Bravo tous! - Druckversion +- Go2Hellas (http://www.gotohellas.gr) +-- Forum: Auswandern nach und Leben in GR (http://www.gotohellas.gr/forum-3.html) +--- Forum: Allgemeines (http://www.gotohellas.gr/forum-9.html) +--- Thema: Bravo tous! (/thread-1635.html) |
Bravo tous! - Carmen - 03.01.2005 Lt. TA NEA haben "einfache Menschen in Griechenland" (Zitat) bereits 300.000 Euro auf die Konten der Hilforganisationen fuer die Opfer der Flutkatastrophe gespendet. Der Staat spendet in etwa genau so viel: 150 tsd fuer Sri Lanka und 150 tsd fuer die Malediven. Indien hat ein Angebot in gleicher Hoehe abgelehnt (warum eigentlich?). Morgen wird es auf dem TV Sender NET einen "Marathon der Menschlichkeit" geben. Das waehrend dieser Sendung(en ?) gesammelte Spendengeld wird in einer Summe direkt an das griech. Aussenminsiterium uebergeben - aus Ermangelung einer zentralisierten Spendenorganisation. Insgesamt sehr gute Ideen und sehr gute Aktionen. Und wirklich beeindruckende Zahlen, gemessen an dem Umstand, dass GR ein sehr kleines und selbst nicht besonders reiches Land ist und dass es bisher keine Spendenmentalitaet im deutschen Sinne gegeben hat. Die Kirche hat 350 Tonnen Lebensmittel aus ihren Vorratskammern geschickt. Ich habe allerdings keine Ahnung, was man sich darunter vorstellen kann. Carmen Bravo tous! - Avrio - 03.01.2005 Carmen schrieb: > Die Kirche hat 350 Tonnen Lebensmittel aus ihren Vorratskammern geschickt. Ich habe allerdings keine Ahnung, was man sich darunter vorstellen kann. Hi ! Na, ... Hostien wohl Gruß Uli Bravo tous! - Carmen - 03.01.2005 http://www.ert.gr/eidiseis/en/newsDetails.asp?ID=4175>http://www.ert.gr/eidiseis/en/newsDetails.asp?ID=4175</A> Auf der ERT Webseite (englisch) schon mal einige News zum Spendenmarathon, der von morgen frueh um 5:45 h fuer 24 Stunden in TV und Radio durchgefuehrt wird. Sobald ich die angekuendigte Sonderwebseite finde, poste ich den Link. Wer immer ein griechisches Handy hat, kann ausserdem per sms spenden. Wie, das steht auch auf der Seite. Carmen Bravo tous! - Carmen - 04.01.2005 Die heute morgen um 5:45 h angelaufene Aktion der staatlichen TV und Rundfunkanstalt ERT ist beispiellos in der Geschichte Griechenlands und trifft auf Schwierigkeiten, die man sich im ersten Moment gar nicht deutlich macht. Wie organisiert man effektive Hilfe, wenn es dafuer nicht einmal eine Basis gibt? In den ersten Tagen sind es UNICEF und das Rote Kreuz gewesen, die sofort um Spenden gebeten hatten und Hilfsgueter in die betroffenen Regionen gesandt hatten - ueber ihre internationalen Dachorganisationen. Nach ein paar Tagen tauchte auch der Name einer Organisation auf, von der ich bisher nicht viel gehoert hatte. Natuerlich sehe ich in den Strassen Athens kleine Wegweiser, die auf die Bueros oder was auch immer dieser Organisation hinweisen, aber ich wusste nicht wirklich, was das ist. Die Organisation heisst Αλληλεγγύη , Solidaritaet. Allilengi ist die humanitaere Hilfsorganisation der griechischen Kirche, Infos ueber ihre Aktivitaeten gibt es in griech. Sprache hier: http://solidarity.gr>http://solidarity.gr</A> Die Spendeneinnahmen des heutigen Marathons der Menschlichkeit werden direkt an das griech. Aussenministerium uebergeben, das in Zusammenarbeit mit Allilengi und IKA diejenigen Gebiete auswaehlt, an die die Unterstuetzung direkt fliessen wird. ERT spricht in diesem Artikel http://www.ert.gr/eidiseis/en/newsDetails.asp?id=4181>http://www.ert.gr/eidiseis/en/newsDetails.asp?id=4181</A> davon, dass Allilengi und IKA "NGOs" seien, also Nicht-Regierungs-Organisationen. Insgesamt finde ich den gesamten Hilfsversuch hervorragend, wenn man bedenkt dass wir in einem hochgradig korruptionsverseuchten Land leben. Natuerlich sind eine Organisation der Staatskirche und der staatliche Sozialversicherer nicht wirklich das, was man sich gemeinhin in der Welt unter einer NGO vorstellt. Aber insgesamt ist es tatsaechlich wohl das beste, unabhaengiste und fairste, was man in diesem Land machen kann, will man den Opfern direkt helfen, ohne dass grosse Anteile der Spendengelder fuer Verwaltungs- und Personalkosten einer riesigen buerokratischen Organisation wie das Rote Kreuz oder UNICEF versickern. Und vermutlich gibt die tiefe Involvierung des Staates den Menschen in GR auch die Sicherheit, dass das Geld nicht "verschwindet". Insgesamt freue ich mich ueber die aktuellen Entwicklungen und hoffe, dass daraus mehr erwaechst. Carmen Bravo tous! - Carmen - 04.01.2005 Ich hab eben bei NET reingeschaut, die Aktion laeuft phantastisch. Spendenbetraege zwischen 100 und 200 Euro fliessen wie Wasser, auch kleinere Betraege und viele groessere. Babis Vovos (der vermutlich groesste und reichste Bauherr Athens) hat 150.000 Euro beigesteuert. Ein Gast (der Kuenstler Moupouzis) forderte ausserdem, dass die griechischen Reisebueros, die bisher so viel Geld an den verkauften Reisen in die Region verdient haetten, ihren *deutlichen* Tribut leisten sollten. Jetziger Zwischenstand: 2.278.114,- Euro! Bravo tous! - Carmen - 04.01.2005 Ich hatte mich gefragt, wie das ganze organisatorisch ablaeuft, denn man kann ja keine Einzugsermaechtigung geben. Und tatsaechlich fliesst bisher der geringere Teil der Spenden*zusagen* ueber das Telefoncenter (130 Mitarbeiter!). Die meisten Menschen gehen heute direkt zu den Banken, die Sonderkonten eingerichtet haben und zahlen bar ein. SKANDAL: ausser der Ethniki Trapeza machen die beteiligten Banken ihren kleinen Reibach, in dem sie die ueblichen Einzahlungskosten von 1,20 Euro erheben! An mehreren Stellen in Athen (nur dort???) stehen glaeserne Spendenboxen, zB am Flughafen, am Syntagma Platz. Es ist beeindruckend, wie die Menschen, schon mit Geldscheinen in der Hand, zielstrebig darauf zustroemen und Scheine (ausschiesslich Scheine) hineinwerfen. Diese Barsummen scheinen noch nicht in den aktuellen Zwischenstand eingeflossen zu sein, muessen aber erheblich sein. Auch staatliche Firmen beteiligen sich an der Spendenaktion, zB DEH, Hellenic Petroleum, Delpa und wie sie alle heissen. Man kann offenbar auch ueber OPAP (also dort, wo man sonst seine Wettscheine abgibt) spenden. Ueber 200.000 Euro sind bisher auch ueber die Spenden-sms eingeflossen. Die Aktion laeuft jetzt gerade erst 7 Stunden. Ich bin sicher, dass eine riesige Summe zusammenkommt. Sobald es bemerkenswerte Neuigkeiten gibt, berichte ich weiter. Zwischenstand: 2.590.000 Mio Euro als bereits erfolgte Einzahlungen auf den Bankkonten! Plus Zusagen ueber 800.000, plus sms, Webseite, Barsammlungen und laufende Sammlungen in vielen Firmen unter der Belegschaft etc. Carmen Bravo tous! - Carmen - 04.01.2005 Neuer Zwischenstand: 6.245.278 Euro. Davon wurden ueber 4 Mio Euro heute direkt auf die Bankkonten eingezahlt (heute Nachmittag verlauteten die Banken endlich, dass sie keine Gebuehren erheben). Einige Bankfilialen ind Athen und Thessaloniki werden heute bis 19:30 geoeffnet sein. Die Sache ist sehr bewegend, es gibt viele Geschichten zu erzaehlen. Beeindruckt ist auch der Sender selbst, der mit einer Welle der Hilfsbereitschaft in dieser Groessenordnung selbst nicht gerechnet hatte. Viele Kuenstler versprechen Benefiz-Auftritte oder die Einnahmen aus einem Konzert/Auffuehrung zu spenden und so weiter. Bravo. Bravo tous! - Carmen - 05.01.2005 Die response der griechischen Bevoelkerung war ueberwaeltigend und daher hat der Sender gestern beschlossen, den Spendenmarathon auch heute bis 13 h fortzufuehren. Als ich gestern abend ins Bett ging, stand der Pegel bei fast 8 Mio. Euro, inzwischen sind es ueber 11,1 Mio. Auf der ERT-Seite steht ein kleiner Bericht mit einer Analyse, wie sich die Spenden zusammensetzen: http://www.ert.gr/eidiseis/en/newsDetails.asp?ID=4196>http://www.ert.gr/eidiseis/en/newsDetails.asp?ID=4196</A> Das Ergebnis ist wirklich beeindruckend, denn die Spenden bestehen fast ausschliesslich aus sog. "Kleinspenden". Allein 1,2 Mio durch die sms, die 1 Euro kosten (es gibt keine Abzuege an die Mobiltelfirmen). Wahnsinn. Manchmal gab es durch die Studiogaeste Ausdruecke der Enttaeuschung, wenn zB Coca Cola "nur" 10.000 Euro beisteuerten - aber es waren halt die Mutterfirmen, die grosse Betraege in ihren Laendern bereitstellten. Hat man ja gestern auch bei der ZDF-Veranstaltung gesehen. Insgesamt ist die Betroffenheit in GR ungemein gross. Nur selten hoert man Unkenrufe (und die nur von aelteren Semestern), dass das Geld eh gestohlen werden wir oder man keine Laender unterstuetzen sollte, die Kinderarbeit oder Kinderprostitution zuliessen. Manchmal auch Diskussionen, dass der Tourismus alles kaputtgemacht haette und die Menschen jetzt die Chance zu ihren Wurzeln zurueckzukehren - scheinbar eine Uebertragung der griechischen Wirklichkeit auf Asien. Sehr bewegend auch die Angebote von bettelarmen Menschen, die keinen Euro entbehren koennen: ein Opa wollte seine Laufkruecken spenden, eine andere Familie einen alten Wohnwagen, damit die obdachlosen Kinder wenigstens ein Dach ueber dem Kopf haben. Ein kleiner Junge, der einen Klavierwettbewerb gewonnen hatte, spendete seinen 100 Euro-Preis und wird einen Klaviermarathon veranstalten: solange seine Haende spielen koennen, soll Geld gesammelt werden. Immer wieder wurde erklaert, weshalb man keine Sachspenden annehmen kann, "dhen trone to idio apo mas". Immer wieder wurde deutlich gemacht, dass in anderen Kulturen anders gegessen wird, man sich anders kleidet, alles anders ist. Es war und ist eine gute Gelegenheit, der Masse der Menschen die Welt ausserhalb Griechenlands aufzuzeigen. Der Staat selbst ist ja nun auch nicht reich, hat aber inzwischen im Wert von 1 Mio. Hilfe geleistet, durch Transportfluege etc. Die durch diesen Spendenmarathon generierten Gelder werden fuer dringend benoetigte Hilfsgueter ausgegeben und mittels eines Schiffes an einen der Straende gebracht, wo sie dringend benoetigt werden. Viele Ministerien und Bueros haben aus ihrem eigenen Etat gespendet, hier 10tsd, dort 10tsd. Ein Studiogast sagte gestern: An den Griechen ist vieles schlecht, man muss vieles bemaengeln. Aber jetzt, in dieser Situation zeigen sie ihr gutes Herz und wie die Volksseele wirklich tickt. Politker zeigten sich erfreut, dass es kein "links oder rechts" gibt und alle freuen sich, dass die Griechen an einer gemeinsamen Sache arbeiten und ihre "Menschlichkeit wiederentdecken". Wer weiss, vielleicht hat diese Katastrophe weltweit ja tatsaechlich einen guten Effekt und ruettelt die Menschheit auf. In Griechenland jedenfalls ist man froh, dass es eine uebergeordnete Solidaritaet gibt und alle grossen Sender, alle Parteien, alle Organisationen haben die (beinahe) staatliche Initiative unterstuetzt. Carmen PS Waehrend ich diesen Text schrieb, hat die Regierung angekuendigt, eine Mio. zu spenden. Die Summen sind wirklich ueberwaeltigend fuer ein solch armes Land. Bravo tous! - sufukli - 05.01.2005 Es ist wahrhaftig eine riesige Katastrophe !!! Daran gibt es absolut keinen Zweifel. Dennoch sollte man nicht vergessen, daß täglich ca. 40.000 Kinder in aller Welt an Unterversorgung sterben. Es geschieht täglich !!! Nur - daran scheinen sich die Medien nicht zu stören. Die Medien werden sich auch nicht mehr an der Flutkatastrophe stören, wenn der öffentliche Focus nicht mehr da ist. sigurd Bravo tous! - Carmen - 05.01.2005 So heisst die Aktion von jetzt an, denn man moechte keinesfalls aufhoeren. Heute abend wird es von 22 - 24 h eine Versteigerung im TV geben - viele Beruehmtheiten haben Objekte beigesteuert, die man ersteigern kann. Um ein Einstiegsgebot zu haben, kann ab 19 h geboten werden. Nicht fuer einzelne Objekte, aber fur Gruppen. zB "fuer ein Trikot wuerde ich xy Euro geben", so dass alle Objekte gleicher Art mit demselben Einstiegsgebot beginnen. Ab 22 h werden dann Einzelgebote live angenommen. Die Leitung ist ab 19 h geschaltet: 210-607 50 11 Die Kirche haengt sich ziemlich aus dem Fenster. Im Moment werden Pakete im Wert von 5 Mio. Euro gepackt, die in die Krisengebieten gehen sollen. Ich weiss allerdings nicht recht, was ich davon halten soll, Allillengi raeumt ihre Vorratskammern. Die TV-Bilder zeigen eben, wie Winterstiefel (!), Margarine (!) und Shirts, die man vielleicht zum Fasching tragen kann, zusammengeworfen werden. Toll allerdings dass sich viele freiwillige Helfer gemeldet haben, die slebst keinen Euro entbehren koennen, aber Arbeitszeit und -Kraft spenden. Ob diese Kisten mit den taeglichen Fluegen der Luftwaffe mitgehen oder am 17. Januar auf's Schiff mit den Hilfsguetern gehen, wurde nicht gesagt. Der Aussenminsiter hat sich nicht nur sehr stolz auf sein Volk gezeigt, sondern auch erklaert, was mit dem gesammelten Geld geschehen wird. Zwei Drittel wird als Geldmittel an die zentralen Hilfsfonds der UN und EU fliessen und ein Drittel als Hilfsgueter auf's Schiff. Die detailierte Entscheidung wird heute nach 14 h fallen und veroeffentlicht werden. In jedem Fall zeigte er sich sehr stolz, dass durch diese Summe Griechenland mit zu den "grossen" (wie er sagte) Spendern gehoere. Ich werde nicht muede zu betonen, dass ich schwer beeindruckt bin von dem, was hier abgeht. Und je weiter die Aktion laeuft, desto hoeher schlaegt die Stimmung. Sogar meine Hass-TV-Sender sind mit Feuereifer dabei und freuen sich wie kleine Kinder, dass es im Moment keinen Konkurrenzkampf gibt. Gestern abend waren ja Vertreter aller wichtigen Sender live bei NET im Studio und auch heute unterstuetzen alle gemeinsam die Olympiade der Solidaritaet. Der Aussenminister zeigte sich wie gesagt stolz und - so seine Worte - ueberwaeltigt von der beispiellosen Solidaritaet und Zusammenarbeit ueber alle Ideologie hinweg. Es sieht beinahe so aus, als haette man in GR nur auf ein Ventil gewartet, die Waerme des griechischen Herzens fliessen zu lassen. Auch wenn es vor einer Woche noch normal war, einen alten Opa im stroemenden Regen auf der Strasse liegen zu lassen, ploetzlich erinnert man sich, und das ist das meistgehoerte Wort in dieser Zeit, seiner Menschlichkeit. Carmen Bravo tous! - Carmen - 05.01.2005 Ja, Sigurd, das ist richtig. Gestern sagte auch einer, dass in jedem Krieg mehr Menschen sterben als bei dieser Flut. Ich denke, es ist nicht von Bedeutung, aus welchem Anlass diese weltweite Solidaritaetsaktion anlaeuft. Wichtig ist, DASS sie laeuft. Wichtig ist, dass Firmen wie McDonals, Coca Cola, Mercedes Benz etc. nicht nur Geld aus armen Laendern abzocken, sondern einen Obulus zurueckfliessen lassen. Wichtig ist, dass der kleine Mann auf der Strasse erkennt, dass es Leid auf der Welt gibt. Wichtig ist, dass die Marines endlich mal wo landen, wo sie nicht kaempfen, sondern carepakete verteilen. Und natuerlich waere diese ganze Welle der Hilfe - auch wenn sie unzureichend belieben wird - nur dadurch so gross, weil Supermanager der Giganten selbst vor Ort waren. Selbst Angst hatten und vielleicht selbst Bekannte verloren haben. Das wurde gestern in der ZDF-Show besonders deutlich. Insgesamt ist der positive Aspekt wichtig. Naruerlich wird es ueber kurz oder lang ein gerangel um den Einfluss in den betroffenen Laendern geben und Indien hat ja versucht, sich durch Ablehnung von Aussenhilfe so unabhaengig wie moeglich zu manifestieren. Geht aber ja leider nicht. Gestern im NET sagte jemand ganz richtig: wenn nur jeder in den sog. "reichen Laendern" eine einzige Stunde fuer die armen Laender arbeiten wuerde, gaebe es keine Armut auf der Welt mehr. Aber natuerlich haben die reichen Laender Interesse daran, dass es arme Laender gibt. Alles richtig. Dennoch: vielleicht entsteht ja jetzt eine Diskussion und vielleicht aendert sich das Bewusstsein der Menschen etwas. Vielleicht kommt man dazu, dass alle Grosskonzerne von ihrer belegschaft gezwungen werden, regelmaessig an Hungergegenden zu spenden. Vielleicht kommt man endlich zum Schuldenerlass. Ich habe ganz einfach die Hoffnung, dass dies der Anfang ist. Das Anfang vom Ende des Krieges, der Ausbeutung, des krepieren lassens des halben afrikanischen Kontinents an AIDS. Ich habe auch kleinere Hoffnungen: dass griechenland sich entwickelt. Dass mehr Menschen in Hilfsorganisationen aktiv werden. Dass es mehr private Initiativen geben wird und nicht nur UNICEF und das Rote Kreuz. Das der Netmarathon Ich glaube, die URL ist www.netmarathon.gr), der sich schon laenger fuer die Hungernden in der Welt einsetzt, Zulauf findet. Es liegen so viele Chancen in der Luft. Carmen Bravo tous! - erotokritos - 05.01.2005 Mir geht das was Sigurd schreibt nicht aus dem Kopf. Bei allem Positiven, das die Spendenfreudigkeit der Menschen hervorbringt und das unbenommen bleibt, scheint es mir doch auch eine gehörige Portion Eitelkeit zu sein, die da mitspielt. Wir feiern uns selbst, in den Medien, vor den andern, ob unseres beispiellosen Mitgefühls und profitieren weiterhin an den täglichen Ungerechtigkeiten, die unser Wirtschaftssystem für uns bereithält. Mein Respekt vor all denen, bei denen es nicht so ist. Die auch spenden, wenn es keine Schlagzeilen gibt, die von dem spenden, das sie eh fast nicht haben. "Ach, sind wir doch toll"... Bravo tous! - Carmen - 05.01.2005 Franz schrieb: > "Ach, sind wir doch toll"... nein, das ist zumindest fuer GR nicht richtig. Die Menschen hier sind wirklich betroffen und geben von Herzen, viele Renter ihre gesamte Monatsrente. Die Menschen hier spenden bis an ihre Schmerzgrenze, aus dem ehrlichen Anliegen heraus, zu helfen und nicht aus Eitelkeit. Vielleicht gibt es sowas nur, wenn man selbst arm ist. Die Griechen sind stolz, aber nicht auf die Summe und nicht darauf, wie toll sie sind. Sie haben ein Recht auf Anerkennung ihrer selbstlosen Anstrengung und sie freuen sich darueber, dass es etwas gemeinsames gibt. Sie sind gluecklich, Herz zeigen zu koennen. Hier passiert etwas ganz besonderes und das sollte nicht mit der satten Bequemlichkeit in den reichen Laendern verwechselt werden. Carmen Bravo tous! - Carmen - 05.01.2005 Franz schrieb: > > "Ach, sind wir doch toll"... Und noch was faellt mir dazu ein. Ich habe die Sendungen auf SAT.1 und ZDF gesehen. Mich hat der SAT.1-Geschaeftsfuehrer angek*tzt, der tatsaechlich eitel war, genau wie Kai Pflaume und denen es tatsaechlic nur darum ging, wer der Tollste ist. Gestern im ZDF vermittelte mir J.B. Kerner dasselbe Gefuehl. Hier nicht, Franz, Du haettest die Sendung verfolgen sollen, Du haettest in die Stadt fahren sollen, wo der glaeserne Spendentopf steht, ind er Metro fahren sollen, mit den Spendern sprechen. Die Atmosphaere ist einzigartig. Und hat nullnientetipota mit dem zu tun, was ich im deutschen TV gesehen habe. Aber deshalb berichte ich ja auch pausenlos, es ist einfach ueberwaeltigend, die Stimmung und die Anstrengungen mitzuerleben. Carmen Bravo tous! - Tobi - 05.01.2005 Es ist vielleicht nicht der guenstigste Zeitpunkt fuer das Wort "aber", aber: Was Franz *vielleicht* sagen wollte und was ich auch wuenschen wuerde ist, dass dieses Klima von Mitgefuehl und Grossherzigkeit auch ueber diese - wenn auch unbestreitbar fuer einen guten Zweck - beispiellos von den Medien gepushte Kampagne hinaus Bestand in GR haben wird. Ohne die Aktionen schlechtreden zu wollen - ich bin ja auch nicht in Athen - hoffe ich einfach nur, dass es nicht noch einmal so einen Katalysator braucht, damit die Leute im Notfall so reagieren. Sondern auch ohne Trara und auch ohne jegliche Anerkennung. Denn die gibts nunmal nicht, wenn einem keiner bei seiner Mildtaetigkeit zusieht, und trotzdem wird sie ueberall gebraucht. "Recht auf Anerkennung" - noe, das gibts nicht. im Regelfall schert sich kein Mensch um Deine guten Taten, das muss man nur mit sich selbst ausmachen. Reden wir bitte nicht davon, ob die Griechen da besser oder schlechter sind als der Rest der westlichen Welt - hoffen wir einfach nur, dass mal eine leicht veraenderte Grundhaltung *haengenbleibt* (Ja, Carmen, hast Recht, ich habe die grossartige Spendengala im ZDF exakt 3 Minuten verfolgen koennen, bevor mich diese zur Schau gestellte Selbstzufriedenheit aus dem Sessel geblasen hat) Bravo tous! - Carmen - 05.01.2005 Sicher, das schrieb ich ja auch vorher. Aber ein kleiner Anfang sind ja solche Nebeneffekte wie folgender: Man hatte (sicherlich Medienwirksam) 5 oder 6 dunkelhaeutige Kinder ins Studio eingeladen. Ein kleiner Junge wurde gefragt, woher er sei? Als er nur gross schaute, sagte die Moderatorin "Er ist aus Indonesien" (oder so). Dann wurde er gefragt, wie sein Dorf hiesse? Er sagte spontan und aus tiefstem Herzen: PAGKRATI. Pangkrati ist ein Stadtteil Athens... Die anfaengliche Sprachlosigkeit schlug schnell um in eine Diskussion, die ich dann auch auf der Strasse und auch im weiteren Verlauf der Sendung hoerte. Dass viele nicht gewusst hatten, wo diese Laender eigentlich alle seien, wo diese Kinder eigentlich herkaemen und unter welchen Bedingungen sie in ihren Heimatlaendern gelebt hatten oder leben muessten. Ploetzlich wurde aus dem laestigen Insekt auf zwei Beinen ein Mensch, ein Kind wie Dein Kind. Wenn *das* ein Momentum erhaelt und das auslaenderfeindliche Klima sich aendern wuerde, waere schon mal viel geschafft. Man konzentriert hier alle Aufmerksamkeit uebrigens ausschliesslich auf die Kinder. Waehrend man im D-TV ueber Organisation, Arbeitsplaetze etc. spricht. Die ganze Sache hier ist wirklich emotional und wird auf einem emotionalen Niveau gehalten. Ihr habt recht, sobald die Emotionen runterkochen, ist vielleicht wieder alles beim alten. Aber irgendwie glaube ich das nicht, dazu sind die Emotionen zu intensiv. Ich bin mir sicher, dass einiges haengen bleibt und so manchem die Augen geoeffnet wurden - und sei es nur einen Spalt breit. Es gibt ein grosses Potential. Es hatte bisher nur niemand kanalisiert. Aber die Herzenswaerme, die hier hochkommt ist phantastisch. Carmen Bravo tous! - Carmen - 05.01.2005 Sag ich doch. Eben sprach ein Politiker im TV davon, dass das, was gerade in GR passiert, hochpolitisch ist. Dass dies ein Ruck durch die Gesellschaft ist, der das ganze Klima im Land veraendern koennte. Dass es das erste Mal in griechenland etwas "Geimeinsames" gibt, fuer das man sich einsetzt. Dass man jetzt ein Momentum entwickeln muss, das Emotionen und Herzenswaerme nach innen gerichtet werden und die Gesellschaft anfaengt, ihre inneren Probleme zu loesen. Und zu mehr Mitmenschlichkeit im eigenen Land kommt. - Eben hat der lokale Priester geklingelt, er sammelt Geld fuer den Spendenmarathon. Den hab ich vorher noch nie fuer was anderes als den Ausbau seiner eigenen neuen Pracht-Kirche im Einsatz gesehen. Und wenn solche Leute auch nur aufgrund von Gruppendruck oder Eitelkeit dabei sind - die orthodoxe Kirche sammelt fuer Moslems, auch das bewegt ein klein wenig was in dem einen oder anderen Kopf. Carmen Bravo tous! - erotokritos - 05.01.2005 Liebe Carmen, auch ich hab natürlich immer wieder mal das Ganze im TV verfolgt und tue es noch immer. Ich habe auch die Statements gehört, die die Vertreter der anderen Sender abgaben, und wenn dann einer sagt: "Wir breiten die Hände aus" (um zu geben d.V.), sich dann verbessert, "die Hände der Liebe", dann habe ich entweder einen vielleicht bei ihm vorhandenen Hang zum Pathos nicht gesehen oder es ist eben Fernsehshow (was es mir eher zu sein scheint) und ich frage mich, wo diese Hände denn sonst uimmer so sind. Spenden sie so brav und fleißig im Stillen, dass wir es nur nicht merken? Aber, nun genug geunkt! Ich wünsche mir so wie du, dass es ein Auftakt sein möge zu einer anderen Art von Mitgefühl, zu einer Art Mitgefühl, die sich nicht aufs Rampenlicht und auf besondere Anlässe beschränkt - hier und überall. Übrigens meine ich nicht besser zu sein als andere. Ich habe mein Einkommen nicht gespendet, wie die von dir angeführten Rentner. Bravo tous! - Carmen - 05.01.2005 Mir ist es schnurps, was so Typen wie dieser TV-Moderator von Antenna (glaube ich?) machen, ehrlich. Mir geht es um die allgemeine Stimmung auf der Strasse. Solche Typen wie oben zitiert haben nichts zu tun mit der Masse. Eine weitere Geschichte. Da gibt es irgendwo in der Aigeis eine kleine Insel namens Kavsos oder so. Nie von gehoert, dort verirrt sich auch nie ein Tourist hin. Die Menschen dort sind beinahe Selbstversorger und sehr arm. Sie haben unter sich 700 Euro gesammelt, was in ihrer Einkommensgroessenordnung Milliarden entsprechen muss. Ob sie den Buergermeister nach Athen geschickt haben oder der Sender ihn ins Studio holte, keine Ahnung. Als er gefragt wurde, wie eine so grosse Summe in einer so kleinen Gemeinde zusammenkommen konnte, sagte er mit warmen Augen: Es ist eine Frage der Liebe und der Ehre (filotimo). Diese Worte haben tatsaechlich eine andere Bedeutung in GR und man scheint sich derer jetzt zu erinnern. Lass Dich nicht blenden von den eitlen. Sie sind in der Minderzahl. Hier passiert gerade etwas ganz, ganz anderes. Vielleicht kann man sich das im Norden Europas nicht vorstellen. Die Spendensumme und -Bereitschaft ist wie gesagt das allgemeine Faszinosum der Medien, Politker, Intellektuellen. Man hatte mit 2 Mio gerechnet und bisher zusammengekommen sind 14,7 Mio., die Zahlen steigen unaufhoerlich. Und die Kreativitaet, wie man mehr Geld zusammentragen kann. Das Gemeinschaftsgefuehl macht alle gluecklich (Ausnahmen siehe oben) und ich habe den Eindruck, darum geht es am allermeisten. Es haben bereits Diskussionen begonnen, wo das herkommt. Einige sagen, es liege an der Olympiade, an dem wiedererwachten "griechischen Geist". An der Erfahrung von Freiwilliger Arbeit und so weiter. Vielleicht. Auf jeden Fall ist es, als sei eine Kruste aufgesprungen. Es wird sogar weniger gehupt als sonst. Ehrlich. Ich kann offenbar die Atmosphaere nicht rueberbringen, schade. Wirklich schade. Carmen Bravo tous! - erotokritos - 05.01.2005 Zum Teil gelingt es dir auf jeden Fall Carmen, und ich freue mich über jedes Beispiel, das du anführst und das ich glauben kann, macht es doch, dass ich die Größe und Güte der Menschen und ihre Liebe vielleicht wieder einmal erleben und meine Hoffnung darein setzen kann . Danke Bravo tous! - Carmen - 05.01.2005 Franz schrieb: > > Übrigens meine ich nicht besser zu sein als andere. Das hab ich auch so nicht verstanden. Aber Du argumentierst und betrachtest die sache offenbar mit den Augen desjenigen, fuer den Spenden und Mitmenschlichkeit eine oft ausgeuebte Selbstverstaendlichkeit ist - in GR ist sowas eben nicht Teil der Kultur. > Ich habe mein Einkommen nicht gespendet, wie die von dir angeführten Rentner. Ich auch nicht, ich lebe auch nicht mietfrei in einer mich versorgenden Grossfamilie. Aber das diese Generation ueber den Tellerrand ihrer eigenen Familie oder ihres eigenen Dorfes hinausschaut, ist ueberaus bemerkenswert. Gruetzi, Carmen |