wir alle tragen nach wie vor unser Bündel jüngster Geschichte und Tradition mit uns herum. ...Zumindest wir "älteren". Die jüngeren Generationen, die Kinder der Globalisierung, werden weltweit einheitliche geschichtliche Anhaltspunkte haben. 9/11, den Iraq Krieg, das Volks-Internet, die MP3s, als McDonalds den super duper Huge Mac mit echtem Brot raus brachte etc. Die Globalisierung ist nicht nur wirtschaftlich, sonder auch politisch und kulturell. Leider, wenn Du mich fragst. Gruß, Stathis Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Inge - 11.09.2004 Stathis schrieb „..Zumindest wir "älteren". Die jüngeren Generationen, die Kinder der Globalisierung, werden weltweit einheitliche geschichtliche Anhaltspunkte haben. 9/11, den Iraq Krieg, das Volks-Internet, die MP3s, als McDonalds den super duper Huge Mac mit echtem Brot raus brachte etc. Die Globalisierung ist nicht nur wirtschaftlich, sonder auch politisch und kulturell. Leider, wenn Du mich fragst.“ Stathis, das wird sicher für die jetzt heranwachsende Generation gelten. Die heute 20/30-Jährigen in Griechenland, um die es ja im Forum in der Hauptsache geht, sind nun aber noch von Leuten wie meinem Mann erzogen worden, die ihre Jugend grösstenteils in einem totalitären, faschistischen System (Junta) verbracht haben., während ich hier in Deutschland und in einem anderen westlichen Land in den Endsechzigern/Siebzigern eine sorgenfreie, phantastische Zeit in demokratischem Umfeld hatte, wir uns von den alten Zöpfen unser Elterngeneration befreit haben. Diese unsere Generation hat die heutige Jugend noch stark geprägt. Wer heute nach Griechenland übersiedelt, wird also auch noch Spuren dieser Vergangenheit finden bzw. sich möglicherweise auch mit uns älterer Generation auseinandersetzen müssen, vor allem, wenn er oder sie in eine Familie einheiratet. Und dass es da häufiger zu Konflikten kommt, sieht man doch an Aussagen in diesem Forum. Hinsichtlich der kulturellen Globalisierung sind wir zwar auch Deiner Meinung, wobei ich mich aber mitunter in meinen Aussagen etwas bremse, weil ich mich noch gut daran erinnere, wie meine Mutter ausgeflippt ist, wenn bei mir die Schallplatten mit den Stones, Led Zeppelin, Pink Floyd u.a. durchs Haus dröhnten. Gruss Inge Bitte um 'Geschichtsunterricht' - antheo - 11.09.2004 Inge schrieb: > die ihre Jugend grösstenteils in einem totalitären, faschistischen System ... verbracht haben. Huh ??? Dauert die Jugend etwa ganze 20 Jahre ???? Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Inge - 11.09.2004 Stathis schrieb: „Huh ??? Dauert die Jugend etwa ganze 20 Jahre ???? Moment mal, die Junta (Militärdiktatur) hat von 67-74 gedauert (7 Jahre). Danach kam Karamanlis (ND), O.K. rechte Partei, aber demokratisch gewählt. Als der dran war, habe ich dort auch gelebt. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es mir zu der Zeit verboten gewesen wäre, irgendwelche Musik zu hören oder dass Literatur zensiert gewesen wäre, auch gefoltert und dergleichen wurde nicht mehr. 1981 kam die αλλαγή mit PASOK am Ruder, hab ich auch noch erlebt. Während der Diktatur habe ich mich mit meinen Eltern in Griechenland aufgehalten und dort auch Kontakte zu jungen Leuten geknüpft, die mir das ganze Ausmass der Situation vor Augen geführt haben. Zwischen Junta und Karamanlis lagen schon Welten. Musst mir mal näher erklären, worauf Du zielst. Gruss Inge Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Inge - 11.09.2004 Stathis schrieb: „Huh ??? Dauert die Jugend etwa ganze 20 Jahre ???? Stathis, …Oder betreibst Du jetzt Haarspalterei. Für den Begriff Jugend gibt es übrigens mehrere Definitionen. Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Jugend>http://de.wikipedia.org/wiki/Jugend</A> Such Dir eine raus. Gruss Inge Bitte um 'Geschichtsunterricht' - dimitri_ulisse - 11.09.2004 Inge schrieb: > Stathis schrieb: > „Huh ??? > Dauert die Jugend etwa ganze 20 Jahre ???? > > Moment mal, die Junta (Militärdiktatur) hat von 67-74 gedauert (7 Jahre). Danach kam Karamanlis (ND), O.K. rechte Partei, aber demokratisch gewählt. Als ... Stathis meint wohl was anderes. Du schriebst zunächst: >>>> > die ihre Jugend grösstenteils in einem totalitären, faschistischen System ... verbracht haben. >>>> Das entscheidende Wort lautet "größtenteils". D.h.: Wieso "größtenteils" und nicht "ganz"? D.h., es gibt genug Leute, die ihre GANZE Jugend in dieser Zeit verbracht haben, nicht nur "größtenteils". Denn...: "Dauert die Jugend etwa ganze 20 Jahre?"... So war das wohl gemeint, denke ich. Stimmt ja auch, d.h. leider haben tatsächlich viele Leute ihre GANZE Jugend in dieser Diktatur verbracht... (sagen wir mal die, die etwa 1954 geboren wurden). Grüße... Dimitri Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Inge - 11.09.2004 Hallo Dimi, unsere Postings haben sich wohl gekreuzt. Tatsache ist, dass mir die Definition Jugend = zwischen 15 und 24 bzw. 26 Jahren irgendwann mal eingetrichtert wurde und ich von einem Zeitraum von mind. 10 Jahren ausgegangen bin. Gruss Inge Bitte um 'Geschichtsunterricht' - dimitri_ulisse - 11.09.2004 Inge schrieb: > Hallo Dimi, > > unsere Postings haben sich wohl gekreuzt. > Tatsache ist, dass mir die Definition Jugend = zwischen 15 und 24 bzw. 26 Jahren irgendwann mal eingetrichtert wurde und ich von einem Zeitraum von mind. 10 Jahren ausgegangen bin. > > Gruss Inge Ach so, ok. Na ja..., was das Wort "Jugend" bedeutet, bestimmt keine Norm, keine DIN, kein Gott, kein Verlag, keine Firma und kein Gesetz, sondern die Gesamtheit der Menschen, die dieses Wort in ihrer Sprache (in diesem Fall Deutsch) gebrauchen. Den Gebrauch dieses Wortes kann man dann empirisch erforschen und seine Untersuchungsergebnisse darlegen. Sowas nennt man dann deskriptive Linguistik - also "beschreibend", statt der "präskriptiven" Tendenzen in vergangenen Jahrhunderten. Auch (oder "sogar") die DUDEN-Redaktion versteht sich seit langem als eine solche Institution (von denen ich allerdings einige für verwöhnt-einfältige Snobs halte, denen ihr "deskriptiver Auftrag" nicht immer perfekt gelingt). Nur so mal als linguistische Anmerkung. Ansonsten ist unter dem Gesichtspunkt einer "10-jährigen Jugend" natürlich wieder klar, wie dieses "größtenteils" zu verstehen war. Grüße... Dimitri PS: Während der Diktatur war dann natürlich quasi ALLES "präskriptiv". Und damit natürlich auch der Gebrauch der griechischen Sprache. Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Inge - 12.09.2004 Hallo Dimi, ich bin keine Linguistin, sondern habe mir meine Sprachkenntnisse (ausser Griechisch) im Rahmen einer Berufsausbildung (angewandte Sprachwissenschaften) angeeignet. Griechisch habe ich so nebenbei gelernt, an Privatschulen wie auch in Universitätskursen. Also kann ich zwar nicht immer mitreden, weiss aber so in etwa, worauf Du hinaus willst. Und in schreibe und denke hier in der Regel in Deutsch. Ich gehe ebenfalls davon aus, dass der Begriff „Jugend“ ein dehnbarer ist, stark abhängig von der jeweiligen Kultur. Wir hier in Deutschland haben (noch) lange Schulzeiten und noch längere Ausbildungszeiten als viele andere Länder. Der Begriff „Jugend“ ist bei mir positiv besetzt. Er bezeichnet die Zeit, in der der junge Mensch noch in der Ausbildung ist, frei von familiären Verpflichtungen, sprich lose und ungebunden, oft noch auf die materielle Zuwendung seiner Stamm-Familie angewiesen. Daher sehe auch ich den genannten Zeitraum für uns Deutsche für richtig an. Aus meiner Erfahrung weiss ich, dass in der Vergangenheit die Zeit der Jugend in Griechenland, (heute nicht mehr unbedingt), sehr verkürzt war. Mir sind Frauen bekannt, die mit 15, 16 Jahren verheiratet wurden, deren Jugend m.E. viel zu früh geendet ist. Wen wundert es, wenn zu Zeiten der Diktatur, immerhin vor 30 Jahren, der Begriff der Jugend anders definiert war. Im Falle meines (griechischen) Mannes und mir wars allerdings anders. Wir haben längere Zeit gebraucht, um „erwachsen“ zu werden und zu heiraten. Und er hat mir unendlich leid getan, dass er einen Teil seiner „Jugend“ in solch einer Misere verbringen musste. Gruss Inge Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Carmen - 12.09.2004 antheo wrote: > Huh ??? > Dauert die Jugend etwa ganze 20 Jahre ???? Nein, natuerlich nicht, es ist die griechische Kindheit, die 20 -25 Jahre dauert. Danach kommt die Jugend, fuer weitere etwa 10 Jahre. Danach sind die Jungs mit etwa 35 faehig, ihre Schuhe allein zuzubinden und koennen auch mal zum Periptero geschickt werden. Gut aufgepasst, Andreas! Carmen Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Inge - 12.09.2004 Oh je, jetzt merke ich erst, dass ich glatt Stathis mit Andreas verwechselt habe. Hatte mich schon gewundert…. Kommt davon, wenn man die Gesichter nicht vor Augen hat. Man möge mir verzeihen (hoffentlich)!!! Um noch einmal zur griechischen Geschichte zurückzukommen: Wer sich einen neueren Film (2003) anschauen möchte, der das Thema jüngere griechische Geschichte im Schnelldurchlauf anreisst, sollte sich Politiki Kouzina (engl.: A Touch of Spice) anschauen. Der Film, der schon einige Preise erhalten hat und bereits in den Staaten, Frankreich und Italien aufgeführt wurde, ist leider noch nicht auf dem deutschen Markt (soweit mir bekannt). Welchen deutschen Titel er mal erhalten wird, weiss ich nicht. Dieser Film, der eine Mischung aus Komik und Drama auf höchstem Niveau bietet und mitunter zu Tränen rührt, setzt aber m.E. voraus, dass man sich wenigstens im Groben etwas in der neueren griechischen Geschichte auskennt. Ich halte ihn für ein Meisterwerk. Hier einige Links: http://www.acs.gr/blue&gold/PAGES/cinema.politiki0304.html>http://www.acs.gr/blue&gold/PAGES/cinema.politiki0304.html</A> http://www.greekcity.com.au/content/content.cfm?id=916>http://www.greekcity.com.au/content/content.cfm?id=916</A> http://perso.wanadoo.fr/corraface/filmcred/touchen.html>http://perso.wanadoo.fr/corraface/filmcred/touchen.html</A> http://perso.wanadoo.fr/corraface/infos/news04_03.html>http://perso.wanadoo.fr/corraface/infos/news04_03.html</A> Politiki Kouzina (A touch of spice) von Tassos Boulmetis (Griechenland Ein griechisches Drama Musik: Evanthia Reboutsika Gruss Inge Bitte um 'Geschichtsunterricht' - antheo - 12.09.2004 Ziel verfehlt ! Es geht nicht darum, wie lange die Jugend dauert. Die Aussage ist, wie die Zeit war, wie jeder seine Jugend verbracht hat - und das sieht jeder anders. Es gibt Leute, die halten den einen oder den anderen für einen grossen Helden, Widerstandskämpfer etc. Nun, es gibt solche und solche. Ich will mich nicht hierbei näher einmischen. Was politische Verfolgung, Absolutismus und ähnliches betrifft, es soll auch Leute gegeben haben, die erst kurz vor einer Olympiade von Erpressung, Verfolgung und wirtschaftlicher Ausrottung befreit wurde. Ebenso soll es Leute geben, die Alekos Panagoulis für einen Freiheitskämpfer halten. Ebenso soll es Leute geben, die das selbe von Rudolph Hess behaupten. Neuerdings sollen sogar welche aufgetaucht sein, dei einen gewissen bömischen Gefreiten nur als Mitläufer und Sympatisant darstellen. Es ist eben alles Auslegungssache... Tatsache ist, politische Allmacht führt zu Missbrauch. Historisch gesehen, fast egal in welchem Jahrhundert und unter welchem "Führer" ... Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Inge - 13.09.2004 Andreas schrieb:, „Ebenso soll es Leute geben, die Alekos Panagoulis für einen Freiheitskämpfer halten. Ebenso soll es Leute geben, die das selbe von Rudolph Hess behaupten.“ Andreas, Thema verfehlt! Mit meiner Empfehlung des Romans von Oriana Falaci ging es mir weniger um den Protagonisten Panagoulis, den man als Widerstandskämpfer, Freiheitskämpfer oder meinetwegen auch Anarchisten bezeichnen mag. Auf alle Fälle war er ein Regime-Gegner. Und wie man mit diesen während der Junta verfahren ist, schildert der Roman m.E. sehr einprägend. Hier im Thread geht es darum, David und anderen ein paar Infos an die Hand zu geben, was sie sich unter der griechischen Junta vorzustellen haben. Für manche ist es sicher reizvoller, sich Geschichte eingebunden in einen Roman einzuverleiben, als trockene Geschichtsbücher zu wälzen. Da von Euch gebürtigen Griechen ja so gar nichts kommt, was ich im übrigen nachvollziehen kann - meinen Mann spricht man besser auch nicht mehr darauf an - , versuche ichs halt, aufgrund Zeitmangels allerdings in bescheidenem Ausmass. Geschichtsmaterial kann man sich schliesslich übers Internet, Bibliotheken etc. besorgen. Meines Wissens geht es hier im Thema speziell um die griechische Militär-Junta von 1967-1974. Dass es sich hierbei nicht um die einzige Diktatur in der Geschichte handelt, wissen sicher alle. Gruss Inge Bitte um 'Geschichtsunterricht' - antheo - 13.09.2004 Ich bin auch ein Regime-Gegner. Ich hasse Diktakturen. Viele bezeichnen mich auch als Anarchisten. Bekomme ich jetzt auch (m)eine Romanschreiberin ? Achso, ich vergasss zu sagen, um welche Diktaktur es sich hierbei handelt. Und genau das ist die Auslegungssache. Bitte um 'Geschichtsunterricht' - antheo - 13.09.2004 Inge schrieb: > Andreas, > Thema verfehlt! Nö, mitnichten ...! Wer eine Geschichtuntericht anfragt, der soll sich im Klaren sein, WEN er fragt, da alles Auslegungssache ist. Wer die Falacci zitiiert, der hat genausoviel Objektivität, wie wenn jemand z.B. zum thema "Teufelsanbetung" sich Informationen ausschliesslich vom Vatikan einholt. Sicherlich haben z.B. die Wiccas eine ganz andere Einstellung zum Thema, ebenso wie z.B. die altgriechische Mythologie. Wer in einer Kommunistenjafka nach der gr. Junta fragt, bekommt bestimmt all die Antworten, die NICHT mit dem roten Massaker in Prag oder Himmelsplatz in Peking verknüpft werden. Wer sich aber lieber mit Scheuklappen durchs Leben geht, der sollte sich bei Fallcci und ihren Lover Panagoulis Literarischer Pampflete orientieren. Zuviel informierte Individuen schaden der offiziellen Partei-Propaganda. P.S. Selbstverständlich habe ich den Roman gelesen. Sein Inhalt wurde erheblich verbessert, nachdem die Vorlage als Toilettenpappier verforagende Dienste getan hat. Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Inge - 13.09.2004 Dass meine Empfehlung des Buches „Ein Mann“ v. Oriana Fallaci eine Provokation für viele Griechen sein würde, war mir von Anfang an klar. Oriana Fallaci hat gnadenlos mit der griechischen Gesellschaft zu Zeiten der Junta abgerechnet, sich für den brutalen Mord an ihrem Lebensgefährten auf diese Art und Weise gerächt und damit die „griechische Seele“ bis ins Tiefste verletzt. Viele Griechen haben seinerzeit, vor allem aus dem Exil heraus – an ihrer Heimat scharf Kritik geübt. Aber ihr, der Fallaci als Ausländerin, kann man bis heute nicht verzeihen, dass sie es ihnen gleichgetan hat. Oriana Fallaci ist nicht irgendeine. Sie ist eine der grössten Journalistinnen unserer Zeit. Als Kriegsberichtserstatterin hat sie praktisch alle politischen Konflikte unserer Zeit mitverfolgt, hat Interviews mit vielen poltitischen Grössen geführt. Ihre Bücher sind in 20 Sprachen übersetzt und in 31 Ländern veröffentlicht. Sie ist eine mutige Frau. Mit ihrer letzten Veröffentlichung (2001) : „Die Wut und der Stolz“ rechnet sie mit der ihr eigenen brutalen Aufrichtigkeit und Leidenschaft mit dem islamistischen Fundamentalismus ab, steht jetzt auf der Abschussliste der El Kaida. Mir sind einige Griechen bekannt, die die Kritik der Fallaci durchaus akzeptieren, wenn sie auch weh tut. Hierzu gehört offensichtlich eine gute Portion Intelligenz, Lebenserfahrung, Offenheit und demokratisches Verständnis. Schwarz-weiss-Seherei hatte ich übrigens bisher immer der deutschen Mentalität zugeordnet. Sie scheint weitverbreiteter als ich dachte. Im übrigen warte ich auf Andreas’ Alternativ-Vorschläge zur politischen Bildung unserer Jugend hier im Forum. Ich mag den Umgang mit jungen Leuten. Aber mit Älteren, die sich wie im Kindergarten aufführen, möchte ich eigentlich weniger zu tun haben. Gruss Inge Bitte um 'Geschichtsunterricht' - dimitri_ulisse - 13.09.2004 Inge schrieb: > Oriana Fallaci ist nicht irgendeine. Sie ist eine der grössten Journalistinnen unserer Zeit. *** Allerdings! Sie hat vor allem richtig Ahnung aus erster Hand von dem, worüber sie schreibt. Sie gehört zu den erfahrensten Journalisten überhaupt - ich meine nicht im Journalistenhandwerk, sondern quasi in politischer "Welterfahrung". > Sie ist eine mutige Frau. Mit ihrer letzten Veröffentlichung (2001) : „Die Wut und der Stolz“ rechnet sie mit der ihr eigenen brutalen Aufrichtigkeit und Leidenschaft mit dem islamistischen Fundamentalismus ab, steht jetzt auf der Abschussliste der El Kaida. *** Für Interessierte: Das neueste Buch von Fallaci lautet "La forza della ragione", erste Auflage April 2004. Ich lese gerade den 14ten Nachdruck vom Mai 2004 (richtig gelesen..., 14ter Nachdruck). Wenn das Buch übersetzt werden wird, müsste es auf Deutsch wohl "Die Kraft der Vernunft" heißen und auf Englisch "The force of reason". Ob es z.B. auf Englisch schon erschienen ist, weiß ich nicht. Es ist eine Art Erweiterung oder "Neuauflage" von "La rabbia e l'orgoglio/Die Wut und der Stolz". Ein Kritikpunkt an diesem Buch war oft seine Aggressivität. Das neueste Buch geht die Sache dagegen fundiert und sachlich an. Sobald es übersetzt erscheint, werde ich es bestimmt mehrfach an Freunde und Bekannte verschenken... Grüße... Dimitris Bitte um 'Geschichtsunterricht' - antheo - 14.09.2004 Inge schrieb: > Dass meine Empfehlung des Buches „Ein Mann“ v. Oriana Fallaci eine Provokation für viele Griechen sein würde, war mir von Anfang an klar. Nee, ist es nicht. Mich interessiert nicht was die Falaci denkt und schreibt. Was sie durch ihre rote Brille als Wahrheit, ist genau so coloriert, wie die Aussage, der Eichmann ist ein netter lieber Onkel und wuerde keinem Kind was antun. >griechischen Gesellschaft zu Zeiten der Junta abgerechnet, sich für den brutalen Mord an ihrem Lebensgefährten auf diese Art und Weise gerächt und damit die „griechische Seele“ bis ins Tiefste verletzt. Pappalappapp ! Was die Junta mit ihren Gegner machte, genau das selbe machte die SED und weiss wer im real existierenden Sozialismus. Brutaler Mord. Wage dich heute irgendeinen Hampelmann der Politik anzuzweiffeln, und ruckizucki hat dein ABS in der kritischen Kurve versagt. (Zur Not kann es auch ein Falcon oder ein Shinook sein.) > Mir sind einige Griechen bekannt, die die Kritik der Fallaci durchaus akzeptieren, wenn sie auch weh tut. Hierzu gehört offensichtlich eine gute Portion Intelligenz, Lebenserfahrung, Offenheit und demokratisches Verständnis. Die politische Zugehoerigkeit eines/einer zu irgend einer Partei spricht fuer mich Baende. >Im übrigen warte ich auf Andreas’ Alternativ-Vorschläge zur politischen Bildung unserer Jugend hier im Forum. Nee, warte lieber nicht. Ich lasse mich weder vor roten noch braunen Karren spannen. Das ueberlasse ich euch Stahaufmaenchen, schliesslich zahlt jede Partei eure Vermoegen um von euch gewaehlt zu werden. Muesst ja was tun fuer euer Geld. Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Daxie - 15.09.2004 Ach je, bin immer wieder erstaunt, zu welchem Resultat hier manchmal so scheinbar harmlose Fragen führen. Wie auch immer, wenn es generell um Griechenland und seine wechselvolle Geschichte geht, fand ich das Buch:Hubert Eichheim : Griechenland sehr interessant. Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Inge - 15.09.2004 Auf die Gefahr hin, von einem Teil der „griechischen Gemeinde“ wieder einmal in der Luft zerfetzt zu werden, hier noch zwei Lesetipps für Fortgeschrittene, die etwas tiefer in die „griechische Tragödie“ einsteigen möchten. Diese Literatur wurde vor langer Zeit von meinem Mann an mich herangetragen. Es handelt sich hierbei im besonderen um zwei Werke von Nikos Dimou, griechischer Journalist, Systemkritiker, Satiriker, Poet: 1. H ΔΥΣΤΥΧΙΑ ΤΟΥ ΝΑ ΕΙΣΑΙ ΕΛΛΗΝΑΣ / I Dystihia tou na Eisai Ellinas (The Misery of Being Greek), 1975 2. ΑΠΟΛΟΓΙΑ ΕΝΟΣ ΑΝΘΕΛΛΗΝΑ /Apologia enos Anthellina (Apology of an Anti-Hellene) 1997 Siehe folgenden Link (englische Seite): http://www.ndimou.gr/anti_en.asp>http://www.ndimou.gr/anti_en.asp</A> Die Bücher sind offensichtlich nicht in Deutsch verfügbar. Man kann den Autor aber über die Seite anschreiben, übrigens auch in Deutsch, da er Deutsch spricht. So liebe ich sie, die Griechen!!! Und es gibt einige seines Genre. Man muss nur suchen. Gruss Inge Bitte um 'Geschichtsunterricht' - Michael-2 - 16.09.2004 Ich kann mich diesen Buchempfehlungen Inge's uneingeschränkt anschließen. Nikos Dimou ist absolut lesenswert: Zunächst einmal wegen der Inhalte, aber auch deshalb, weil er ein besonders klares und verständliches Griechisch schreibt. Die Dimou-Lektüre ist in jeder Hinsicht eine wirkliche Bereicherung. |